Champions League: Frankfurter Endspielspezialisten gefragt

    Frankfurter Endspielspezialisten:Nächster Auftrag für die Eintracht

    von Frank Hellmann
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    Eintracht Frankfurt bestreitet bei Sporting Lissabon ein Alles-oder-Nichts-Spiel. Der Vorstoß ins Achtelfinale würde den Entwicklungsprozess bestätigen.

    Spieler von Eintracht Frankfurt mit Maskottchen, dem Adler, in Marseille
    Eintracht Frankfurt kann Endspiele. Nun muss ein Sieg bei Sporting Lissabon her.
    Quelle: reuters

    Mittlerweile kommen den Protagonisten die Rituale schon bekannt vor. Der Weg zum Flughafen, das Einchecken, das Besteigen eines Fliegers. Für Fans und Funktionäre, Trainer und Spieler von Eintracht Frankfurt sind Reisen wie jetzt nach Lissabon fast schon Alltag - eben, weil in diesem Kalenderjahr auf internationaler Bühne so viele Höhepunkte anstehen. Das letzte Champions-League-Gruppenspiel bei Sporting Lissabon (Dienstag, 21 Uhr) elektrisiert Stadt und Verein nochmal ganz besonders.

    Champions-League-Gruppenphase
    :Endspiele für Frankfurt und Leipzig

    Am letzten Spieltag der Gruppenphase wollen Frankfurt und Leipzig dem FC Bayern und Dortmund ins Achtelfinale folgen. Leverkusen kann hingegen nur noch Platz drei erreichen.
    von Daniel König
    Frankfurter Cheftrainer Oliver Glasner
    Denn die Alles-oder-Nichts-Konstellation ist völlig untypisch für die Königsklasse. In der Gruppe D hat nicht einmal der Premier-League-Dritte Tottenham Hotspur sein Achtelfinalticket sicher. Für alle vier Klubs ist noch alles drin. Für den Europa-League-Sieger scheint die Ausgangslage wie gemacht. "Hop oder top", sagt Vorstandssprecher Axel Hellmann.

    Das ist es, was wir lieben: diese Endspiele!

    Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann

    Drei Szenarien gibt es: Weiterkommen in der Champions League, Weiterspielen in der Europa League, Verabschiedung aus Europa.

    Weiterkommen wäre ein wirtschaftlicher Meilenstein

    Über die letzte Variante redet der Strippenzieher gar nicht, über die zweite Möglichkeit würde der 51-Jährige erst nach Abpfiff im Estadio José Alvalade sprechen. Daher zählt Hellmann auf, was das Erreichen der K.o.-Runde der Königsklasse bedeuten würde: "Wenn wir das krönen könnten, wäre das ein Pfund für die Zukunft." Man könnte "unsere Grenzen verschieben" - es wäre "wirtschaftlich ein großer Meilenstein und sportlich eine enorme Leistung". Und: "Es wäre historisch."
    Djibril Sow (Frankfurt, li.) im Zweikampf gegen Valentin Rongier (Marseille, re.).
    Eintracht Frankfurt darf weiter auf das Erreichen der K.o.-Runde der Champions League hoffen. Nach dem 2:1 gegen Marseille haben die Hessen alles in der eigenen Hand.26.10.2022 | 2:59 min
    Der Frankfurter Weg ist deshalb bemerkenswert, weil die vergangenen Jahre neben den finanziellen Corona-Einschnitten von einer erheblichen personellen Fluktuation geprägt waren. "Erst die 'Büffel' weg (das Stürmertrio Sebastian Haller, Luka Jovic und Ante Rebic verließ im Sommer 2019 den Verein, Anm. d. Red.), dann Silva weg, dann Kostic weg", erinnert Hellmann.
    Im Sommer 2021 stiegen ferner noch Trainer Adi Hütter und Sportchef Fredi Bobic aus ihren laufenden Verträgen aus. Dass es bei so viel Umbruch keinen Einbruch gab, ist die eigentliche Leistung der in der Gesamtbetrachtung gar nicht mehr so "launischen Diva vom Main". Hellmann preist die "Grundstabilität, das ist unser Pfeiler". In der Führung habe seitdem ein Rädchen ins andere gegriffen.

    Frankfurt auf dem Weg zur deutschen Spitzenmannschaft

    Und so steht Frankfurt eben viel besser da als traditionsreiche Standorte wie Hamburg, Bremen oder Gelsenkirchen. Auch die Hauptstadt Berlin oder eine wirtschaftsstarke Stadt wie Stuttgart reihen sich dahinter ein. Mögen sich Sportvorstand Markus Krösche und Cheftrainer Oliver Glasner nicht jeden Tag in den Armen liegen: Ihre hohe Professionalität strahlt auf eine willensstarke, robuste Mannschaft ab, die binnen zwei Monaten Königsklasse einen erstaunlichen Entwicklungsprozess hingelegt hat.
    Niemand befürchtet, dass dieses Ensemble wie bei der verpatzten Premiere gegen Sporting Lissabon (0:3) wieder Lehrgeld zahlen muss. Damals hatten die Hessen am Ende zu ungestüm, teils naiv angegriffen - ausgebuffte Portugiesen setzten drei Nadelstiche. Das aber wird nicht wieder passieren, da ist sich Glasner ganz sicher.

    Wir haben gegen Dortmund auf Augenhöhe gespielt - das spricht für unsere Entwicklung.

    Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt

    Heimlich, still und leise will die Eintracht zu einer deutschen Spitzenmannschaft reifen. Nichts vermittelt dabei mehr Motivation als die magischen Nächte in Europa, die gefühlt gerade in Endlosschleife laufen.
    Die wichtigsten Spiele gibt es immer mittwochs ab 23 Uhr bei sportstudio.de und bei ZDFheute im Video.

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