Die Bundesliga-Profis absolvieren ihre Trainingsprogramme zurzeit auf dem heimischen Spinning-Rad oder im Wald. Wer es dabei ruhiger angehen lässt, wird sofort ertappt.
Nach den verschärften Versammlungsregeln sind auch die Bundesliga-Teams, die sich vorübergehend wieder auf dem Trainingsgelände getroffen hatten, wieder ins Homeoffice gegangen. Lediglich die Profis des VfL Wolfsburg gehen mit Sondergenehmigung der niedersächsischen Landesregierung in Kleingruppen in den vereinseigenen Kraftraum. Die weitergehende Genehmigung, auch auf dem Rasen zu trainieren, will der Klub vorerst nicht nutzen.
Die Bundesliga im Zeichen von Corona
Wie ihre Kollegen der anderen Klubs hat auch jeder Profi des SV Werder Bremen einen täglichen individuellen Trainingsplan mit nach Hause bekommen. Um für die Ausarbeitung der Pläne aktuelle Daten zu haben, wurden zu Beginn der Homeoffice-Phase Leistungstest gemacht.
"Wir wollen die Phase nutzen, um individuelle konditionelle Reize zu setzen", sagte Trainer Florian Kohfeldt in einem Audio-Interview, das den Bremer Journalisten zur Verfügung gestellt wurde. "Es ist teilweise sinnvoller, wenn das individuelle Trainingsziele sind, als wenn das alle zusammen auf dem Platz machen." Aber auch beim Heimtraining gilt das Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Dabei zahlt es sich aus, dass die Leistungsdiagnostik in den letzten Jahren wie kaum ein anderer Bereich des Sports digitalisiert wurde.
Intensiviertes Reporting
"Wir haben das Reporting aufgrund des dezentralen Trainings der Spieler weiter intensiviert, damit wir bei jedem Spieler immer absolut auf dem aktuellsten Stand sind, um auch sofort reagieren zu können, wenn Probleme auftreten sollten", sagt Kohfeldt.
Jeder Spieler trägt eine Uhr, in der das tägliche Programm mit Läufen, Kraft- und Stabilisationsübungen enthalten ist. Die Uhr erfasst auch die Herzfrequenz und GPS-Daten. Im Unterschied zu Sommer- und Winterpause tragen die Werder-Profis nicht nur die Uhr.
Täglich frische Daten
Sie haben auch die Sender, die sie während der regulären Trainingseinheiten zur Erfassung ihrer Leistungsdaten tragen, mit nach Hause genommen. Über das Internet werden sie an das Trainer-Team übertragen, das sie täglich ausliest. "Das Monitoring-Programm läuft ganz normal weiter", sagt Kohfeldt.
Diese Art der Trainingsüberwachung praktiziert auch Fortuna Düsseldorf. "Nach der ersten Woche muss ich sagen, über 99,9 Prozent der Jungs machen das wirklich gut. Sie sind absolut professionell", sagt Trainer Uwe Rösler zu den bisherigen Erfahrungen.
Tracking-Daten für die Community
Werders zweiter Torwart Stefanos Kapino gewährte nicht nur dem Trainerteam, sondern seiner gesamten Instagram-Gemeinde Einblicke in seine Leistungsdaten. Er veröffentliche ein Bild mit der Anzeige seines Spinning-Rads: 43:15 Minuten war der Torhüter da gerade gefahren und hatte dabei 427 Kalorien verbraucht.
Erschwert wird die Trainingssteuerung dadurch, dass niemand sagen kann, wann die volle Leistung im Spielbetrieb wieder abgerufen werden muss. "Wir müssen sie darauf vorbereiten, dass wir aufgrund des zu erwartenden Wettkampfrhythmus eine bislang nicht dagewesene Belastung haben werden, wenn die Saison im Mai fortgesetzt werden sollte", sagt Florian Kohfeldt.
Verfeinerte Tomatensoße
Demnächst werden auch die Werder-Profis wieder den vertrauten Geruch des Rasens im Weserstadion genießen - in kleinen Gruppen selbstverständlich, um das Corona-Risiko zu minimieren.
Von einer aktuellen Fitnessmaßnahme werden sie aber auch dann noch profitieren, wenn sie irgendwann hoffentlich wieder in vollen Stadien spielen. "Unser Koch hat die Spieler mit Rezepten versorgt, er hat auch das eine oder andere Kochvideo aufgenommen und verschickt", sagte Werders Manager Frank Baumann. "Jeder Spieler sollte jetzt wissen, wie die Tomatensoße gemacht wird."