Im Relegations-Rückspiel gegen Holstein Kiel wird beim 1. FC Köln wieder viel von Jonas Hector abhängen. Der Ex-Nationalspieler wird überall gebraucht - zuletzt sogar im Sturm.
Eines der Dauerbrennerthemen beim 1. FC Köln in dieser Saison war die Besetzung des Angriffs - und die Diskussionen darüber begleiteten den Klub nun bis zum Relegations-Rückspiel am frühen Samstagabend in Kiel. Nach dem 0:1 im ersten Duell droht den Domstädtern der siebte Abstieg aus der Bundesliga. Deshalb musste Friedhelm Funkel zuletzt viel grübeln, vor allem über seine Offensive.
Kölner Problemzone ist der Angriff
Beim Hinspiel gegen den Zweitliga-Dritten setzte der erfahrene Cheftrainer des FC in Ermangelung eines gelernten und gesunden Stürmers im Kader auf eine Konstellation mit Kapitän Jonas Hector und Ondrej Duda. Beim 2:1 gegen Leipzig Ende April hatte dieses Experiment nach der Pause hervorragend funktioniert. "Gegen Kiel" musste Funkel jedoch einsehen, "konnten wir uns da nicht gut durchsetzen".
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Ein nochmaliger Versuch im wichtigsten Spiel des Jahres scheint unwahrscheinlich. Am liebsten wäre dem Coach sicher, die dauerhaften Knie-Beschwerden bei Offensivfachkraft Sebastian Andersson wären am Wochenende so gering, dass ein Startelfeinsatz des Schweden vertretbar wäre. Die spürbare Anspannung in seinem Team könnte dadurch zumindest eine Linderung erfahren.
Früher flossen häufiger mal Tränen
Kapitän Hector etwa zeigte sich nach der Heimpleite gegen Kiel extrem genervt und patzte einen – wenngleich nicht sonderlich einfallsreichen – Fernsehinterviewer unter anderem mit dem Satz an: "Also, das ist ja ihr Job: dumme Fragen zu stellen. Das machen Sie gut."
Deutlicher hätte der gebürtige Saarländer seinen großen Frust nicht offenbaren können. Manfred Berger, sein früherer Jugendleiter beim SV Auersmacher – einem 2.500-Einwohner-Örtchen an der französischen Grenze – erzählte einmal:
Da seien auch öfter mal Tränen geflossen.
Eine Saison voller Herausforderungen
Feuchte Augen sind auch am Samstag an der Kieler Förde nicht ausgeschlossen – am Ende einer Saison, die Jonas Hector vor ganz besondere Herausforderungen stellte.
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Im vergangenen Juni starb sein älterer Bruder Lucas mit nur 31 Jahren. Aufgrund einer Nackenverletzung, zugezogen Ende September beim Spiel in Bielefeld, musste der Kölner Leitwolf dann fast drei Monate pausieren. Mitte Oktober wurde zudem Hectors - stiller - Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt.
Hector hält Köln die Treue - wohl auch im Abstiegsfall
Bundestrainer Joachim Löw hatte er seine Entscheidung schon vor den Länderspielen im September mitgeteilt, die FC-Verantwortlichen wussten bereits seit Juli über Hectors Pläne Bescheid. Und kürzlich, vor dem Liga-Finale gegen Schalke, deutete der Mittelfeldspieler an, seinen bis 2023 laufenden Vertrag beim Geißbockklub wohl auch im Falle eines Abstiegs zu erfüllen.
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So wie kurz vor dem letzten Kölner Abstieg vor drei Jahren, als Hector nach der Verlängerung seines aktuell gültigen Kontrakts ein Mix aus Bewunderung und offener Begeisterung umspülte. Die Kölner 1990er-Weltmeister Pierre Littbarski ("Sensationell") und Bodo Illgner ("Tolle Nachricht in düsteren Zeiten") gerieten ins Schwärmen. Hectors damaliger Teamkollege Simon Terodde bekam "eine Gänsehaut".
Zurückhaltend, hochambitioniert – und zuversichtlich
In der kommenden Saison könnten sich Terodde, der nach einem Jahr in Hamburg künftig für Absteiger Schalke stürmt, in der Zweiten Liga wiedersehen. Ein Szenario, dass der ebenso zurückhaltende wie hochambitionierte Hector auf alle Fälle vermeiden will.
Ein Unentschieden wäre seinem Empfinden nach gerecht gewesen, erklärte der 31-Jährige nach dem Hinspiel gegen Kiel. Zugleich gab sich das Herz und das Hirn der Kölner Mannschaft kämpferisch und betonte: "Wir haben am Samstag die Möglichkeit, es besser zu machen und das Ding zu drehen."