Noch immer ist ein Länderspiel zwischen Deutschland und Israel etwas ganz Spezielles. Zuletzt tobte im israelischen Verband ein Machtkampf.
Der Begriff Freundschaftsspiel ist fast schon aus dem Fußball-Jargon verschwunden. Doch bei kaum einer Partie hat er noch solch eine Bedeutung wie für ein Länderspiel zwischen Deutschland und Israel.
Israels Nationalteam vor zehn Jahren letztmals zu Gast
Nun kommt es an diesem Samstag (20:45 Uhr/ab 20:15 Uhr live im ZDF) zu der erst fünften Auflage. Ursprünglich hatte sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) um einen Test gegen ein afrikanisches Team bemüht. Da dieser aber nicht zustande kam, ist nun also die mit vielen Auslandsprofis gespickte Auswahl Israels das erste Mal seit dem 31. Mai 2012 wieder zu Gast.
- Deutschland - Israel im Highlightplayer
WM-Test-Länderspiel in Sinsheim, Reporter: Oliver Schmidt, Moderation: Jochen Breyer, Experte: Per Mertesacker.
Vor fast genau 35 Jahren trat die deutsche Nationalmannschaft erstmals zu einem Länderspiel in Israel an. "Es war auch über 40 Jahre nach dem Kriegsende und dem unsagbaren Verbrechen Deutscher am jüdischen Volk kein bisschen normal", schreibt der Historiker Udo Muras im DFB-Stadionmagazin.
Das Rahmenprogramm sah den Besuch der Klagemauer, der Geburtsstätte Jesu in Bethlehem und der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem vor.
DFB pflegt regen Austausch mit israelischem Verband
Lothar Matthäus, Klaus Allofs, Rudi Bommer und Alois Reinhardt legten einen Kranz nieder, alle Spieler wirkten nach dem Besuch der Gedenkstätte tief betroffen. Auch jetzt erinnerte Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff daran, dass das Erinnern an die Geschichte nie aufhören dürfe.
Bis heute ist dem DFB an einem besonderen Austausch mit dem Israelischen Fußball-Verband (IFA) gelegen.
Absurder Machtkampf um Torhüter Peretz
Doch tobte ausgerechnet vor der historisch immer noch bedeutsamen Begegnung gegen Deutschland ein fast schon absurder Machtkampf um die Abstellung ihres 21-jährigen Keepers Daniel Peretz. Nationaltrainer Marco Balbul war der Meinung, dass das Torwarttalent von Maccabi Tel Aviv für die Länderspiele des A-Teams gegen Deutschland und drei Tage später gegen Rumänien spielen sollte.
Generalmanager Yossi Benayoun, israelischer Rekordnationalspieler, aber wollte ihn lieber bei der U21-Nationalmannschaft belassen, da diese parallel in der EM-Qualifikation gegen Polen und am nächsten Dienstag ebenfalls gegen Deutschland antritt.
- DFB-Team mitten im Spannungsfeld
Die DFB-Elf steht vor ihrem ersten Länderspiel im WM-Jahr. Vor der Partie gegen Israel (Sa., 20:45 Uhr/live im ZDF) dominieren jedoch andere Themen - abseits des Fußballs.
Sein Argument: "Israel hat nicht viele glückliche Momente mit seinen Nationalmannschaften erlebt, und jetzt haben wir mit dieser jungen Mannschaft eine solche Chance."
Folge des Streits: Entlassung des Nationaltrainers
Doch Balbul stellte sich quer und der Streit eskalierte: Der Nationaltrainer wurde von Benayoun entlassen. Nun springen Gadi Brumer und Alon Harazi ein, zwei Nachwuchstrainer von der U17.
Ein Kandidat als neuer Nationaltrainer soll angeblich der frühere deutsche Nationaltorhüter Jens Lehmann sein. Zuvor hatte der Österreicher Willi Ruttensteiner in Doppelfunktion als Trainer und Manager gearbeitet, dessen Vertrag nach der verpassten WM-Qualifikation nicht verlängert wurde.
Regelmäßige Einbrüche des israelischen Teams
Quelle: imago
Das israelische Nationalteam als aktueller FIFA-Weltranglisten-77. schaffte es einzig zur WM 1970 zu einem Turnier. Nach Höhepunkten wie einem rauschhaften 5:2 in der WM-Qualifikation gegen Österreich im Mai 2021 kommt es fast regelmäßig wieder zu Einbrüchen.
Was auch damit zu tun haben könnte, dass es im Kader zuletzt zu Konflikten zwischen den Spielern mit arabischer Herkunft und dem Rest kam.
Hoffenheim-Stürmer Dabbour dachte an Rücktritt
Der für die TSG Hoffenheim spielende Mittelstürmer Munas Dabbour geriet inmitten die Mühlsteine, als er nach den schweren Ausschreitungen im vergangenen Jahr auf dem Tempelberg zwischen Juden und Muslimen, bei dem mehrere Araber verletzt wurden, ein kritisches Statement veröffentlichte.
Der zur arabisch-muslimischen Minderheit gehörende Mittelstürmer sah sich danach einem wahren Shitstorm ausgesetzt. "Das war unglaublich, mich haben Personen aus dem ganzen Land angegriffen“, erzählte der in Nazareth geborene 29-Jährige.
Dabbur dachte lange an Rücktritt - spielte aber nach der Unterstützung aus seinem Verband weiter und traf seit dem Vorfall in fünf von sechs Länderspielen.
- Das ZDF-Quiz zum DFB-Team
Mehr als 100 Jahre deutsche Länderspiel-Historie haben viele interessante Geschichten rund um die Fußball-Nationalmannschaft hervorgebracht. Knifflige Fragen zum DFB-Team.