Die Landes- und Regionalverbände des DFB haben Präsident Fritz Keller zum Rücktritt aufgefordert. In ihrer Abstimmung gab es ein Mehrheit von 26:9 Stimmen bei zwei Enthaltungen.
Nächste Etappe im Führungsstreit: Die Landesverbände fordern den Rücktritt von DFB-Präsident Fritz Koch (rechts).
DFB-Präsident Fritz Keller ist im Machtkampf nach seinem Nazi-Vergleich von den Chefs der Landes- und Regionalverbände zum Rücktritt aufgefordert worden. Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Sonntag nach einem zweitägigen Krisengipfel in Potsdam mitteilte, sei dem DFB-Boss und Generalsekretär Friedrich Curtius das Vertrauen entzogen worden.
Kellers Äußerungen "inakzeptabel"
Vizepräsident Rainer Koch und Schatzmeister Stephan Osnabrügge sei dagegen das Vertrauen der Landeschefs ausgesprochen worden. Zudem habe sich die Versammlung gegen einen außerordentlichen Bundestag ausgesprochen.
"Die Konferenz der Präsidenten der Regional- und Landesverbände missbilligt den von DFB-Präsident Fritz Keller vorgenommenen Vergleich des 1. Vizepräsidenten Rainer Koch mit dem Nazi-Richter Roland Freisler", hieß es in einem Statement.
Eine derartige Äußerung sei "völlig inakzeptabel und macht uns fassungslos. Sie wird auf das Schärfste verurteilt. Die Äußerung des Präsidenten ist mit den Grundsätzen und Werten der Verbände nicht vereinbar." Die Aufforderung zum Rücktritt brachte eine klare Mehrheit: 26:9 bei zwei Enthaltungen.
Die Landes- und Regionalverbände des Deutschen Fußball-Bundes fordern den Rücktritt von Präsident Fritz Keller. DFB-Vize Ronny Zimmermann erläutert die Beweggründe.
Keller nannte Koch "Freisler"
Der öffentliche Druck auf den DFB in seiner massiven Führungs- und Außendarstellungskrise war in den vergangenen Tagen massiv gestiegen. Der 64 Jahre alte Keller war nach einem Nazi-Vergleich in einer Präsidiumssitzung in den vergangenen Tagen in Erklärungsnot geraten.
Er hatte Koch als "Freisler" bezeichnet und so mit Roland Freisler, dem Vorsitzenden des Volksgerichtshofes im Nationalsozialismus, verglichen. Keller hatte daraufhin Koch um Entschuldigung gebeten.
Scharfe Kritik für Keller
Generalsekretär Friedrich Curtius und Schatzmeister Stephan Osnabrügge hatten Keller für den Nazi-Vergleich scharf kritisiert. Nach "Spiegel"-Informationen hat Curtius die Verfehlung des DFB-Bosses bei der Ethikkommission des Verbandes angezeigt.
Intern kritisierte der DFB-Betriebsrat in einem Schreiben, über das die "Bild am Sonntag" berichtete, dass der Verband ein "desaströses Bild" abgebe und forderte "richtungsweisende Entscheidungen".
Koch akzeptiert Entschuldigung nicht
Am Rande des Meetings in Potsdam kam es zu einer Aussprache von Keller und Koch. Die Entschuldigung Kellers wurde allerdings von Koch weiterhin nicht akzeptiert.
"Fritz Keller und ich haben uns in einem ausführlichen respektvollen Gespräch ausgetauscht, in dem er mir noch einmal seine Entschuldigung übermittelt hat", wurde Koch vom DFB zitiert, "ich habe diese Entschuldigung entgegengenommen. Eine Bewertung des Sachverhalts überlasse ich den dafür zuständigen Gremien und möchte den Sachverhalt daher nicht weiter kommentieren."