Chaotische Zustände beim Champions-League-Finale: Während Liverpools Bürgermeisterin die Pariser Polizei kritisiert, gibt Frankreichs Sportministerin britischen Fans die Schuld.
Nach dem Chaos rund um das Champions-League-Finale in Paris sieht Frankreichs Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra die Verantwortung vor allem bei den britischen Fußballfans. 30.000 bis 40.000 von ihnen seien ohne Ticket oder mit gefälschten Tickets zum Stade de France gedrängt und hätten dort für massive Sicherheitsprobleme gesorgt, sagte die Ministerin.
Woher kamen die gefälschten Tickets?
Geklärt werden müsse wo die gefälschten Tickets in derart hoher Zahl herkamen. Die Ministerin warf dem FC Liverpool außerdem vor, sich anders als Real Madrid nicht gut um die Begleitung seiner Fans gekümmert und diese sich selber überlassen zu haben.
- Chaos-Finale mit 37 Minuten Verspätung
Wegen massiver Probleme beim Einlass konnte das Endspiel der Champions League erst mit Verzögerung starten. Rund um das Finale gab es Dutzende Festnahmen und über 200 Verletzte.
Die Ministerin bedauerte den Einsatz von Tränengas, von dem auch unbeteiligte Fans, Familien und Kinder betroffen waren. Zugleich bekräftigte sie, dass Frankreich in der Lage sei, große Sportereignisse zu organisieren und verwies etwa auf die Fußball-EM 2016. Aus dem Geschehen müssten alle Lehren gezogen werden, auch in Hinblick auf die Rugby-WM 2023 und die Olympischen Spiele 2024 in Frankreich.
Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin verteidigte das Handeln der Polizei. "Die getroffenen Entscheidungen haben Tote verhindert", sagte er. Mit dem Aufheben der äußeren ersten Zugangskontrolle habe man verhindert, dass Menschen zerquetscht worden seien, erklärte Darmanin.
- Lausige Organisation rund um das Finale
Vor dem Champions-League-Finale spielten sich rund um das Stadion in Saint-Denis chaotische Szenen ab. Wer war verantwortlich? Ein Kommentar von ZDF-Reporterin Claudia Neumann.
Liverpools Bürgermeisterin: "Überaus widerlich"
Liverpools Bürgermeisterin Joanne Anderson kritisierte hingegen das Vorgehen der französischen Polizei gegen britische Fans in Paris als "überaus widerlich". Die Polizei sei "wirklich brutal" vorgegangen, zudem sei die Organisation des Fußballspiels chaotisch gewesen, sagte Anderson, die selbst im Stadion war, der BBC.
Die Liverpool-Anhänger müssten eine Entschuldigung erhalten: "Unsere Fans wurden in Bezug auf ihr Verhalten stereotypisiert. Ich werde immer wütender, je mehr Geschichten ich höre. Fans müssen mit mehr Respekt behandelt werden."
Die Polizei in Paris registrierte rund um das Finale der Champions League zwischen dem FC Liverpool und Real Madrid, das die Spanier mit 1:0 gewannen, mehr als 100 Festnahmen und 230 Verletzte.
Magischer Abend für Thibaut Courtois, ein unglücklicher Jürgen Klopp - und davor jede Menge Chaos. Das Champions-League-Finale FC Liverpool - Real Madrid hat Eindruck hinterlassen.
UEFA lässt Vorfälle extern untersuchen
Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatte in einer ersten Stellungnahme am Samstagabend das Chaos beim Einlass mit dem hohen Aufkommen von Fans ohne gültige Tickets erklärt. Die Drehkreuze am Eingang für Liverpool-Fans seien blockiert gewesen, weil Tausende Anhänger mit gefälschten Tickets diese nicht passieren konnten. Fanvertreter kritisieren eine einseitige Darstellung der UEFA.
Am Montagabend kündigte die UEFA eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle an. "Entscheidungsfindung, Verantwortung und Verhalten aller am Finale beteiligten Stellen werden untersucht", betonte der Verband. Damit beauftragt wurde der ehemalige portugiesische Sportministers Tiago Brandão Rodrigues. Der Bericht soll auch veröffentlicht werden. Anschließend würden die nächsten Schritte bewertet, so die UEFA.
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