Der VfL Wolfsburg kann die K.o.-Runde der Champions League aus eigener Kraft erreichen: Ein Sieg gegen Lille und der VfL ist weiter. Doch Trainer Kohfeldt muss improvisieren.
Viele seiner Ideen von modernem Fußball ruhen noch. Denn Florian Kohfeldt muss beim VfL Wolfsburg stark improvisieren. In den ersten sechs Wochen seiner Amtszeit war selten Zeit, um vom Groben zum Feinen überzugehen. Der ständige Spagat zwischen Bundesliga und Champions League bremst die Neuausrichtung einer Mannschaft, die am Mittwoch (Anpfiff 21 Uhr) Historisches erreichen könnte.
Ein Sieg im Heimspiel gegen den OSC Lille würde genügen, um das Achtelfinale der Königsklasse zu erreichen. Was simpel klingt, kommt für Kohfeldt der Quadratur des Kreises gleich.
Wolfsburg leidet unter der Doppelbelastung
Mit der Entlassung von Mark von Bommel und der Verpflichtung von Kohfeldt hat sich der VfL Wolfsburg Ende Oktober auf eine kuriose Konstellation eingelassen. Die Niedersachsen wussten, dass sie es gerade mit den besten Klubs Europas aufnehmen und wagten mit dem Trainerwechsel trotzdem eine Operation am offenen Herz.
Von Kohfeldt wird die Weiterentwicklung eines gut besetzten und launischen Teams erwartet. Dafür bräuchte er Ruhe und Zeit. Doch die Doppelbelastung mit Bundesliga und Champions League gönnt keine Freiräume. "Die Mannschaft setzt schon sehr viel um. Aber wir müssen noch sehr viele Dinge erarbeiten", gesteht der neue Cheftrainer.
Hopp-oder-Topp-Partie für den VfL
Die anfängliche Euphorie ist bereits verflogen. In der Bundesliga wartet der VfL Wolfsburg mit Kohfeldt seit vier Spielen auf einen weiteren Sieg. In der Champions League steht der Chance auf einen der größten Momente in der Vereinsgeschichte das Risiko des kompletten Scheiterns gegenüber.
FSV Mainz 05 - VfL Wolfsburg 3:0
Die Hopp-oder-Topp-Partie gegen Lille kann Kohfeldt temporär zum Helden aufsteigen lassen. Ihm gefällt das Knistern einer solchen Partie. Auf lange Sicht hat er andere Vorlieben. Der VfL Wolfsburg soll zielstrebigen Offensivfußball lernen.
Hohe Ziele, hohes Risiko
Wenn Kohfeldt über Gegenpressing, Flügeldurchbrüche und Pässe hinter die Ketten referiert, kann selbst geschulten Fußball-Beobachtern schwindelig werden. Der Mann weiß und verlangt viel. Die Frage ist, ob der 39-Jährge zu viel auf einmal von seiner Mannschaft verlangt und zu hohes Risiko geht.
- Champions League
Liveticker und Highlightvideos
Kohfeldt ist in Wolfsburg mit der Ruf angetreten, Werder Bremen nach durchaus guten Jahren in Richtung 2. Liga geführt zu haben. Das ist keine Vita, vor der sich die potenzielle Konkurrenz aus Manchester, Madrid oder Paris in der Champions League erschrecken müsste.
Längerfristige Ziele
Wirklich gut war der VfL Wolfsburg bei seinen bisherigen Auftritten in der Champions League immer dann, wenn er sich als Außenseiter an seinen Aufgaben festgebissen hat. 2016 hätten sich die "Wölfe" um ein Haar im Achtelfinale gegen Favorit Real Madrid durchgesetzt. Eine ähnliche Wiederholungstat wäre schön, ist aber nicht das erklärte Ziel des Vereins.
OSC Lille - VfL Wolfsburg 0:0
"Es geht hier um etwas, das längerfristig aufgebaut werden soll", erklärt Sportdirektor Marcel Schäfer. Er musste zu seiner Zeit als Spieler hautnah miterleben, wie sich der VfL an zu viel Ruhm und zu hoher Erwartungshaltung verhoben hat. Deshalb hilft Schäfer jetzt dabei, die Partie gegen Lille nicht als lähmendes Muss, sondern als beflügelndes Kann zu begreifen.
- Champions League im Liveticker
Alle Spiele, alle Tore, Tabellen, Spielplan