Union Berlin spielt eine überaus erfolgreiche Saison. Auch im Pokal-Halbfinale bei RB Leipzig sind die "Eisernen" nicht chancenlos. Denn Pokal hat bei Union Tradition.
Aktuell geht es ziemlich aufregend zu bei Union Berlin. Am Ostersonntag wurde Eintracht Frankfurt mit 2:0 im Heimspiel an der "Alten Försterei" besiegt. An diesem Mittwoch reisen die "Eisernen" zum DFB-Pokal-Halbfinale nach Leipzig. Und die Sachsen gibt es dann gleich im Doppelpack, weil Union am kommenden Samstag in der Bundesliga schon wieder beim Europa-League-Halbfinalisten antreten muss.
Union Berlin mit einem Pokalsieg im Portfolio
Die Köpenicker sind Tabellensechster der Bundesliga und nehmen all diese sportlichen Herausforderungen gerne mit. "Eine interessante Woche", sagt Union-Trainer Urs Fischer und untertreibt damit maßlos. Der Schweizer hat mit dem FC Basel zweimal den Pokal geholt.
RB Leipzig empfängt Ligakonkurrent Union Berlin zum zweiten DFB-Pokalhalbfinale. Thomas Skulski zur Situation vor der Begegnung im ausverkauften Leipziger Stadion.
Union war auch schon mal Pokalsieger. 1968 wurde der vom DDR-Gewerkschaftsbund (FDGB) gestiftete Pokal gewonnen. Im Endspiel hatte man den FC Carl Zeiss Jena 2:1 geschlagen. Wer heute in Richtung Haupttribüne an der "Alten Försterei" spaziert, kann den Pokal, eine wuchtige Bronzestatue, bewundern.
Begehrte Atmosphäre in der "Alten Försterei"
Der Pokalsieg von Union begründete auch den Mythos der "Eisernen". Schon in der DDR galt der Klub als Außenseiterverein, sportlich immer weit hinter dem staatlich bestellten Dauermeister BFC Dynamo Berlin angesiedelt. Den kernigen Ostcharme und das Underdog-Image hat Union bis heute nicht abgelegt - und möchte das wohl auch nicht.
Eintracht Frankfurt hat Spiel eins nach dem Europa-League-Spektakel in Barcelona verloren. Bei Union Berlin unterlagen die Hessen verdient mit 0:2.
Der Bezirk Köpenick und sein Fußballklub sind so eine Art gallisches Dorf, was sich aktuell überaus erfolgreich gegen die totale Durchkommerzialisierung der Bundesliga zu wehren weiß. Die "Eisernen" haben auch deshalb dem Westberliner Konkurrenten Hertha BSC längst den Rang abgelaufen.
Die zugezogenen Neuberliner, sofern sie sich für Fußball interessieren, stehen auf Union. Ein Stadion-Besuch in der "Alten Försterei" gilt noch immer als ein echtes, ein ganz besonderes Erlebnis. Selbst englische Fußballfreunde reisen zu den Heimspielen der Köpenicker an, weil hier noch eine authentische Fußballatmosphäre präsentiert wird.
Der 1. FC Union gewinnt bei Hertha BSC mit 4:1 und feiert den dritten Derby-Sieg in Folge. Hertha bleibt Vorletzter, für einige Fans ist die neuerliche Pleite zu viel.
DFB-Pokal eine willkommene Abwechslung für Union
Man sieht in der "Alten Försterei" auch immer eine Menge Bundestagsabgeordnete sitzen oder stehen, meistens kommen sie aus der Linksfraktion. Gregor Gysi zum Beispiel hat mit über 30 Prozent der Erststimmen in Treptow-Köpenick sein Direktmandat gewonnen und das nicht zum ersten Mal. Gysi selbst ist Union-Fan. In der DDR hat er als Rechtsanwalt viele Union-Anhänger verteidigt, wenn diese mal wieder juristischen Stress mit der staatlichen Obrigkeit hatten.
Union-Sportdirektor Oliver Ruhnert ist auch mal als Bürgermeisterkandidat für die Linke angetreten. Jetzt aber konzentriert er sich voll auf das Sportprojekt Union Berlin. Das heutige Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig gilt bei den Unionern als eine echte Zusatzchance.
Union-Trainer Urs Fischer vor dem Derby gegen Hertha BSC im ZDF-Interview mit Thomas Skulski über die Berliner Stadtmeisterschaft und neue Saisonziele.
Der Pokal-Wettbewerb ist eine willkommene Abwechslung zu dem anstrengenden Bundesliga-Gerangel um die Plätze für die Conference oder Europa League. Und überaus lukrativ noch dazu.
Union-Trainer Fischer muss Euphorie bremsen
Knapp vier Millionen Euro haben die Köpenicker im DFB-Pokal schon eingenommen. Das Berliner Olympiastadion, der Austragungsort des Endspiels am 21. Mai, ist den "Eisernen" auch nicht fremd. Für die Ostberliner sogar eine richtig gute Adresse. Fünfmal in dieser Spielzeit ist Union dort schon aufgelaufen.
Drei Spiele in der Conference League und zwei Erfolge gegen den selbsternannten "Big City Club" Hertha, unter anderem im DFB-Pokal-Achtelfinale, haben die Fans der "Eisernen" dort bejubeln können.
"Jetzt nicht ausflippen", sagte Union-Trainer Urs Fischer nach dem erfolgreichen Derby gegen Hertha vor zwei Wochen. Der Eidgenosse versucht fast schon verzweifelt die grelle Euphorie der Fans zu bremsen. Das ist aktuell sicher seine größte Herausforderung als Trainer.
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