Pep Guardiola weiß, um was es geht im Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid. Doch Kritiker befürchten, dass der Katalane den Finaleinzug "vercoacht".
Pep Guardiola kann es nicht mehr hören. Dem Vorwurf, er vercoache die großen Spiele, begegnet der Star-Teammanager von Manchester City nur noch mit Sarkasmus. "In der Champions League denke ich immer zu viel nach", sagte er kürzlich und lächelte spöttisch: "Ich liebe es, dumme Taktiken zu erfinden."
Guardiola mit dem Makel des "Overthinking"
Das war natürlich nicht ernst gemeint - und doch wird der Katalane den Makel des "Overthinking" nicht los. Wird er es auch im Halbfinal-Hinspiel gegen Rekordsieger Real Madrid mit Topstürmer Karim Benzema am Dienstag (21 Uhr) übertreiben? In Manchester geht die Angst um, dass Guardiola das mögliche Traumfinale gegen den FC Liverpool unnötig aufs Spiel setzt.
Der Katalane, schrieben die Evening News, bastle an einer "schrulligen" Idee: Angreifer Gabriel Jesus, gerade noch vierfacher Torschütze gegen den FC Watford und von Guardiola mit der Neuner-Legende Christo Stojtschkow verglichen, könnte angesichts der Personalprobleme in der Defensive aushelfen. "Wenn Gabriel Rechtsverteidiger spielen muss, spielt er Rechtsverteidiger, kein Problem", sagte Guardiola am Wochenende schulterzuckend. Am Montag stellte er klar: "Er wird nicht Rechtsverteidiger spielen." Sicher? "Vielleicht ein paar Minuten, aber: nein."
Man City scheiterte häufig an der Taktik
Dass der 51-Jährige taktisch gerne hasardiert, ist längst belegt. Im Champions-League-Finale 2021 verzichtete er auf einen echten Sechser und Stamm-Linksverteidiger Joao Cancelo. Dessen Vertreter Oleksandr Sintschenko ließ Chelseas Kai Havertz vor dem Siegtor entwischen. In der Saison davor erlitt Guardiola im Viertelfinale gegen Lyon mit einer Dreierkette Schiffbruch. 2019 opferte er in derselben Runde gegen Tottenham mit Kevin De Bruyne seinen besten Mann - und scheiterte. 2018 war ebenfalls in der Runde der letzten Acht Endstation - auch, weil Guardiola gegen Liverpool Ilkay Gündogan völlig überraschend links spielen ließ und damit die Statik des City-Spiels aushebelte.
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Und diesmal? "Es wäre doch langweilig, wenn ich immer gleich spielen würde", hielt Guardiola den Kritikern schon Anfang April entgegen, er müsse sich schließlich auch dem Gegner anpassen. Immerhin: Im Achtelfinale 2020 hatte Guardiola die Königlichen ausgeschaltet (2:1/2:1). Auch diesmal hofft er auf "eine besondere Nacht" und forderte: "Wir sollten es genießen und alles geben, was in unseren Seelen steckt."
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Gut verteidigen, um Real-Stürmer Benzema auszuschalten
Real habe schon "einige Trophäen im Schrank", sagte Guardiola über die 13 Pokale von Real nur in der Königsklasse. "Wenn es nur um die Geschichte geht, haben wir keine Chance, dann sind sie besser", sagte Guardiola am Montag bei der Pressekonferenz. Das soll natürlich auch ein Versuch sein, die Favoritenrolle zum Team von Trainer Carlo Ancelotti zu schieben.
Respekt dürfte Real derzeit vor allem vor Stürmer Gabriel Jesus haben, der in der Liga gegen Watford viermal traf. Doch auch Madrid war die Generalprobe beim 3:1 gegen Osasuna in der Liga gelungen, allerdings verschoss Superstar Karim Benzema dabei gleich zwei Elfmeter. Der Franzose hatte im Viertelfinal-Rückspiel noch das entscheidende Tor geschossen und so maßgeblich für das Aus von Titelverteidiger Chelsea gesorgt. Beim 3:1 im Hinspiel war der Angreifer in London sogar drei Mal selbst erfolgreich. "Er ist ein fantastischer Spieler", sagte Guardiola: "Wir müssen versuchen, sehr gut zu verteidigen."
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