Im Achtelfinale der Fußball-EM zwischen Belgien und Portugal dreht sich am Sonntag in Sevilla alles um die Frage: Wer wird zum Matchwinner - Cristiano Ronaldo oder Romelu Lukaku?
Die Margareteninsel ist für Budapest so etwas wie die Oase der Entspannung. Gerade an den Wochenenden strömen Abertausende trotz Corona-Pandemie in die Park- und Freizeitanlagen. Im nördlichen Teil der Donau-Insel liegt gut abgeschirmt und bestens bewacht das Grand Hotel. Eine feudale Herberge mit mittelalterlicher Fassade hinter riesigen Bäumen: Hier ist Portugals Nationalteam für das Turnier abgestiegen, aus dem Herzen der ungarischen Hauptstadt will der amtierende Europameister die Mission Titelverteidigung orchestrieren.
Welcher Stürmer macht den Unterschied?
Zwischenzeitlich aber saßen die Portugiesen auf gepackten Koffern, waren beim dramatischen Finale der Gruppe F mit den vielen Wendungen zwischen Frankreich, Deutschland und Ungarn schon ausgeschieden, doch auch nach dem Weiterkommen als Gruppendritter ist die Hürde jetzt hoch: Es geht für Portugal jetzt im Achtelfinale in Sevilla gegen den ewigen Geheimfavoriten Belgien (Sonntag, 21 Uhr/ARD).
Unweigerlich fällt der Fokus auf zwei Stürmer, die diesem Turnier auf unterschiedliche Art ihren Stempel aufgedrückt haben: Cristiano Ronaldo, 36, und Romelu Lukaku, 28. Wer macht den Unterschied? Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, dass zwei der weltbesten Angreifer nicht in England oder Spanien, sondern gemeinsam in Italien in der Serie A spielen. Als Gegner versteht sich: Ronaldo wurde mit 29 Treffern für Juventus Turin erneut Torschützenkönig, Lukaku traf für Inter Mailand derweil 24 Mal – und gewann die Meisterschaft.
Ronaldo jagt die Rekorde
Doch jetzt hat "CR7" im Duell der Superhelden bei diesem paneuropäischen Turnier wieder die Nase vorn: Seine fünf Treffer bei dieser EM, darunter drei sicher verwandelte Elfmeter, sind unerreichte Spitze. Der Strahlemann von der Blumeninsel Madeira bricht einen Rekord nach dem anderen. Seine 14 EM-Tore bei fünf Turnierteilnahmen könnten eine Bestmarke für die Ewigkeit sein, und den alleinigen Länderspiel-Weltrekord hat er wohl bald auch.
Aktuell steht er bei 109 Toren in 178 Einsätzen, der Iraner Ali Daei hat sich schon ehrfurchtsvoll über den Mann geäußert, der seine Marke eingestellt hat. Dass Ronaldo noch vorbeizieht, ist kaum mehr abzuwenden. Nationaltrainer Fernando Santos hat seinen Anteil an dieser Effektivität, denn inzwischen steht seine Nummer sieben so nah am gegnerischen Tor wie möglich, ist ein klassischer Mittelstürmer, der sich an der Defensivarbeit kaum mehr beteiligen muss.
Profis wie Bernardo Silva (Manchester City) und Diogo Jota (FC Liverpool) arbeiten von den Flügeln deutlich mehr nach hinten, verdichten das Mittelfeld dann zum Fünfer-Verbund. Aber der Mannschaft tut es gut, denn in letzter Instanz ist halt auf Ronaldo, dem inzwischen allein auf Instagram mehr als 300 Millionen Menschen folgen, immer noch Verlass. Notfalls vom Elfmeterpunkt.
Lukaku - Stürmer mit versteckten Qualitäten
Ganz anders bringt sich Lukaku bei Belgien ein. Er ist mehr Teamplayer als Alleinunterhalter. Der in Antwerpen unter schwierigen Bedingungen aufgewachsene Angreifer hat bislang drei Mal getroffen. 63 Tore in 96 Länderspielen sind es insgesamt, aber die Zahlen verschweigen, wie da ein Stürmer für die Mannschaft arbeitet, die Bälle behauptet, die Lücken reißt, in die beispielsweise mit Vorliebe Kevin De Bruyne stößt.
Nationaltrainer Roberto Martínez, gebürtiger Spanier, stellte vor dem Aufeinandertreffen in Andalusien weiter Lukaku heraus: "Er hat die Reife, die Führungsqualitäten, das Verständnis dafür, was es im Spiel braucht, und die notwendige Flexibilität."
Lukaku - kein bisschen schüchtern
Interessant, dass Lukaku sich selbst diese Fortentwicklung zuschreibt. Und er meint: "Es ist nicht mehr nur gute Form." Auf die Frage, was der eine gerne vom anderen hätte, sagte Lukaku übrigens am Freitag in Richtung Ronaldo: "Ich hätte gerne seine Fähigkeiten im Dribbling und seine Schusstechnik. Und er hätte sicher gerne meine Power."