Bayern München ist in der Champions League krachend an Villarreal gescheitert. Eine logische Konsequenz der aktuellen Entwicklungen.
Statt "Mia san Mia" nun also "Mia san raus". Bayern München ist in der Champions League, gemessen an den eigenen Ansprüchen und Erwartungen, krachend gescheitert. Das vermeintliche Glückslos Villarreal hat die Münchner Höhenflieger schmerzhaft zurechtgestutzt. Dieses Ausscheiden allerdings steht keineswegs nur als unglückliche Pleite da, sondern vielmehr als eine logische Konsequenz der aktuellen Entwicklungen und Versäumnisse in der Vergangenheit.
Wo ist das Bayern-Sieger-Gen hin?
Gerade jetzt ist festzuhalten, dass Leistungs- und/oder Hoffnungsträger aus unterschiedlichen Gründen nicht die nötige Form aufweisen. Ob Kimmich (lange Corona-Pause), Goretzka (lange Verletzungspause), Süle (verletzt) oder Müller, Gnabry und Sané (Leistungstief) und schließlich Neuzugang Upamecano (extreme Anpassungsprobleme) – das sind Hypotheken, die das Bayern-Spiel extrem belastet haben und belasten.
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann im Interview mit Alexander Ruda nach dem 1:1 gegen den FC Villarreal, das für die Münchner das Aus in der Champions League besiegelte.
Doch dieses zweite Viertelfinal-Aus in der zweiten Saison nach dem Champions-League-Triumph 2020 hat auch tiefergehende Gründe. Wurde das peinliche DFB-Pokal-Aus in Mönchengladbach noch als lästiger Betriebsunfall verbucht, so ist seit gestern festzustellen: den Bayern ist ihr vielgerühmtes Sieger-Gen abhanden gekommen. Der absolute Siegeswillen scheint zu fehlen. Wenn die Gegner den Sieg einfach mehr wollen und dann auch bekommen wie der FC Villarreal im Hinspiel, dann sollten bei den Verantwortlichen die Alarmglocken läuten.
Weit weg vom modernen Vollgas-Fußball
Denn die Ursache könnte in selbstgefälliger Bequemlichkeit liegen. Zu geringer Konkurrenzkampf für die Etablierten und allseits Hofierten. Die Führungsetage an der Säbener Straße täte gut daran, diesem Team frische Kräfte zuzufügen, die mehr bieten als einen Kaderplatz zu füllen und gerade mal ausreichen, die zuweilen biedere nationale Konkurrenz in Schach zu halten.
Wer etwa am Sonntag das Premier-League-Topspiel zwischen Manchester City und Liverpool verfolgt hat, ahnt schnell, wie momentan erfolgreich moderner Fußball gespielt wird. Vollgas gepaart mit starker Technik und exzellenter Taktik. Und jeweils eine zweite Elf in der Hinterhand, die jederzeit auf dem gleichen Niveau kicken könnte und kann.
Die finanziellen Mittel für die qualitative Aufbesserung ihres Kaders sollten die Bayern allen Corona-Problemen zum Trotz besitzen. Wie unser sportstudio-Social-Media-Team gepostet hat, haben die auch in dieser sportlich so enttäuschend endenden Champions-League-Saison schon 89,1 Millionen Euro zusätzlich eingenommen, ziemlich sicher wird es ein dreistelliger Millionenbetrag werden.
Druck auf Nagelsmann wächst
Natürlich wächst auch der Druck auf den jungen Trainer, der in München zwar viel gelobt wurde, aber sich auf internationaler Bühne auch erst noch beweisen muss. Da sich die Bayern zeitlich vollmundig (Fünfjahresvertrag) und finanziell beachtlich eindeutig (deutlich zweistellige Ablösesumme) für Julian Nagelsmann als heilsbringendem Mann an der Seitenlinie entschieden haben, wirkt die qualitative Kaderauffrischung tatsächlich als einziger Ausweg, wenn die Bühne des europäischen Top-Fußballs nicht dauerhaft vorzeitig verlassen werden soll.
Schließlich ist für einen Klub wie Bayern die Deutsche Meisterschaft zwar ein Muss, aber allein nicht ausreichend für das Münchner Sellbstverständnis "Mia san Mia"!
Die Highlights und Analysen der Viertelfinal-Rückspiele der Champions-League am Mittwoch um 23 Uhr im sportstudio und auf ZDFheute.