Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer kündigt Hunger auf einen Sieg gegen Italien am Dienstag (ZDF ab 20.15 Uhr) an. Immer nur Unentschieden schmecken ein bisschen fade.
Natürlich hat es Hansi Flick im allerletzten Training einer anstrengenden Saison für seine Stars eher ruhig angehen lassen. Auf der Anlage von Budapesti VSC, ein Eisenbahnsportverein der ungarischen Hauptstadt Luftlinie keine zwei Kilometer vom berühmten Heldenplatz entfernt, übten die deutschen Nationalspieler nur Passfolgen und Spielformen - mehr war am Montag nicht. Es gilt die Kräfte zu bündeln für einen Klassiker, wenn es am Dienstag in der Nations League in Mönchengladbach gegen Italien geht (ZDF ab 20.15 Uhr).
Als einer der ersten war Manuel Neuer auf den bestens gepflegten Rasen zur Vormittagseinheit gekommen - freundlich lächelnd und den Koffer des Teamarztes Tim Meyer tragend. Der Keeper und Kapitän ist der einzige Gewinner der fast schon beängstigenden Remis-Serie der DFB-Elf, die zwar unter dem neuen Bundestrainer bis heute nicht verloren, aber eben auch vier Mal nicht gewonnen hat.
Manuel Neuer ist derzeit der beste Deutsche
Ohne den Rückhalt Neuer, in der Puskas-Arena gegen Ungarn so standhaft war wie die magyarischen Stammesfürsten des Millenniumsdenkmals, hätte es vergangenen Samstag schiefgehen können. Auch in München gegen England hätte es ohne den formidablen Ballfänger des FC Bayern wohl eine Niederlage gegeben. Der 36-Jährige ist vom Bundestrainer wieder zum "besten Torhüter der Welt" getauft worden, was keine unwichtige Kategorisierung darstellt.
Geht es doch im ausverkauften Borussia-Park gegen eine Squadra Azzurra, bei der Gianluigi Donnarumma beinahe das einzige bekannte Gesicht des Europameisters gibt. Viele sahen in dem frühreifen 23-Jährigen im vergangenen Sommer bereits den Welttorhüter der nächsten Jahre, doch hat Donnarumma keine einfache Zeit bei Paris St. Germain erlebt, nur die Hälfte der Pflichtspiele gemacht - und in entscheidenden Momenten gepatzt.
Dennoch wollte Neuer nicht von einem Privatduell mit persönlicher Priorität sprechen: "Es geht nicht um einen Vergleich zwischen Gigi und mir." Lieber berichtete er von einem gemeinsamen Abendessen mit der Mannschaft in Budapest, weshalb gelte: "Der Hunger ist da. Drei Punkte würden uns gut schmecken." Wiederholt 1:1 zu spielen, scheint wie Pasta ohne Soße. Schmeckt auf Dauer ein bisschen fade.
WM in Katar rückt näher
Die Frage ist nur, welche Zutaten der Bundestrainer findet. Können seine Spieler kurz vor dem ersehnten Urlaub noch mal zu Höchstform auflaufen? Experimente will Flick - anders als sein Vorgänger Joachim Löw - eher behutsam vornehmen, zu nah ist bereits die WM in Katar (21. November - 18. Dezember).
Im zehnten Spiel noch immer ungeschlagen, die Serie unter Hansi Flick hält. Dennoch blieb die DFB-Elf beim 1:1 in der Nations League gegen Italien vieles schuldig.
Und allzu viele Testmöglichkeiten gibt es auch nicht. Die Länderspiele gegen Ungarn (23. September) und in England (26. September) sind die letzten Möglichkeiten für einen weltmeisterlichen Feinschliff. Noch sieht der vierfache Weltmeister vor dem Wüstenturnier nicht titelreif aus.
Der DFB-Elf fehlt der Torjäger von Format
Flick hat am Wochenende bis tief in die Nacht mit seinem Stab getagt, um eine Analyse anzustellen. Der 57-Jährige hat Defizite in allen Mannschaftsteilen ausgemacht. Hinten sorgen vor allem Stellungs- und Abspielfehler: Newcomer Nico Schlotterbeck wandelte zu häufig zwischen Genie und Wahnsinn. Die Rückkehr von Abwehrchef Antonio Rüdiger sollte gegen Italien wieder mehr Stabilität in der Defensive vermitteln.
Die Offensive muss zwingender, schneller und direkter spielen - und vor allem nicht so viel quer und zurück, wie auch Flick monierte. Aus seiner Sicht ist gar nicht entscheidend, ob ein Hochbegabter wie Kai Havertz ganz vorne, am Flügel oder zentral hinter der Spitze spielt, sondern ihm geht es um den "bedingungslosen Willen, den Abschluss zu machen - diese Überzeugung fehlt." Diese Qualität bringen jedoch allein Torgaranten wie Robert Lewandowski, Erling Haaland oder Karim Benzema mit. Deutschland hat zwar einen Toptorwart, aber keinen solchen Topstürmer.
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