DFB-Direktor Oliver Bierhoff wird dem DFB-Präsidium eine Analyse des 0:6 der DFB-Elf gegen Spanien präsentieren. Bei diesem Termin am 4. Dezember ist der Bundestrainer nicht dabei.
Die veränderte Tonlage bei seinem Arbeitgeber gibt Anlass für verstärkte Diskussionen um die Personalie Joachim Löw. Der DFB bestätigte am Montag den Rapport-Termin der Nationalmannschafts-Führung - allerdings soll anders als nach dem WM-Debakel von 2018 Bundestrainer Löw diesmal persönlich nicht dabei sein. "In der DFB-Präsidiumssitzung am 4. Dezember wird Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften und Akademie, die aktuelle Situation der Nationalmannschaft darstellen und einschätzen", heißt es in der Verbandsmitteilung auf der eigenen Homepage.
Löw hat noch Vertrag bis Sommer 2022
Zur Aufarbeitung würden nicht nur "die Erfahrungen" aus dem jüngsten 0:6-Untergang in Spanien gehören, sondern auch "die Gesamtentwicklung der Mannschaft in den vergangenen zwei Jahren". Löws langjähriger Weggefährte Bierhoff hatte schon unmittelbar nach dem Tiefschlag in Sevilla, der zweithöchsten Niederlage in der DFB-Historie, dem sichtbar gezeichneten Bundestrainer das Vertrauen ausgesprochen. Dem DFB-Präsidium scheint diesmal mit dem Blick auf die im kommenden Sommer anstehende EM mit drei Gruppen-Heimspielen in München ein einfaches "Weiter so" aber nicht genug. Der Vertrag mit Löw läuft noch bis zur WM 2022.
War das historische 0:6-Debakel gegen Spanien nur ein einmaliger Blackout oder hat die DFB-Elf mit Joachim Löw den Anschluss an die Weltspitze verloren?
Der DFB spricht jetzt von einem "Fahrplan", um in Sachen Löw und der Perspektive für das Team "Erkenntnisse zu sammeln, auszuwerten und darüber zu beraten".
Löw soll Zeit kriegen
Der Fahrplan des DFB-Präsidiums, zu dem auch Bierhoff gehört, sieht nun erstmal vor, "dem Bundestrainer die zeitliche und emotionale Distanz zu geben, die aktuelle Situation der DFB-Elf grundlegend aufzuarbeiten". Das aus sportlichen Gründen, "um die Ursachen der deutlichen Niederlage von Sevilla zu analysieren". Und auch persönlich, "um die eigene große Enttäuschung zu verarbeiten".
Die deutsche Nationalmannschaft erlebt im letzten Gruppenspiel der Nations League ein historisches Debakel. In Spanien unterliegt die Elf von Bundestrainer Löw mit 0:6.
Nach dem historischen WM-Vorrunden-Aus 2018 ging auch der Neubeginn zunächst in der Nations League schief, in der EM-Qualifikation gelang mit einem spät eingeleiteten Personal-Umbruch ein zwischenzeitlicher Aufschwung. Doch immer wieder gab es auch Rückschläge, Kritiker bemängelten die fehlende Kontinuität.
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Löw ist mit seinem Konzept gescheitert
Das Länderspieljahr 2020 endet mit einer Demütigung. Joachim Löw ist mit seinem Konzept der Erneuerung gescheitert. Ein neuer Trainer muss das Ruder herumreißen.
Alternativen für Löw sind begrenzt
Das Dilemma für den DFB: Bei einer überraschenden Entscheidung gegen Löw wären die Bundestrainer-Alternativen beschränkt. Topleute wie Jürgen Klopp (Liverpool) oder Hansi Flick (Bayern) sind derzeit nicht verfügbar.
Eine Verpflichtung des ehemaligen Leipziger Cheftrainers und Sportdirektors Ralf Rangnick könnte wohl größere Veränderungen in der Führungshierarchie beim DFB nach sich ziehen. Der Verband erklärte zu den nächsten Schritten: Nach der Sitzung am 4. Dezember werde man "zum gegebenen Zeitpunkt über Ergebnisse der Beratungen und nächste Schritte informieren".