Freiburgs Trainerin Theresa Merk hat beim SC viel vor

    Freiburgs Trainerin Theresa Merk:Mit Opferbereitschaft zügig nach oben

    von Andreas Morbach
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    Seit diesem Sommer trainiert Theresa Merk die Freiburger Fußballerinnen - mit großen Ambitionen. Das Verfolger-Duell gegen Bayern München am Samstag kommt ihr da gerade recht.

    Theresa Merk (SC Freiburg, Trainerin) und Hasret Kayikci (SC Freiburg, 11) nach dem Spiel , SC Freiburg vs. SGS Essen,
    Hat beim SC Freiburg noch viel vor: Trainerin Theresa Merk
    Quelle: imago

    Im deutschen Frauenfußball geht es zwar nicht ganz so eintönig zu wie bei den Männern, doch auch dort gibt es seit zehn Jahren keinen anderen Meister als den VfL Wolfsburg oder Bayern München. Dagegen regt sich nun deutlicher Widerstand im Breisgau.

    Merk ist eine von nur zwei Bundesliga-Trainerinnen

    Beim SC Freiburg hat in diesem Sommer schließlich eine ehrgeizige junge Frau die Arbeit aufgenommen: Theresa Merk, eine von nur zwei Cheftrainerinnen bei den zwölf Bundesligisten.

    Klar ist es unser Ziel, diese Klubs, wenn nicht jetzt in meiner ersten Saison hier, zumindest auf Strecke gesehen ärgern zu können.

    Theresa Merk

    Die gebürtige Ravensburgerin sitzt in der Lounge des Dreisamstadions und blickt hinunter auf den Rasen. Dorthin, wo ihre Mannschaft am Samstag den FC Bayern zum Verfolger-Duell empfängt.

    Coole Ausgangslage beim Spiel gegen die Bayern

    "Das sind geile Spiele, auf die ich mich immer freue", sagt Merk gegenüber ZDFheute. Sie stülpt dem SC trotz des minimalen Rückstands von nur einem Punkt auf München gezielt die Rolle des Außenseiters über. "Eigentlich", frohlockt sie, "hat nur Bayern etwas zu verlieren. Wir können an diesem Spieltag nur gewinnen - und das ist cool."
    Cool fände es die 33-Jährige, die schon zu Schulzeiten ihre Karriere als Fußballtrainerin anschob, auch, wenn die erfolgreiche EM in diesem Sommer hierzulande noch mehr Klubs mit etablierten Männerteams wachrütteln würde.

    Wir haben da doch noch viele Vereine, die die Frauenabteilung sehr stiefmütterlich behandeln.

    Theresa Merk

    Kritischer Blick auf Dortmund und Schalke

    Zwiegespalten sei sie zum Beispiel beim Blick auf Dortmund und Schalke, die ihre Frauenteams jeweils ganz unten in der Kreisliga B anfangen ließen. "Für die Vereine ist das natürlich ein einfacher Weg. Sie müssen vier Jahre lang eigentlich sehr, sehr wenig investieren - bis sie überhaupt erst mal in Gefilde kommen, wo es um ein bisschen was geht. Mit so einer Vorgehensweise hält man sich schon mal viel offen", moniert Merk.
    Torjubel bei den Wolfsburgerinnen
    Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben das Duell gegen den FC Bayern gewonnen. Durch den Sieg vor einer Rekordkulisse setzen sich die Titelverteidiger in der Tabelle ab.23.10.2022 | 4:19 min
    Sie selbst hat es zügig nach oben geschafft, brachte auf dem Weg in die höchste deutsche Spielklasse aber auch große Opfer. Zum Beispiel vor sechs Jahren, als zum Ende ihres Masterstudiums Sportmanagement bereits alles für ein Auslandsemester in norwegischen Molde in die Wege geleitet war.

    Job statt Auslandssemester

    "Ich wollte vor dem Einstieg in die Berufswelt noch mal etwas erleben, das machen, was die anderen immer machen", erzählt Merk. Doch dann flatterte der Oberschwäbin ein Angebot vom Fußballverband Mittelrhein ins Haus. Drei Wochen vor der geplanten Abreise nach Norwegen cancelte sie alles und fing stattdessen einen Job als Verbandssportlehrerin an.
    Bereut hat Freiburgs neue Trainerin, die als einzige Frau im Kurs 2019 ihr Fußballlehrer-Diplom erwarb und zuletzt ein Jahr beim Grasshopper Club Zürich arbeitete, ihre Entscheidung nicht. Und nun erhofft sie sich, gerade im Fahrwasser der EM, weitere Fortschritte für die gesamte Branche.

    Klare Ziele für die nächste Dekade

    Sich am Männerfußball zu orientieren, den Merk als "fernab von allem anderen" und als ein "mittlerweile so wahnsinniges Geschäft", bezeichnet, findet sie allgemein schwierig - und propagiert mit Blick auf die nächste Dekade entsprechend "ein kontinuierliches Wachstum".
    Dieses dürfe aber nicht nur von außen gepusht werden, sondern müsse sich irgendwann auch selber rechtfertigen. "Die Leute sollen Bock haben, Frauenfußball zu gucken", findet Theresa Merk. Sie selbst setzt sich zudem für ein professionelleres Niveau in punkto Bezahlung ein. Denn: "Es macht einfach einen Unterschied, ob ich acht Stunden im Büro bin und dann Fußball spiele. Oder ob das einfach mein Job ist."
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