Fußball-EM 2022: Dänemark erster Prüfstein für DFB-Frauen

    Erster Prüfstein für DFB-Frauen:Däninnen spielen "mit sehr viel Herz"

    von Frank Hellmann, London
    07.07.2022 | 06:00
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    Dänemark ist erster Gegner der DFB-Frauen bei der Fußball-EM in England. Die Däninnen setzen vor allem auf ihre Weltklassestürmerin Pernille Harder.

    Nadia Nadim und Pernille Harder
    Fußballerinnen mit Herz: Nadia Nadim (li.) und Pernille Harder
    Quelle: Imago

    Die Tage des Wartens können vor einem großen Turnier mitunter quälend lang sein. Bei der dänischen Nationalmannschaft, die ein Hotel am Royal Richmond Park, der größten königlichen Parkanlage Londons, bezogen hat, ist das vor dem EM-Auftaktspiel gegen die DFB-Frauen (Freitag, 21 Uhr/live im ZDF) nicht anders.
    Denn noch länger als das DFB-Team haben sich die Däninnen gedulden müssen, die nicht für die WM 2019 in Frankreich und damit nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert waren. Das letzte Turnierspiel war das stimmungsvolle EM-Endspiel am 6. August 2017 in Enschede, als der Überraschungsfinalist gegen eine entfesselte niederländische Elf 2:4 verlor.

    Schöne Erinnerungen an Duell 2017

    Pernille Harder denkt dennoch gerne an die letzte EM zurück. Die Weltklasse-Stürmerin vom FC Chelsea, die während ihrer Zeit beim VfL Wolfsburg (2017 bis 2020) an Popularität und Profil gewann, erinnert sich am liebsten an das damalige Viertelfinale gegen Deutschland: "Wir haben 2:1 gewonnen und wirklich gut verteidigt. Es war ein fantastisches Gefühl: Eine so große Nation zu schlagen, war einfach großartig."
    Nur auf Knopfdruck ist der Coup von Rotterdam nicht zu wiederholen. "Deutschland und Spanien sind zwei der besten Mannschaften bei dieser EM, vielleicht zwei der Favoriten", meint die zweimalige UEFA-Frauenfußballerin des Jahres. "Wir wissen, dass wir auf dem Papier vielleicht nicht so gut sind wie sie", erklärt sie.

    Aber das, was wir haben - der Zusammenhalt im Team und das taktische Wissen - kann uns vielleicht weit nach vorne bringen.

    Pernille Harder

    Die 29-Jährige weiß, dass sich die Blicke wieder auf sie richten. Die bereits mit 23 Jahren zur Kapitänin berufene Harder geht für ein Ensemble voran, das beileibe nicht auf allen Positionen überdurchschnittlich besetzt ist, wie die letzte Testspiel-Niederlage gegen Norwegen (1:2) zeigte.  
    Nur ein Bankplatz bleibt wohl für die 23-jährigen Zwillingsschwestern von Turbine Potsdam, Sara und Karen Holmgaard. Das dänische Team sei, findet die deutsche Co-Trainerin Britta Carlson, ein Abziehbild der Landeskultur: "Sie spielen mit sehr viel Herz und sind sehr kompakt."

    Nicht alles so bierernst nehmen

    Der Ende 2017 installierte Nationaltrainer Lars Søndergaard setzt wie sein Vorgänger Nils Nielsen (trainiert heute die Schweiz) auf ein harmonisches Gefüge, das mit allerhand Spaß unterwegs und individuellen Freiheiten ausgestattet ist. Nicht alles so bierernst nehmen, gehört zur Lebensweise.
    Und so teilt Harder in den sozialen Netwerken schon mal Videos, in denen sie ein flottes Tänzchen in kurzer Hose in der Kabine hinlegt. Doch sie verschweigt auch nicht die Schattenseiten: "Manchmal gibt es auch harte Sachen mit dem Druck, mit den Erwartungen. Es ist nicht immer nur ein Tanz auf Rosen. Ich habe einen Sportpsychologen, seit ich 19 Jahre alt bin. Das hat mir in meiner Karriere geholfen“, hat sie gerade in einem Podcast verraten. 

    Achtung auch auf Rikke Madsen und Signe Bruun

    Umso besser, wenn die Nummer zehn auch auf dem Platz noch Unterstützung bekommt. Dänemark wird zwar sicher im ausverkauften Community Stadium von Brentford nicht nach viel Ballbesitz streben, aber die 4-3-3-Grundordnung des DFB-Teams gewissermaßen spiegeln. Ziel ist es, über Ballgewinne die Außenspielerinnen Rikke Madsen und Signe Bruun einzusetzen.
    Bruun steht zwar beim Champions-League-Sieger Olympique Lyon unter Vertrag, die 24-Jährige hat aber ein halbes Jahr bei Manchester United verbracht. Ihre Vorfreude auf die EM hat sie ein bisschen vom Ergebnis abgekoppelt:

    England ist ein echtes Fußballland. Ich freue mich auf die vielen Fans, darunter auch viele aus Dänemark, die dabei sein werden und uns spüren lassen, wie groß diese Veranstaltung ist.

    Signe Bruun

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