Freudentränen, Jubel und Champagner: Mit einer rauschenden Party-Nacht feiert Italien sich als neuen Europameister. Der EM-Pokal kommt nicht "nach Hause" - er fliegt nach Rom.
Showdown beim Finale. Italien wird Europameister, weil England wieder im Elfmeterschießen scheitert. Während die einen ihr Glück kaum fassen können, müssen andere getröstet werden.
Um den silbernen EM-Pokal standen schon etliche Bierflaschen herum - viel mehr war auf den Jubelbildern aus der italienischen Europameister-Kabine kaum zu erkennen. Die Azzurri tanzten spät am Sonntagabend in London so ausgelassen, verspritzten Champagner und grölten ihre Freude heraus, dass die Kamerabilder die Öffentlichkeit arg verwackelt erreichten.
In der Heimat feierten Tausende Tifosi glückselig auf den Straßen. "Italien, wir lieben dich wie verrückt", schrieb die "Gazzetta dello Sport".
Pokal nimmt "schönen Flug nach Rom"
"Wir haben seit Mittwochabend gehört, dass der Pokal nach Hause zurückkehrt", sagte Leonardo Bonucci in Anspielung auf das britische "Football's coming home", das die Italiener einfach in "It's coming Rome" umdichteten. "Tut mir leid für sie, aber heute Abend nimmt er einen schönen Flug nach Rom", sagte Bonucci, der zum 1:1-Ausgleich getroffen hatte (67.).
Dieser Triumph durch das 3:2 im Elfmeter-Drama gegen England sei "für alle Italiener. Wir haben daran geglaubt, für uns und für sie". Auf dem Weg zum Flughafen in der Nacht setzte Bonuccis kongenialer Defensivpartner Giorgio Chiellini den Pokal auf den Platz neben sich.
Freudentränen auf dem Fußballplatz
Für Trainer Roberto Mancini war der Triumph besonders emotional: Er vergoss noch auf dem Platz Freudentränen.
"Ich konnte noch gar nicht richtig glauben, dass wir es geschafft hatten", sagte der 56-Jährige, der die Mannschaft nach der verpassten WM 2018 übernommen und zum großen Triumph geführt hatte. Den Sieg widme er "allen Italienern. Wir haben ihnen einen wunderschönen Monat der Freude geschenkt. Darüber sind wir sehr glücklich".
Empfang in Rom
Die Feierlichkeiten werden am Montag auch in der Heimat in offiziellem Rahmen fortgesetzt. Der neue Europameister wird in Rom von Ministerpräsident Mario Draghi empfangen. Der Regierungschef wolle sich persönlich bei der Mannschaft und dem Trainerteam bedanken, teilte die Regierung mit. Die Squadra Azzurra habe "neben großer Individualität ein außergewöhnliches Spiel und einen besonderen Teamgeist" gezeigt, hieß es in einer kurzen Mitteilung der italienischen Regierung am späten Sonntagabend.
"Die Italiener sind mächtig stolz", berichtet ZDF-Korrespondent Andreas Postel aus Rom. Einen Autokorso nach dem anderen habe es gegeben - so groß war die Freude über den ersten EM-Triumph nach 1968.
Auch Staatspräsident Sergio Mattarella, der die Partie im Stadion verfolgt hatte, würdigte die Mannschaft für ihre Leistung. "Große Dankbarkeit für Roberto Mancini und unsere Spieler, die Italien gut vertreten haben und dem Sport Ehre gemacht haben", wurde Mattarella auf Twitter zitiert.
"Wir sind außergewöhnlich gewesen"
Wie schon im Halbfinale gegen Spanien war wieder einmal Torhüter Gianluigi Donnarumma mit zwei gehaltenen Elfmetern entscheidend. Der 22 Jahre alte Keeper rang nach der Siegerehrung sichtlich nach Worten:
"Wir sind außergewöhnlich gewesen, wir sind superglücklich", ergänzte er grinsend.
Für den Torhüter, dessen Vertrag bei AC Mailand ausgelaufen ist, gab es noch eine besondere Ehrung: Er wurde als Spieler des Turniers ausgezeichnet. "Ich war mir sicher, dass er einen Elfmeter halten würde. Er ist der beste Torhüter der Welt", lobte Mancini seinen Keeper. "Wir haben Glück, Donnarumma zu haben."