Im Herbst schien Frankfurts Europa-League-Gegner vollkommen erledigt. Jetzt reüssiert Barça wieder an allen Fronten - und wird erneut zum Sehnsuchtsort wechselwilliger Stars.
Seit einigen Tagen kursiert beim FC Barcelona verstärkt der Name Robert Lewandowski. Polnische Medien wollen sogar erfahren haben, dass der Stürmer dem FC Bayern schon eine Wechselabsicht zu den Katalanen mitgeteilt habe.
Attraktiv genug für Lewandowski?
Barcelona? Da mag mancher an den Herbst zurückdenken und sich fragen, wie das gehen soll. Nicht nur vermeldete der Verein damals einen Schuldenstand von über einer Milliarde Euro. Er unterlag den Bayern auch zweimal chancenlos mit 0:3 in der Champions League. Was soll für einen "The Best" daran attraktiv sein?
Nun, die Dinge haben sich geändert. Der FC Barcelona, der heute Eintracht Frankfurt zur Entscheidung im Viertelfinale der Europa League empfängt (21 Uhr/Hinspiel 1:1), hat mit dem FC Barcelona der ersten Saisonhälfte nicht mehr viel zu tun.
- Eintracht mit Remis gegen Barcelona
Frankfurt darf weiter aufs Halbfinale in der Europa League hoffen. Die Eintracht erkämpfte im Viertelfinal-Hinspiel gegen Topfavorit FC Barcelona ein 1:1 (0:0).
Barcelona: Seit 15 Spielen ungeschlagen
Seit dem Amtsantritt von Trainer Xavi Hernández hat er sich in der Liga von Platz neun auf Platz zwei hochgearbeitet. Wenn er in Frankfurt eher nicht überzeugte, dann auch wegen Müdigkeit nach einer Aufholjagd von 15 ungeschlagenen Spielen.
Mit Xavi, dem Spielmacher aus größten Zeiten, sind Selbstverständnis und Ausstrahlung eines großen Klubs zurückgekehrt. Sein Name und seine Arbeitsweise erzeugen Optimismus bei den eigenen Spielern - und Neugier bei vielen anderen.
Mythos FC Barcelona ist unkaputtbar
Wie der erfahrene Abwehrchef Gerard Piqué nach einem eindrucksvollen 4:0 vorigen Monat bei Real Madrid erklärte: "Wir sind wieder da."
In gewisser Weise war sein Verein sogar nie weg. Im emotionsgeleiteten Fußballgeschäft gibt es Marken, die heller strahlen als jedes Untergangsszenario. Manchester City und Paris St. Germain mögen mehr Geld haben, andere wiederum solider sein. Aber Mythos und Klang des FC Barcelona bleiben unkaputtbar.
Aubameyang arbeitet für kleines Geld
Das zeigte sich schon im Winter bei der Verpflichtung eines anderen Stürmers, Pierre-Emerick Aubameyang. Der Ex-Dortmunder kam nach Vertragsauflösung bei Arsenal gratis. Das eher bescheidene Gehaltsangebot der Katalanen war für ihn erst mal zweitrangig.
Gut zwei Monate später steht er schon bei zehn Toren. Seine aus der Bundesliga bekannte Connection mit Ousmane Dembélé ist ein Schlüssel für Barças Renaissance. Der Franzose kommt im selben Zeitraum auf neun Torvorlagen.
Positiver Einfluss auf Dembélé
Die erfolgreiche Wiedervereinigung der beiden Kumpels aus BVB-Zeiten veranschaulicht, wie sehr sich momentan bei Barça mehrere Faktoren gegenseitig positiv beeinflussen. "Auba" hat nicht nur die beste Version des zuvor oft phlegmatischen Dembélé geweckt. Er lobbyiert bei ihm auch für die Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrags.
Dembélé müsste dafür allerdings auf allzu hohe Forderungen verzichten. Präsident Joan Laporta, seit gut einem Jahr im Amt, hat sich fest auf die Fahnen geschrieben, das wirtschaftliche Harakiri seiner Vorgänger nicht zu wiederholen.
Der FC Bayern wahrt auch im letzten Gruppenspiel seine weiße Weste, gewinnt das Prestigeduell gegen den FC Barcelona klar mit 3:0 und schickt die Katalanen in die Europa League.
Drei grandiose Teenager
Für Barça spricht dagegen eines der wohl vielversprechendsten Projekte des europäischen Fußballs. Mit bereits jetzt oft spielentscheidenden Talenten wie Pedri, 19, und Gavi, 17, im Mittelfeld oder dem verletzten Angreifer Ansu Fati, 19, könnte Xavi eine Mannschaft bauen, die vergangene Triumphe bald wiederholt.
Welche Popularität der Verein weiter hat, sah man zuletzt an dem Frauenfußball-Zuschauerweltrekord mit über 91.000 Besuchern beim Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid (im Halbfinale gegen Wolfsburg könnte er noch mal überboten werden). Oder beim kürzlich abgeschlossenen Deal über gut 65 Millionen Euro pro Jahr mit dem Streamingdienst Spotify als künftigem Hauptsponsor.
Mit Barça ist wieder zu rechnen
Ob dazu dann Lewandowski oder ein anderer Star wirklich kommt, spielt fast nur eine untergeordnete Rolle. Und selbst ein Ausscheiden gegen Frankfurt würde an der Botschaft wenig ändern: Mit Barcelona ist wieder zu rechnen.
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