Bayern gegen Wolfsburg: Bühl und Brand - Duell auf den Außen

Es ist der Klassiker im deutschen Frauenfußball: Wenn sich der FC Bayern und VfL Wolfsburg im Topspiel der Frauen-Bundesliga begegnen (Freitag 16.55 Uhr/live ZDF), geht es traditionell um viel. Meist entscheiden die Tagesform oder Schlüsselduelle. Unweigerlich stehen auf dem Bayern-Campus auch Deutschlands beste Außenangreiferinnen im Blickpunkt, um die sich zuletzt viele Spekulationen rankten.

Klara Bühl (FC Bayern) und Jule Brand (VfL Wolfsburg) bilden die Flügelzange der Nationalmannschaft - und sind europaweit begehrt. Münchens Mittelfeldspielerin Sydney Lohmann kennt beide, mit Bühl ist sie eng befreundet. "Klara ist besser, sie spielt bei uns", merkte die Dampfmacherin auf ZDF-Nachfrage in der digitalen Pressekonferenz mit einem Augenzwinkern an, um dann einen ernsthaften Vergleich vorzunehmen: Die beiden seien "nicht komplett unterschiedlich" - für sie habe Bühl "den besseren Abschluss, den härteren Schuss", Brand sei "ein Ticken schneller". 

Die Wolfsburgerin agiert trickreicher, sucht häufiger das Dribbling, ist aber nicht so effektiv: Die 22-Jährige steht in dieser Saison bei fünf Scorerpunkten (drei Tore/zwei Vorlagen), Bühl hingegen bei 13 (fünf/acht). Gerade erst hat Bundestrainer Christian Wück der Bayern-Stürmerin im "Kicker" bescheinigt:

Es sei egal, ob die 24-Jährige mit links oder rechts schieße "Diese Qualität besitzen im Frauen- und im Männerbereich nur sehr, sehr wenige." Aus seiner Sicht verkörpere Bühl inzwischen Weltklasse. 

Deshalb war der FC Bayern froh, die Vertragsverlängerung bis 2027 mit der 64-fachen Nationalspielerin (27 Tore) vermelden zu können. Der FC Barcelona hatte sich intensiv mit einer Verpflichtung beschäftigt. "Klara ist ein wichtiger Faktor", erklärte Bayern-Direktorin Bianca Rech: "Als Spielerin ist sie Power pur."

Bühl sagte: "Am Ende soll man auf sein Bauchgefühl vertrauen." Sie schien erleichtert, dass ihre Zukunft geklärt ist. Anders als bei Brand, bei der nur feststeht, dass sie ihren Vertrag in Wolfsburg nicht verlängert. Nach Berichten der "Sportbild" zieht es die Flügelspielerin zu Olympique Lyon, dem nächsten Gegner der Bayern im Champions-League-Viertelfinale (18. und 26. März). Sie wäre die vierte Deutsche bei den Französinnen, wo bereits Dzsenifer Marozsán, Laura Benkarth und Sara Däbritz spielen.

Wück würde Brands Weggang ins Ausland bedauern. Er sei jedenfalls über jede Identifikationsfigur froh, "die hier sichtbar und präsent ist". Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg findet es hingegen logisch, "dass sie sich mit dieser Option beschäftigt, weil der Markt sehr attraktiv ist." Die 57-fache Nationalspielerin (neun Tore) hat unter ihr im Nationalteam debütiert, wobei "MVT" in den Anfangszeiten mal sagte:

Da spielte die gebürtige Pfälzerin noch bei der TSG Hoffenheim, reiste als jüngste Spielerin zur EM 2022 - und erhielt von der italienischen Zeitung "Tuttosport" die Auszeichnung "Golden Girl". Bei jenem Turnier in England reifte Bühl zur Leistungsträgerin und Sympathieträgerin, die sich öffentlichkeitswirksam zu ihrem Hobby bekannte: Häkeln. "Mir fällt es schwer, nichts zu tun und ruhig zu bleiben, aber beim Häkeln nehme ich nichts anderes wahr", erläuterte sie einmal.

Während die Mitspielerinnen im Bus auf ihren Handys durch Instagram oder Tiktok scrollen oder Serien schauen, holt sie Nadel und Wolle hervor, um abzuschalten. Für die WM 2023 erstellte sie ein Maskottchen. Einen Koala, der unter dem Namen "Waru" in kurzer Zeit große Popularität erlangte. Bloß wirkte der Glücksbringer nicht. Auch Bühl und Brand rannten in Down Under gefühlt immer wieder in Einbahnstraßen. Offenkundig, dass beide ein harmonisches Umfeld brauchen, um ihr Spiel durchzubringen. Wem gelingt das am Freitag besser?