Eintracht Frankfurt stößt mit einem 2:1-Auswärtssieg bei West Ham United die Tür zum Endspiel der Europa League auf. Die Hessen legen in London einen reifen Auftritt hin.
Kevin Trapp ist keiner, der zur Übertreibung neigt. Dafür hat der tüchtige Torwart von Eintracht Frankfurt schlicht in seiner Karriere schon zu viele Höhen und Tiefen mitgemacht. Die internationale Bühne eingeschlossen.
Doch als der 31-Jährige zum Interview im London Stadium vor einer vibrierenden Fankurve mit 3.000 erneut in Weiß gekleideten Eintracht-Anhängern stand, sprach aus dem gebürtigen Saarländer nach dem 2:1-Erfolg im Europa-League-Halbfinale bei West Ham United viel Stolz:
Torhüter Trapp warnt vor Überschwang
Trotzdem versuchte Trapp, zu viel Überschwang zu unterdrücken. "Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition", hielt der dritte Tormann der deutschen Nationalmannschaft fest, "und jetzt mit das wichtigste Spiel der Saison."
- Leipzigs erlösender Sieg gegen Rangers
RB Leipzig hat das Halbfinal-Hinspiel der Europa League gegen Glasgow Rangers mit 1:0 (0:0) gewonnen. Der erlösende Treffer fiel erst in der Schlussphase.
Die Tür zum Europa-League-Finale am 18. Mai in Sevilla - vielleicht sogar für ein deutsches Duell gegen den in Frankfurt ganz besonders ungeliebten Bundesligisten RB Leipzig - ist aufgestoßen, steht aber bei der abgeschafften Auswärtstorregel auch noch nicht sperrangelweit offen.
Ein erster Schritt Richtung Finale
Lediglich von einem "ersten Schritt Richtung Finale" sprach Trapp, und in diese Tonalität stimmte auch die sportliche Leitung ein. "Es ist erst Halbzeit, wir müssen einen drauflegen, um unseren Traum zu finalisieren", erklärte Trainer Oliver Glasner.
Und Manager Markus Krösche ergänzte: "Es steht zur Pause 2:1. In der kommenden Woche brauchen wir unsere Fans zu Hause und ganz Frankfurt hinter uns, um uns den Traum vom Finale zu erfüllen."
Eintracht in der Stadt omnipräsent
Da können sich indes alle sicher sein. Wer sich in der Mainmetropole beim Bäcker und Friseur, am Arbeitsplatz oder Tennisplatz umhört: Selten war die immer noch launische Diva vom Main - in der Rückrunde präsentiert die Eintracht ja zwei völlig verschiedene Gesichter in Bundesliga und Europa League - so en vogue wie aktuell.
Über die Bundesliga wird sich Eintracht Frankfurt nicht für den Europapokal qualifizieren: Im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim musste sich Frankfurt mit einem 2:2 begnügen.
Jeder redet mit, jeder nimmt teil - und jeder will irgendwie Karten haben. Es ist wohl nicht übertrieben, dass zum Rückspiel am kommenden Donnerstag auch locker 250.000 oder 300.000 Tickets abgesetzt hätten werden können.
Leidenschaft und viel taktisches Kalkül
In der ausverkauften Arena im Stadtwald wird eine vibrierende Atmosphäre herrschen, gespeist von einer historischen Dimension. 42 Jahre nach dem gewonnenen UEFA-Cup in einem deutschen Endspiel gegen Borussia Mönchengladbach lebt der Traum vom zweiten Europapokalsieg der Vereinsgeschichte.
Für den emotionalen Präsidenten Peter Fischer ist es die "unendliche Leidenschaft“, die Verein, Stadt und Fans für den Europapokal aufbringen, die Basis. Doch ohne das taktische Kalkül von Trainer und Spielern, die sich ihre Glanzleistungen in diesem Jahr bislang sehr ausgewählt für Gegner wie Betis Sevilla, FC Barcelona und nun West Ham aufheben, wäre der Siegeszug der in der Europa League immer noch ungeschlagenen Eintracht nicht möglich.
- Ein Sieg fürs Geschichtsbuch
Eintracht Frankfurt schafft in einem historischen Europa-League-Duell beim FC Barcelona den unerwarteten Einzug ins Halbfinale - und hat nun das Finale in Sevilla im Visier.
West Ham United ist im Rückspiel alles zuzutrauen
Das Blitztor durch die in Frankfurt aufgeblühte Dortmund-Leihgabe Ansgar Knauff nach 52 Sekunden entsprang dem Plan, sofort mutig zu beginnen. Und auch wenn der Tabellensiebte der Premier League durch Michail Antonio nach einem Standard ausglich (21.), wirkten die Hessen auch nach der Pause wacher, als der Europa-League-Spezialist Daichi Kamada zum 2:1 abstaubte (54.).
Der englische Traditionsverein schnupperte zwar vor allem beim Latten-Fallrückzieher von Jarrod Bowen in der Nachspielzeit am Ausgleich, aber insgesamt wirkten die "Hammers" spielerisch arg limitiert. Gleichwohl ist dieser physisch starken Truppe, die im Viertelfinal-Rückspiel bei Olympique Lyon mal eben 3:0 gewann, noch alles zuzutrauen. Was Trapps Vorsicht verständlich macht.
- Europa League in Zahlen
Alle Spiele, alle Tore: Ergebnisse, Tabellen und Statistiken