Die Club-Legenden Michael Wiesinger und Marek Mintal haben mit Leidenschaft die heikle Mission übernommen, den FCN zu retten. Wenn alles gut geht, soll einer Cheftrainer werden.
Wer beim 1. FC Nürnberg hinter die Kulissen schaut, entdeckt neben der äußerst angespannten Gesamtlage vor dem Relegationsauftakt gegen den nur 80 Kilometer entfernten Nachbarn FC Ingolstadt am Dienstagabend (ab 18 Uhr live im ZDF) eine Liebesgeschichte. Geht es nach Michael Wiesinger, dem vorrübergehenden Chef-Trainer, und seinem vorrübergehenden Assistenten Marek Mintal, ist der kriselnde fränkische Zweitligist nicht nur der Nabel der Fußball-Welt, sondern eine glaubhafte Herzensangelegenheit.
Nur, um als Nothelfer einzuspringen, verließ der 47-Jähirige Wiesinger für zwei Spiele seinen Posten als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums. Der 45-malige slowakische Nationalspieler eilte als Coach der U21 herbei. Beide wohnen mit Familie in Nürnberg und wollen dort auch bleiben, am besten auf ewig.
Mintal soll Cheftrainer werden
Obwohl noch nicht offiziell verkündet, steht der Plan, die Vereinslegende Mintal (180 Spiele zwischen 2003 - 2011) zum neuen Chef zu machen, so denn die Relegation in einem Happy End mündet. Wiesinger wird zum Nachwuchs zurückkehren. Der Vertrag des ehemaligen Mittelfeldspielers läuft noch zwei Jahre. Die Talentschmiede sei genau sein Ding, versichert der geschätzte Übergangschef.
- Relegation: Nürnberg - Ingolstadt live
Das Hinspiel zwischen dem 1. FC Nürnberg als 16. der 2. Bundesliga gegen Drittligist FC Ingolstadt im Livestream, Anstoß 18:15 Uhr.
Das Risiko, selbst nach erfolgreicher Relegation bald wieder vor die Tür gesetzt zu werden, wenn der dringend notwendige Neuaufbau nicht gelingt, erscheint ihm wenig verheißungsvoll. Dabei mag auch die Erfahrung aus 2013 eine Rolle spielen, als der Cheftrainer Wiesinger nach nur zehn Monaten wieder entlassen wurde. Bis heute nennt das der ehemalige Club-Manager Martin Bader einen seiner größten Fehler. Der 42-Jährige Mintal dagegen hat signalisiert, er will die Chance ergreifen.
- Ingolstadt setzt auf den Flow
Der FC Ingolstadt geht optimistisch in die Relegation zur 2. Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg (Di/ZDF). Die Statistik spricht für den Herausforderer.
Dauerhafte Hingabe zum Club
Wiesinger sei vor allem deshalb jetzt zum Chef aufgestiegen, um den als zukünftigen Cheftrainer auserkorenen Mintal nicht zu verbrennen, verlautet aus dem Vereinsumfeld. Nach der Entlassung des glücklosen Jens Keller blieb kurz vor den nervenaufreibenden Relegationsspielen kaum Zeit für große Veränderungen. Und so warfen die beiden Retter das in die Waageschale, was sie im Überfluss ausleben: ihre Leidenschaft für den Club.
Seele stärken, Köpfe frei kriegen - und das nach einer Katastrophensaison - lautete die Marschroute. Der beschauliche Kurort Bad Gögging war in der Vergangenheit immer wieder Rückzugsort, um die angeknackste Club-Seele auf Vordermann zu bringen.
Treue Seelen in der Not
Auch jetzt in höchster Not entschieden sich die FCN-Feuerwehrmänner, im Hotel "Marc Aurel" Zuflucht zu suchen, um einer tief verunsicherten Mannschaft den Weg aus der Krise zu weisen. Beide haben jede Menge Turbulenzen in Franken erlebt. Dass Wiesinger zwischen 2008 und 2010 mehrere Trainerposten in Ingolstadt bekleidete, spielt vor dem brisanten Duell kaum eine Rolle.
Vielmehr hat Wiesinger in den vergangenen Tagen eine Art Gesprächstherapie verordnet, die den Teamgeist stärken soll.
Das gehe nur über Emotionen. Genau deshalb folgt Statements des verliebten Duos Wiesinger/Mintal immer eine große Portion unerschütterlicher Optimismus.
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