Eintracht Frankfurt schafft in einem historischen Europa-League-Duell beim FC Barcelona den unerwarteten Einzug ins Halbfinale - und hat nun das Finale in Sevilla im Visier.
Rückblickend hatten die Funktionäre von Eintracht Frankfurt wohl doch Recht, das Duell gegen den FC Barcelona als "Jahrhundertspiel" zu titulieren. Denn in einer fast surrealen Nacht lieferte das mit 3:2 gewonnene Viertelfinal-Rückspiel beim katalanischen Renommierverein alle Zutaten für einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern der Hessen.
Trainer Glasner gibt Lob an Mannschaft weiter
Der erneute Einzug ins Europa-League-Halbfinale nach 2019 war das eine, die besonderen Begleitumstände mit nahezu 30.000 meist ganz in Weiß gekleideten Frankfurter Fans im gewaltigen Camp Nou das andere.
- Frankfurt entzaubert den FC Barcelona
Schwarz-weiße Party im Stadion Camp Nou: Eintracht Frankfurt gewinnt beim FC Barcelona mit 3:2 (2:0) und stürmt ins Halbfinale der Europa League.
Selbst der sonst so sachliche Trainer Oliver Glasner griff dafür tief ins emotionale Regal. "Das hat sich eingebrannt ins Herz für immer", sagte der Österreicher.
Glasner leitete jegliche Komplimente für eine taktische Meisterleistung umgehend weiter: "Riesenlob an die Spieler, was sie hier geleistet haben. Riesenlob an unsere Fans, die hier etwas vollbracht haben, was es sonst kaum gibt auf der Welt."
Heimspielatmosphäre mit Gänsehautmomenten
Die zahlreichen Anhänger der Eintracht sorgten in der katalanische Metropole auf allen Ebenen dieser Spielstätte erst für Heimspielatmosphäre, dann für Gänsehautmomente bis weit nach Spielschluss.
"Nicht nur wie wir diesen absoluten Weltklub bespielt, sondern wie wir uns als Klub in Barcelona präsentiert haben", fand Aufsichtsratschef Philip Holzer "historisch" und merkte an: "
Xavi Hernandez kritisiert Kartenvergabe
Die im Mittelmaß gefangene Bundesligist führte nach einem Doppelpack von Filip Kostic (4./Foulelfmeter und 67.) sowie dem Traumtor von Rafael Borré (36.) verdient mit 3:0, ehe Sergio Busquets (90.+1) und Memphis Depay (90. +11) in der Nachspielzeit noch verkürzten.
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Barca-Coach Xavi Hernandez verortete bei seinem Klub eine "riesige Enttäuschung" und erhob den Vorwurf eines "Planungsfehlers", dass so vielen Karten auf allen möglichen Kanälen an die Eintracht-Fans gelangt waren, weshalb die Barcelona-Kurve aus Protest sogar kurzzeitig ihre Plätze verließ.
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Im Halbfinale wartet nun West Ham United
Vorstandssprecher Axel Hellmann wies darauf hin, so etwas kaum verhindern zu können (und zu wollen) - und kündigte flugs auch eine "Adler-Invasion" für London an, wenn die Eintracht am 28. April das Halbfinal-Hinspiel bei West Ham United bestreitet. Mal unabhängig davon, ob die sprachliche Begrifflichkeit gerade passt, könnte sich tatsächlich eine ähnliche Größenordnung aus der Anhängerschaft in die englische Hauptstadt begeben.
Das Rückspiel steigt dann am 5. Mai in Frankfurt. Viele haben zudem bereits einen Trip für den 18. Mai nach Sevilla geplant. Wurde vor drei Jahren in einem dramatischen Elfmeterkrimi beim FC Chelsea der Einzug ins Europa-League-Endspiel verpasst, "wollen wir jetzt ins Finale", erklärte Torwart Kevin Trapp.
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Glasner verordnet Spaziergang zur Ausnüchterung
"Das ist das ganz klare Ziel", betonte auch Sportvorstand Markus Krösche, während sich sein Trainer bei einem Diver auf dem Rasen seine Hose zerriss. "Die ist jetzt kaputt, aber egal", sagte Glasner, der spontan das für Freitagmorgen in Barcelona angesetzte Vormittagstraining strich und statt dessen einen Strandspaziergang zum Ausnüchtern ansetzte. Denn die Spieler waren ausdrücklich aufgefordert worden, sich nach diesem epochalen Triumph nicht mit einem kräftigen Schluck Mineralwasser zu begnügen.
Wie in dieser Feierlaune und diesem Freudentaumel die Vorbereitung aufs nächste Bundesliga-Auswärtsspiel bei Union Berlin (Sonntag, 17:30 Uhr) gelingen soll, wusste auch Glasner nicht so genau. Aber es war dem 47-Jährigen in den magischen Momenten von Barcelona auch einfach mal egal.