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Länderspiel gegen Frankreich:DFB-Frauen wollen die EM-Welle reiten
von Frank Hellmann
06.10.2022 | 10:48
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Die deutschen Fußballerinnen wollen beim Länderspiel gegen Frankreich vor fast ausverkauften Haus in Dresden die Begeisterung von der EM in England nutzen.
Empfang der DFB-Frauen in Frankfurt nach der EM
Quelle: dpa
Es hat gewisse Vorteile, dass die deutschen Fußballerinnen sich direkt im Herzen von Dresden ein Quartier genommen haben. Der Weg in die Frauenkirche ist nicht weit gewesen, wo Kapitänin Alexandra Popp ein kleines Teelicht angezündet hat. Auch in der Semperoper waren die Nationalspielerinnen schon, die sich hinter den Kulissen zeigen ließen, worauf es bei Musikern und Tänzern ankommt, um eine gelungene Aufführung zu zeigen.
Der Anschauungsunterricht kann ja nicht schaden, wenn der Vize-Europameister für das Freundschaftsspiel gegen Frankreich (Freitag 20.30 Uhr/ARD) in der Elbmetropole selbst eine größere Bühne betritt. Für die Neuauflage des EM-Halbfinals sind 24.500 Karten verkauft - gerade mal Stehplatztickets gibt es noch.
Die Live-Übertragung zur Primetime dürfte zudem ein Millionenpublikum an den Fernseher locken. Damit werden zentrale Forderungen erfüllt, die die EM-Heldinnen erhoben hatten.
Boom an der Basis kaum zu bewältigen
Es geht um mehr Sichtbarkeit, um mehr Anerkennung - und damit dauerhaft um ein größeres Publikum. Bei Länderspielen, aber auch in der Bundesliga. Die Rekordkulisse beim Eröffnungsspiel zwischen Eintracht Frankfurt und FC Bayern (23.200 Zuschauer) war ein Ausrufezeichen, an den ersten beiden Bundesliga-Spieltagen kamen mit 47.238 Fans mehr als in der Hinrunde der Vorsaison.
Der karge Besucherschnitt (811) dürfte Vergangenheit sein. Das Highlight-Länderspiel setzt den Trend fort.
Wir sind auf einem extrem guten Weg. Dass nicht alles von heute auf morgen funktioniert, Strukturen zu verändern, ist auch klar.
Alexandra Popp
"Ich würde behaupten, die Zuschauerzahlen sprechen für sich", sagt Wortführerin Popp. Es sei eine Freude, den Hype nach Sachsen mitzunehmen: "Da hoffen wir auf Nachhaltigkeit." Woran sich die 31-Jährige stört: dass Verband und Vereine offenbar auf den Boom an der Basis nicht vorbereitet waren. Der Deutsche Fußball-Bund hat 50.197 Erstregistrierungen bei den Mädchen verzeichnet - und damit gar nicht gerechnet. Es fehlt gerade in den Ballungsräumen an Plätzen und Kapazitäten.
Voss-Tecklenburg: "EM-Euphorie konnte mitgenommen werden"
Die EM hat offenbar jenen Impuls gegeben, der eigentlich von der Heim-WM 2011 ausgehen sollte - der aber in Deutschland damals aus verschiedenen Gründen komplett verpuffte. Nun hat sich die Ausgangslage verbessert.
"Die EM-Euphorie konnte mitgenommen werden, das sieht man", konstatiert auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Die 54-Jährige ist extrem erfreut über das viele positive Feedback und die aufmunternden Reaktionen der Fans.
Wir sind sichtbar, sie kennen die Namen, sie erkennen die Spielerinnen und das ist eine tolle Entwicklung.
Bundestrainerin Voss-Tecklenburg
Es sei nun wichtig, nicht nachzulassen beim Bemühen, ihren Sport auf allen Ebenen zu stärken: "Es ist unser Ziel, diese Sichtbarkeit weiter hochzuhalten." Das funktioniert gegen namhafte Testspielgegner der DFB-Frauen vor der WM 2023 in Australien und Neuseeland besser als über freudlose Qualifikationsspiele gegen drittklassige Gegner.
Im nächsten Monat steht daher ungeachtet der Terminfülle für die Topspielerinnen eine Reise des Vizeeuropameisters in die USA an, um gleich zweimal gegen die Weltmeisterinnen (11. und 13. November) die Form zu überprüfen.
Fürs Frühjahr 2023 sind weitere Höhepunkte in Vorbereitung - vielleicht kommt es auch zu einem weiteren Duell gegen England, dann auf deutschem Boden.
Studie belegt das Interesse am Fußball
Dass das Interesse vorhanden ist, belegte gerade eine neue Studie, die die ehemalige Schweizer Nationalspielerin Bettina Baer bei einem DFB-Workshop vorgestellt hat. Demnach gibt es 39,7 Millionen Fußball-Interessierte in Deutschland, von den sich 19 Millionen sowohl für den Fußball der Männer als auch der Frauen interessieren würden.
Die Zahl dürfte aus ihrer Sicht in absehbarer Zeit noch steigen, denn: "Sichtbarkeit bringt Wachstum."
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