Manchester City: Zweifel an der Redlichkeit des Erfolgs

    Vor Champions-League-Finale:ManCity: Erfolg auf Kosten der Redlichkeit?

    von Ralf Lorenzen
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    Manchester City schickt sich an, zum ersten Mal die Champions League zu gewinnen. Die Geschäftspraktiken des Klubs sorgen aber immer wieder für Kritik.

    Bolzplatz by Manu Thiele: Manchester City.
    Manchester City steht kurz vor dem Triumph in der Champions League. Für Sportjournalist Manu Thiele ein fragwürdiger Ruhm: Der Klub soll gegen diverse Regularien verstoßen haben.08.06.2023 | 16:22 min
    Wenn am Samstag Manchester City und Inter Mailand im Finale der Champions League aufeinandertreffen, ist die Bundesliga immerhin indirekt vertreten: Die Inter-Stars Hakan Calhanoglu (KSC, HSV, Leverkusen) und Edin Dzeko (VfL Wolfsburg) verdingten sich früher ebenso in der höchsten deutschen Spielklasse wie ein Trio, das bei City großen Anteil an den jüngsten Erfolgen hat: Ilkay Gündogan, Kevin De Bruyne und Erling Haaland reiften im Dienste von Nürnberg, Werder Bremen, Wolfsburg und Borussia Dortmund zu Spitzenspielern.

    Manchester City geht als Favorit ins Finale

    In der K.o.-Phase der Königsklasse zeigte City teilweise atemberaubenden Offensiv-Fußball, kegelte RB Leipzig, Bayern München und Real Madrid aus dem Wettbewerb. "Vielleicht ist man gerade der beste Klub der Welt", sagt Manu Thiele in seinem aktuellen Bolzplatz. Für die Bundesliga bleibt die ernüchternde Diagnose, für die Weltspitze nur noch die wichtigste Ausbildungsliga zu sein.
    Warum das so geworden ist - dafür ist Manchester City ein Muster-Beispiel. Bis 2008 waren die Citizens ein bescheidener Arbeiterverein, für den es in der Premier League maximal für einen Mittelfeldplatz reichte. Dann kaufte Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, Mitglied der Herrscherfamilie von Abu Dhabi, den Klub für 100 Millionen Pfund.

    Sport als Mittel für ein besseres Image

    "Die Qualität der Spieler, die wir kaufen werden, wird das Image des Vereins verändern", sagte der neue Besitzer damals. Es ging ihm dabei aber wohl genauso um das Image seines Emirates - so wie es dem Besitzer von Paris Saint-Germain, der Firma Qatar Sports Investments, um das Image von Katar geht.
    Fußball: Bayern-Fans protestieren beim Spiel in Manchester gegen Investoren.
    Bayern-Fans protestieren beim Spiel in Manchester gegen Investoren.
    Quelle: Reuters

    "Was bei den Öl-Staaten oft im Fokus steht, ist: Sportswashing", sagt Manu Thiele. "Sie wollen im Ausland ihren Ruf verbessern, um von negativen Dingen abzulenken". Bis zum Meistertitel dauerte es bei Manchester City aber noch vier Jahre. "Am Anfang gab es die typischen Probleme, wenn jemand versucht, mit viel sehr Geld, aber wenig Konzept, einen Spitzenverein über Nacht hochzuziehen“, sagt der Journalist Raphael Honigstein.

    Da wurde sehr viel Geld verbrannt.

    Raphael Honigstein

    Seit dem Premier-League-Titel 2012 hat City nochmal ein Transfer-Minus von 1 Milliarde Euro eingefahren, das ist Platz 3 in Europa hinter Manchester United und PSG. Dafür wurde der Klub mit den Trainern Roberto Mancini, Manuel Pelligrini und Pep Guardiola siebenmal englischer Meister und holte zahlreiche nationale Pokale. Doch die Krönung steht noch aus: der Gewinn der Champions League.

    Financial Fair Play missachtet?

    Der zweite Einzug ins Finale der europäischen Königsklasse nach 2021 steht für Manchester City unter dem Schatten schwerwiegender Vorwürfe. Der Klub soll gegen das Financial Fair Play verstoßen haben, das überhöhte Defizite verhindern soll. Konkret geht es um angebliche Tricksereien bei Sponsorengeldern sowie Verschleierung von Zahlungen. Dazu kommen angebliche Verstöße gegen das FIFA-Verbot, minderjährige Talente mit monetären Anreizen zu locken.

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    Der englische Verband FA ermittelt und es ist die Frage, ob der Klub wieder so glimpflich davonkommt wie bei den Ermittlungen der UEFA zu ähnlichen Vorwürfen vor drei Jahren. Damals hatte der internationale Sportgerichtshof CAS einen zweijährigen Ausschluss von der Champions League in eine Geldstrafe umgewandelt. Am Samstag dürfte das aber niemanden interessieren - allein der Triumph in der Champions League zählt, auch wenn ein solcher Erfolg mit einem faden Beigeschmack zustande käme.
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