Die deutschen Fußballerinnen feierten beim 4:0-Sieg gegen Dänemark einen furiosen EM-Auftakt. Nun geht es voller Selbstvertrauen ins zweite Spiel gegen Mitfavorit Spanien.
Es war auf dem engen Vorplatz des Community Stadium von Brentford gar nicht so leicht, sich zu orientieren. Als sich Martina Voss-Tecklenburg nach dem vielleicht schönsten Sieg als Bundestrainerin zwischen dem Hochhäuser-Block vorbei an Absperrgittern, Fans, Journalisten und Delegationsmitgliedern den Weg gebahnt hatte, stieg die 54-Jährige versehentlich in den falschen Bus.
Schnell hüpfte sie wieder heraus, schrieb lieber Autogramme, stellte sich für Selfies auf - und musste dafür gar kein Grinsen aufsetzen.
DFB-Frauen kraftvoll und spielfreudig
Selten wirkte die Powerfrau vom Niederrhein so locker und gelöst, erfreut und stolz wie nach dem fast rauschhaften 4:0 (1:0) der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zum EM-Auftakt gegen Dänemark.
Im 500. Länderspiel boten die deutschen Fußballerinnen die beste Leistung unter der 125-fachen Nationalspielerin. Die gleichermaßen kraftvolle wie spielfreudige Vorstellung an einem lauen Sommerabend im Westen von London weckte Lust auf mehr.
Es sei ein "großes Geschenk mit dieser Mannschaft" arbeiten zu dürfen, lobte die Bundestrainerin, die vom "großartigen Teamwork" und der "großen Defensivlust, sich untereinander zu helfen", schwärmte. Ihr Matchplan ging hinten wie vorne, von der ersten bis zur letzten Minute auf. Die Tore von Lina Magull (21.), Lea Schüller (57.), Lena Lattwein (78.) und Alexandra Popp (86.) vor 15.746 Zuschauern waren das logische Produkt von enormer Spiellaune und bedingungslosen Einsatzwillens.
Gute Vorbereitung zahlt sich aus
Das Pressing funktionierte vielleicht noch nie so gut in den vergangenen drei Jahren unter Voss-Tecklenburg. Sie hob die Augenbrauen, als sie erklärte, wie vier Wochen Vorbereitungszeit mit drei Trainingslagern das Team zusammengeschweißt hätten.
- DFB-Frauen gelingt Traumstart in die EM
Jede Menge Chancen, vier Tore: Die deutschen Fußballerinnen starten mit einem überzeugenden 4:0-Erfolg gegen Dänemark in die EM.
Endlich einmal hatte sie vor allem in der Abgeschiedenheit in Herzogenaurach genug Zeit, um ohne jede Rücksichtnahme auf Vereinsinteressen bei nur einem einzigen Coronafall (Popp) zu üben, "da ist etwas in sich gewachsen".
Spanien wird die nächste Herausforderung
Es geht also voller Selbstbewusstsein in das zweite Gruppenspiel am Dienstag gegen Spanien (21 Uhr). "Da wartet auf uns eine andere Herausforderung", glaubt die im Mittelfeld enorm präsente Lena Oberdorf. Der Mitfavorit habe auch nach dem Ausfall von Weltfußballerin Alexia Putellas noch eine "super Mannschaft", sagte Voss-Tecklenburg, aber sie muss nichts mehr verändern. Es geht dann wieder in Brentford darum, als Gruppensieger ein mögliches Viertelfinale gegen Gastgeber England zu umgehen.
Für die Bundestrainerin schien mit Blick auf ein langes Turnier am wichtigsten:
Erst traf die eingewechselte Lattwein, dann auch die für Schüller gekommene Popp. Da hat eine prominente Fußballerin also 31 Jahre alt werden müssen, um sich in ihrem allersten EM-Spiel mit einem formidablen Flugkopfball für eine lange Leidenszeit voller Selbstzweifel und Rückschläge zu belohnen.
Der späte Lohn für Alexandra Popp
"Das ist einfach schön. Poppi hatte keinen einfachen Weg", sagte die Trainerin. Ihre Kapitänin werde wohl auch nicht im zweiten und nicht im dritten Spiel über 90 Minuten mitmachen, aber der Input von der Bank könnte noch ein Faustpfand werden. Popp fügt sich in die ihr zugedachte (Joker-)Rolle: "Wenn Lea alle müde spielt, ich dann reinkomme und Tore mache, bin ich fein."
Die ernüchterten dänischen Fans mussten schon einige Pfund locker machen, um im belebten Pub "Express Tavern" an der Kew Bridge den Frust ertränken. An selber Stelle feierten auch einige Freunde, Angehörige, Eltern oder Berater der deutschen Nationalspielerinnen durchaus ausgelassen.
Am freien Sonntag will man sich zu Spaziergängen und Essen unter freiem Himmel treffen – das tückische Corona-Virus ist halt noch nicht aus der Welt. Nach neuestem Eindruck lauert hier vielleicht sogar die größte Gefahr für ein deutsches Team, das ab sofort zum engsten Favoritenkreis gehört.
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