Jürgen Klopp hat mit Liverpool dramatisch die Meisterschaft verpasst. Nun soll der Champions-League-Titel die Saison veredeln. Mit Real haben die Reds noch eine Rechnung offen.
Das Ding, das die Liverpool-Spieler auf dem Kopf tragen, sieht aus wie aus einem Science-Fiction-Film. Überall Drähte, ein Gurt um den Hals, Dioden und Kabel, die zu einer Tasche am Rücken führen. Eher Matrix als Mané, eher Star Wars als Salah, aber diese eigenartigen Dinger sind die neueste Idee von Jürgen Klopp, aus seiner Mannschaft die letzten paar Prozent herauszukitzeln.
"Hochinnovatives und faktenbasiertes Hirntraining", nennt Klopp Sinn und Zweck der Gerätschaften, mit denen die Hirnströme und der mentale Zustand seiner Spieler während des Trainings überwacht werden soll.
Niederlage im Titelkampf in der Premier League
Dieser mentale Zustand dürfte eine große Rolle spielen, trifft Liverpool heute Abend (ab 20:25 Uhr live im ZDF) auf Real Madrid im Finale der Champions League. Zu dramatisch verlief der letzte Spieltag für die Reds, zu bitter die Niederlage im Fernduell mit dem Rivalen Manchester City.
- Das Finale FC Liverpool - Real Madrid
Reporter ist Béla Réthy. Im Anschluss: Analysen und Interviews
Lange sah es so aus, als würde der LFC den einen fehlenden Punkt auf City aufholen. Dann aber drehte City das Spiel gegen Aston Villa innerhalb von nur fünf Minuten - und entriss Klopp und Co. den Titel. Ausgerechnet gegen Aston Villa, trainiert von LFC-Legende Steven Gerrard. Da ging der Welt eine schöne Fußball-Pointe verloren.
Salah jubelte zu früh
Exemplarisch für das emotionale Auf und Ab: Liverpools Superstar Mo Salah. Nach seinem Treffer zum 2:1 rannte Salah jubelnd vor die Kurve, in der Überzeugung, sein Team an die Tabellenspitze geschossen zu haben. Doch die Fans zeigten ihm mit der Hand an, dass es bei City bereits 3:2 stand. Und aus Salahs breitem Grinsen wurde mitten im Jubel ein konsterniertes Kopfschütteln.
Klopp wäre nicht Klopp, hätte er nicht direkt nach Spielende aufbauende Worte gefunden. "Diese Saison ist absolut unglaublich. Und sie endet nicht hier, sie endet nächste Woche."
In der Tat: Nach 2019 ist es das zweite Mal, dass man trotz einer unglaublichen Punktzahl den Titel mit einem Punkt Rückstand an City verliert. Hätten die Reds nicht 2020 selbst die Meisterschaft gewonnen, man könnte an einen Fluch glauben.
Liverpool hat mit Real eine Rechnung offen
Rückschläge verarbeiten, das ist also die Devise dieser Tage. Und mit Real Madrid wartet nun ein Gegner, der für einen der denkwürdigsten Rückschläge der jüngeren Reds-Vergangenheit verantwortlich ist: 2018 trafen Liverpool und Real schon einmal im Finale der Champions League aufeinander. Damals verletzte Real-Verteidiger Sergio Ramos Mo Salah so schwer, dass der Stürmer nach nur 30 Minuten weinend ausgewechselt werden musste.
Klopp nannte Ramos damals "rücksichtslos und brutal", nicht wenige Beobachter glaubten, dass Ramos Salahs Arm mit Absicht so einklemmte, dass er sich beim Sturz verletzen musste. Liverpool verlor das Endspiel, die Rechnung ist bis heute offen. "Ich will Real Madrid im Finale", sagte Salah bereits vor den Halbfinalspielen. Das Messer zwischen seinen Zähnen konnte man förmlich hören.
Dritter Titel der Saison möglich
Es wäre Klopps zweiter Königsklassen-Titel mit den Reds, außerdem der dritte Titel in dieser Saison neben League Cup und FA Cup.
Und ein würdiges Ende einer in der Tat unglaublichen Liverpool-Saison, mal wieder. Und wenn die vielen Kabel, Drähte und Dioden dabei helfen, warum nicht?
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