Der Einzug ins Finale des DFB-Pokal kam für den SC Freiburg überraschend. Der kontinuierliche Aufwärtstrend ist es aber nicht und beschränkt sich nicht nur aufs Sportliche.
Seit gut zehn Jahren tourt Christian Streich mittlerweile als Freiburger Cheftrainer durch die Republik. Und bei diesem regelmäßigen Blick über den eigenen Tellerrand ist dem Ur-Badener aus Weil am Rhein eines aufgefallen: "Sogar bei Auswärtsspielen stelle ich fest, dass die Menschen zugewandt und nett zu uns sind."
Erstes Pokalfinale im Profibereich
Sein badisch-sympathisches Image nimmt das Streich-Ensemble nun auch mit in das Pokalfinale gegen einen Kontrahenten, dem die Herzen neutraler Fußballanhänger keineswegs so selbstverständlich zufliegen wie ihm selbst. Das weiß auch Christian Günter, der jenseits der Freiburger und Leipziger Fans darauf hofft, "dass ganz Deutschland uns die Daumen drückt und alle hinter uns stehen".
Das würde, ahnt der Kapitän des Sport-Clubs, bei ihm und seinen Kollegen "noch mal mehr Energie freisetzen". Ein Energieschub für einen Verein, der im Profibereich erstmals das Pokalendspiel erreicht hat. Und dessen erster Übungsleiter nach dem Liga-Finale am letzten Samstag in Leverkusen nicht müde wurde, die exzellente Saison seines Teams vor allem auch mit dem Blick auf die überflügelte Konkurrenz zu würdigen.
Bodenständigkeit und Kollektivdenken
"Platz sechs in der Bundesliga - für Freiburg ist das Wahnsinn. Da muss man nur schauen, welche Klubs, welche Namen alle hinter uns stehen", resümierte Streich da stolz. Und im Pokalfinale gegen Leipzig, das im Fernduell um das letzte Champions-League-Ticket am Ende die Nase leicht vor den Freiburgern hatte, lockt nun die ultimative Steigerung dieses Gefühls.
Die Bodenständigkeit, mit der sich der Klub aus dem äußersten Südwesten der Republik konsequent umgibt, färbt auch auf die in weiten Teilen demütige Anhängerschaft ab. "Der Wohlfühlfaktor ist bei uns auf jeden Fall vorhanden. Und er spielt schon eine große Rolle für mich", erklärt Innenverteidiger Philipp Lienhart
Im Gespräch mit ZDFheute lässt der österreichische Nationalspieler aber zugleich durchblicken, dass die frisch für die Europa League qualifizierten Freiburger nicht auf einer Insel der Seligen leben. "Auch unser Verein muss sich weiterentwickeln und versuchen, neue Möglichkeiten und weitere Geldquellen zu erschließen", erklärt Lienhart.
So zog der SC im vergangenen Oktober aus dem urigen, gemütlichen Dreisamstadion mit seinem leicht abschüssigen und zu kurzen Platz um in den Nordwesten der Stadt. Statt wie zuvor 24.000 Menschen bietet die neue, direkt am Flugplatz und in Nähe zur Autobahn gelegene Arena dort nun 34.700 Zuschauern Platz.
Schlotterbeck geht, Ginter kommt
Wirtschaftlich habe der Verein "ein Stück weit eine andere Flughöhe erreicht", kommentiert Finanzvorstand Oliver Leki die Lage der Dinge. Den Abgang von Nationalspieler Nico Schlotterbeck nach Dortmund konnte der inzwischen etwas prallere Geldbeutel allerdings nicht verhindern.
Auf der anderen Seite kehrt im Gegenzug Schlotterbecks DFB-Kollege Matthias Ginter nach zuletzt wenig erfreulichen Monaten in Mönchengladbach im Sommer nach Freiburg zurück. Und dass der SC, so wie früher schon mal der Fall, zu einem Opfer des eigenen Erfolgs werden könnte, glaubt Christian Streich ohnehin nicht.
Kontinuierlich gesteigertes Selbstbewusstsein
"Ich habe keinerlei Bedenken, dass es im Team größere Veränderungen geben könnte", formuliert der Coach des SC das kontinuierliche gesteigerte Selbstbewusstsein der Schwarzwälder. Denn, so der 56-Jährige: "Es muss erst mal ein anderer Verein attraktiver sein, wenn sich einer unserer Spieler mit seinem Berater umschaut."
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