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Englischer Fußball : Löst Jake Daniels einen Domino-Effekt aus?

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Das Coming-out des Fußballprofis Jake Daniels erinnert daran, dass schwule Fußballer immer noch zum Versteckspiel gezwungen sind. Doch englische Aktivisten machen Hoffnung.

Jake Daniels am 07.05.2022
Jake Daniels
Quelle: Imago

Prince William dankte ihm genauso wie Boris Johnson. Und Jürgen Klopp fand die berührenden Worte: "Ich habe es geliebt, wie er die Botschaft rübergebracht hat. Er wollte es nicht mehr verstecken. Gut so. Das ist genau das Richtige."

Sympathiewelle nach Coming-out

Gemeint ist der erst 17-jährige englische Fußballprofi Jake Daniels vom Blackpool FC, der sich in der vergangenen Woche als schwul geoutet hat. "Jetzt ist die Zeit dafür", sagte er. "Ich fühle mich bereit, den Leuten meine Geschichte zu erzählen."

Ich möchte, dass die Leute mein wahres Ich kennen.
Jake Daniels

Seitdem schwappt eine Sympathiewelle durch die Medien und es wird darüber spekuliert, ob dieses Coming-out der Beginn einer größeren Bekenntniswelle sein könnte. Daniels ist seit 1990 der erste aktive europäische Fußballprofi, der diesen Weg geht, während sich viele aus Angst vor Diskriminierung und Anfeindungen weiter verstecken.

Urban, Hitzlsperger, Beattie, Cavallo

"Weltweit gesehen gibt es im Augenblick wieder eine Welle von Coming-outs, die mir nachhaltiger vorkommt als 2007 und 2014", sagte Ex-Fußballer Marcus Urban bereits Anfang 2021 im Interview mit ZDFsport. 2007 hatte er sich selbst geoutet, 2014 folgte dann Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger.

Für viele ist Fußball alles, nur nicht schwul! Aber klar gibt es homosexuelle Spieler. Wie groß ist der seelische Druck, nicht offen zu seiner Sexualität stehen zu können? Wie hält man das aus?

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Mit seiner Prognose könnte Urban, der die Selbsthilfeorganisation Gay Players United gegründet hat, Recht behalten. Nachdem sich im Juni 2020 bereits der englische Ex-Profi Thomas Beattie geoutet hat, ging im Oktober 2021 der australische Profi Josh Cavallo diesen Schritt.  

Wachsende Netzwerke

Die Diskussionen, die nach Daniels' Coming-out in England geführt werden, deuten besonders auf drei Faktoren hin, die ein Ende des Versteckspiels begünstigen könnten: Die veränderte Einstellung in der jungen Generation, die gewachsenen Unterstützungsnetzwerke und die Erfolge von Antidiskriminierungsarbeit.

So ging Daniels' Erklärung ein monatelanger Entscheidungsprozess voraus, an dem die Professional Footballers Association (PFA) sowie LGBTQ+-Rechtegruppe Stonewall beteiligt waren. Beteiligte beschreiben diesen Prozess laut Guardian als Modell, das wiederholt werden kann, um anderen Spielern zu helfen.

Wichtige Unterstützung

Diese Unterstützung ist nicht nur bei den befürchteten Anfeindungen wichtig. Da sich bislang nur wenige bekannte Fußballer geoutet haben, rücken diese besonders in den Fokus und in eine Aktivisten-Rolle - so wie in Deutschland Thomas Hitzlsperger, der meist als erster angesprochen wird, wenn Expertise zu diesem Thema gefragt ist. Die Äußerungen von Daniels deuten darauf hin, dass er sich bewusst für diese Rolle entschieden hat.

"Ich denke, es wird einen Dominoeffekt geben, es hat bereits begonnen", sagt Simone Pound, Direktorin für Gleichstellung, Vielfalt und Inklusion bei der PFA im Guardian. "Wir können die positiven Auswirkungen sehen, die es haben kann, wenn Menschen sich melden und sichtbar sind."

Homosexualität für neue Generation kein Thema mehr

Laut Pound, die sich seit mehr als 20 Jahren mit Fragen der Inklusion im Fußball beschäftigt, gibt es dabei auch einen Generationenaspekt. "Wenn Sie sich die Antworten auf Jakes Interview ansehen, sagen viele Kommentare: 'Warum ist das so eine Sache?'"

Als dritten Aspekt hebt sie die Erfolge jahrelanger Antidiskriminierungsarbeit hervor. "Wir haben strenge Sanktionen für Missbrauch im Stadion und arbeiten eng mit der Polizei zusammen", sagt sie. "Hoffentlich kommen wir auch beim Schutz von sozialen Medien weiter."

Bewegende Worte der Nichte von Justin Fashanu

In England stehen Diskussionen zu diesem Thema immer noch im Schatten des Schicksals des Stürmers Justin Fashanu, der sich 1990 am Ende seiner Karriere outete und acht Jahre später das Leben nahm. Seine Nichte Amal Fashanu, die in seinem Namen eine Wohltätigkeitsstiftung leitet, sagte nun: "Wenn mein Onkel Justin am Leben gewesen wäre, wäre er einer der ersten gewesen, die Jake kontaktiert hätten, um ihm seine Unterstützung und die besten Wünsche anzubieten."

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