Kurz vor der Wahl eines neuen DFB-Präsidenten melden sich drei Ex-Chefs des Verbands zu Wort und fordern einen echten Neuanfang - ohne den langjährigen Funktionär Rainer Koch.
Kurz vor dem wegweisenden Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes mit der Wahl eines neuen Präsidenten am Freitag fordern drei frühere DFB-Chefs den Abschied des stark umstrittenen Spitzenmanns Rainer Koch von allen Ämtern.
In einer der Deutschen Presseagentur und dem Sport-Informations-Dienst vorliegenden Erklärung richteten sich die Ex-Präsidenten Fritz Keller, Reinhard Grindel und Theo Zwanziger direkt an die Delegierten des DFB-Bundestags. Koch steht dort für die Position eines Vizepräsidenten zur Wahl.
Keller nennt Koch einen "Spaltpilz"
"Meine Erfahrung ist: Koch ist ein Spaltpilz, er lebt von der Intrige. Sein System ist das des Beschwörens von falschen Feindbildern, des Druckausübens. Ich bin sicher, die Delegierten wissen aus eigener Erfahrung, wovon ich rede", sagte Keller, der im Mai 2021 nach einer sehr persönlichen Auseinandersetzung mit Koch hatte zurücktreten müssen.
Die jüngste Razzia beim Deutschen Fußball-Bund kam für den Verband zur Unzeit, kurz vor der Wahl des neuen DFB-Präsidenten. Die Vergangenheit holt den Verband immer wieder ein.
Keller hatte Koch während einer DFB-Sitzung mit dem Namen eines Nazi-Richters angesprochen. Die Intrigen innerhalb der DFB-Führungsebene belasten den Verband seit Jahren. Der aktuelle Interimspräsident Koch sitzt seit 2007 im DFB-Präsidium und hat vier DFB-Präsidenten erlebt. Kritiker sehen den 63-Jährigen aus Poing als mitverantwortlich für etliche Krisen.
Koch weist Vorwürfe scharf zurück
Koch selbst wies die Initiative der Ex-Präsidenten mit dem Verweis auf die Verfehlungen, die Keller und Grindel jeweils ihren Posten kosteten zurück. "Die Aussagen - insbesondere von Reinhard Grindel und Fritz Keller - sind absurd. Es handelt sich um pauschale, diffamierende Äußerungen ohne jedwede Fakten und jede Substanz", erklärte Koch.
Der DFB hatte erst in der vergangenen Woche einmal mehr Besuch von Ermittlern der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Es ging um einen angeblichen "Scheinvertrag" mit einem Kommunikationsberater, dessen Rolle im DFB-Dickicht der vergangenen Jahre weiter undurchsichtig bleibt. Auch hier wird Koch eine entscheidende Rolle vorgeworfen.
Zwei Bewerber um Präsidentenamt
Beim DFB-Bundestag am Freitag bewerben sich der von den Amateurvertretern unterstützte Bernd Neuendorf sowie der frühere Schalker Finanzchef Peter Peters als vom Profifußball protegierter Kandidat auf das Präsidentenamt. Peters will unter keinen Umständen mit Koch im Präsidium weitermachen, Neuendorf hat sich nicht distanziert.
Im Mai 2021 war Rainer Koch zu Gast bei Katrin Müller-Hohenstein im aktuellen sportstudio