Beim FC Chelsea hat Thomas Tuchel eine Vereinslegende beerbt. Und die Fans trotzdem schnell für sich gewonnen. Einer ist sich sicher: Es wird Lobgesänge für Tuchel geben.
Als unhöflicher Mensch ist Thomas Tuchel nicht bekannt. Viel wahrscheinlicher ist ohnehin, dass die ganze Situation nur ein Versehen war. Aber zum Schmunzeln war der Fauxpas schon, der Chelseas neuem Coach nach dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League unterlaufen war:
Nach Abpfiff, Chelsea hatte bei Real Madrid gerade 1:1 gespielt, eilte Tuchel zu seinen Spielern. Und schnitt dabei, wohl unfreiwillig, den Ex-Chelsea-Keeper Thibaut Courtois, der mit Tuchel abklatschen wollte. Eine Kamera fing die vermeintliche Unhöflichkeit ein, die Szene ging viral – und die Chelsea-Fans, bei denen Courtois chronisch unbeliebt ist, jubelten im Netz: "Dafür gebe ich ihm ein Bier aus".
"Kein Spaßvogel à la Klopp, aber…"
Chelsea und Tuchel - das scheint zu passen. Der als nicht eben einfach geltende deutsche Coach liefert von Beginn an die Ergebnisse, die Vorgänger und Vereinslegende Frank Lampard zu oft schuldig blieb. Tuchel übernahm die Blues auf Tabellenplatz acht. Nun stehen sie auf Rang vier. Sie stehen außerdem im FA-Cup-Endspiel können ins Finale der Champions League einziehen. Die Fans träumen schon vom nächsten Coup wie 2012, als Chelsea in München (5:4 n.E. im Finale gegen den FC Bayern) den Henkelpott in den Nachthimmel hob.
Auffällig dabei: Auch das Verhältnis zu den Fans scheint bereits ein gutes. "Er ist kein Spaßvogel à la Klopp. Aber er hat seine eigene Art, die Fans für sich zu gewinnen", sagt Sascha Nieweg, Präsident des deutschen Chelsea-Fanklubs "German Blues". Vor allem dank guter Leistungen, aber man merke auch, dass Tuchel die Fans wichtig seien: "Auch wenn er eher pragmatisch rüberkommt, so ist ihm die Bedeutung des Fan-Zuspruchs durchaus bewusst."
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Noch alles offen im ersten Halbfinale der Champions League: Real Madrid und der FC Chelsea haben in Madrid 1:1 gespielt. Das Rückspiel findet am 5. Mai statt.
Teil der Chelsea-Familie
Tuchel hat sich im Wissen um das schwere emotionale Erbe Lampards von Beginn an um die Fans bemüht. "Ich habe den größten Respekt vor Franks Arbeit und seinem Erbe“, waren mit die ersten Worte, die er an die Öffentlichkeit richtete. Die Fans dankten die Geste, indem sie in Tuchels erstem Spiel ein Abschiedsbanner für Lampard aufhängten, sofort aber kommunizierten, das Banner hänge aus Respekt vor Tuchel nur für ein Spiel.
Es menschelt also beim Chelsea FC. Tuchels fachliche Fähigkeiten sind unbestritten. Die menschlichen Softskills waren nicht immer seine größte Stärke. Bei Chelsea spricht er auffällig oft davon, Teil der "Chelsea-Familie" zu sein und lobt den "unglaublichen Support." Sein Fazit:
Die Zeichen stehen günstig für Tuchel. Dafür braucht es nicht einmal einen ausgelassenen Handshake. Es reicht die positive Entwicklung, die der FC Chelsea unter ihm nimmt. "Ich bin mir sicher, dass auch er in die 'Chants' aufgenommen wird. Sobald sich die Tribünen wieder füllen, wird er seine Lobgesänge bekommen“, sagt Nieweg.
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