Leihspieler Ansgar Knauff hat sich bei Eintracht Frankfurt prächtig entwickelt. Das Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers am Mittwoch ist auch für ihn ein Traum.
Es sah wirklich gut aus, was Ansgar Knauff am Dienstag auf dem sonnenüberfluteten Trainingsplatz 4 vor der Frankfurter Arena ablieferte. Ein schneller Antritt, ein Pass in die Spitze - und schon jubelten die Stammspieler über ein Tor im Abschlussspielchen.
Die Frankfurter "zelebrieren die Final-Tage hier in Sevilla richtiggehend", so ZDF-Reporterin Claudia Neumann vor dem Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers.
Es sind Szenen wie diese, die den 20-Jährigen bei Eintracht Frankfurt so wertvoll machen, wenn am Mittwoch das Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers ansteht (21 Uhr). Es ist gemessen an der Fanunterstützung mit bis zu 50.000 Eintracht-Anhängern und womöglich sogar bis zu 100.000 Rangers-Supportern in Sevilla das stimmungsvollste Endspiel, das dieser Wettbewerb je erlebt hat.
Ohne Knauff kein Finale
Ohne den Türöffner namens Knauff wäre die Eintracht kaum nach Andalusien gekommen. Die Leihgabe von Borussia Dortmund erzielte beim Viertelfinal-Hinspiel gegen den FC Barcelona (1:1) und im Halbfinal-Hinspiel bei West Ham United (2:1) jeweils den umjubelten Führungstreffer. Der Senkrechtstarter steht in der Gunst des Publikums ganz weit oben.
-
Der 20-Jährige ist aktuell einfach glücklich "Es ist ein unglaublicher Weg, seitdem ich hier bin. Es freut mich sehr, was ich in kurzer Zeit hier schon erleben durfte. Das macht mich einfach glücklich", sagt er. Mitunter muss er sich manchmal selbst kneifen, wie schnell das alles gegangen ist. Mitte Januar hat er noch für die zweite Mannschaft vom BVB gespielt. Dritte Liga. Vier Monate später steht er in einem Europapokal-Finale.
Wie so etwas möglich ist? Mit der Fantasie eines Managers (Markus Krösche), dem Vertrauen eines Trainer (Oliver Glasner) und den Anlagen eines Jungprofis, der selbst das Heft in die Hand nahm. "Ich habe im Winter mit dem Verein, meinen Berater und meiner Familie alles durchgesprochen. Wir sind dann zu dem Schluss gekommen, dass Frankfurt eine gute Option für mich sein kann."
"Wir haben bisher eine gute Mischung aus Anspannung und Entspannung", sagt Timmo Hardung, Leiter Lizenzspielerabteilung Eintracht Frankfurt, vor dem EL-Finale in Sevilla.
Das kann man wohl sagen. Knauff hat die gesamte Statik bei der Eintracht verändert, weil er die rechte Außenbahn ähnlich aktiv, vor allem offensiv ähnlich effektiv wie links Filip Kostic beackert. Mit Wucht und Finesse. Auch wenn nicht jeder Pass oder jede Flanke ankommt, ist der bis 2023 an die Eintracht verliehene Knauff gesetzt.
Lob auch vom DFB-Mann Daniel Niedzkowski
Auch der Deutsche Fußball-Bund ist erfreut, zumal der in dieser Altersklasse nicht mehr so viele Hoffnungsträger hat. Daniel Niedzkowski, Leiter der Pro-Lizenz-Ausbildung und Co-Trainer der U21-Nationalmannschaft, sieht in Knauffs Entwicklung den Beleg, dass junge Spieler, vor allem "Vertrauen und Spielpraxis brauchen, um sich weiterzuentwickeln - das ist oft sehr banal".
- Frankfurt winkt sogar die Champions League
Von Bayern bis Köln - sieben Europapokal-Plätze für Bundesligisten sind in der Saison 2022/23 vergeben. Mit Eintracht Frankfurt könnten es gar acht werden.
Das Besondere sei in Frankfurt, sagt Niedzkowski zu sportstudio.de, auf welcher Position der gebürtige Göttinger durchgestartet sei: Als gelernter Offensivspieler gleich die gesamte Flanke zu beackern, sei anspruchsvoll, "aber er macht das überragend - und da hat sein Vereinstrainer sicherlich einen gehörigen Anteil dran".
Knauff bringe von seinen Anlagen, Tempo, Mut und Überraschungsmomente, zwar einiges mit, aber um dieses Talent denn auch wirklich zu Entfaltung zu bringen, gehörten immer mehrere Seiten.
Historischer Titel winkt
Nun sind der Klub und der Spieler nur noch einen Schritt von einem historischen Titel entfernt. Beim internationalen Medientag richtete Knauff mit einem verschmitzten Grinsen in Englisch aus, dass ihn zwar auch die Fans der Rangers beeindrucken würden, aber auch die würden bald wissen: "At the end they will say: Frankfurt were better!"
Fürs Finale hat er sich dasselbe vorgenommen wie in den Runden zuvor: "Meine Abschlüsse nehmen, irgendeiner wird schon reinrutschen." Scheint alles ganz einfach. Wie im Training.
Interview- Körbel: Titel wäre Krönung großer Entwicklung
Eintracht Frankfurts Rekordspieler Karl-Heinz Körbel erinnert sich an den UEFA-Cup-Sieg 1980 und die Parallelen zum anstehenden Europa-League-Finale gegen die Glasgow Rangers.