Die Fans hatten eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder gefordert. "Das Leistungs- und Vermarktungsprinzip bleibt vorherrschend", kritisiert Fan-Sprecherin Helen Breit.
Die Deutsche Fußball Liga hat eine "gleichmäßigere Verteilung" der TV-Gelder unter den 36 Klubs der Bundesliga und der 2. Liga beschlossen. Basis für die Ausschüttung der rund fünf Milliarden Euro aus der Vermarktung der nationalen Medienrechte in den Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 ist ein neues Vier-Säulen-Modell.
Die Säule Gleichverteilung umfasst in den ersten beiden Jahren 53 Prozent der Einnahmen, danach noch 50 Prozent. Die Leistung der vergangenen fünf Spielzeiten wird zunächst mit 42 Prozent, später mit 43 Prozent gewichtet. Die Restsumme verteilt ich auf die Säulen "Nachwuchs" und "Interesse". Auch die internationalen Erlöse werden nach einem neuen Schlüssel verteilt.
Helen Breit, die Vorsitzende der Fanorganisation "Unsere Kurve", ist nicht einverstanden mit dem DFL-Beschluss:
ZDFsport: Frau Breit, das DFL-Präsidium hat am Montagnachmittag bekannt gegeben, wie die Mittel aus der nationalen und internationalen TV-Vermarktung künftig in der Bundesliga und 2. Liga verteilt werden sollen. Wie bewerten Sie das Ergebnis?
Helen Breit: Das Ergebnis ist für uns sehr enttäuschend. Wir können keine substanziellen Veränderungen erkennen. Es werden andere Worte für das gleiche System verwendet. Es ist jetzt von Gleichverteilung die Rede, aber das Leistungs- und Vermarkungsprinzip bleibt vorherrschend.
Die DFL hat beschlossen, die Einnahmen aus den Fernsehgeldern neu zu verteilen. Es sei aber gerade nicht die Zeit für radikale Lösungen, so DFL-Chef Christian Seifert.
ZDFsport: Die DFL will in den kommenden zwei Spielzeiten 53 Prozent der Einnahmen aus der nationalen Vermarktung innerhalb der beiden Ligen gleichmäßig auf die Klubs verteilen, danach 50 Prozent. Warum ist Ihnen das zu wenig?
Breit: Unser Vorschlag für einen integren Wettbewerb lag bei 75 Prozent gleichmäßig verteilter Mittel. Wir haben auch deutlich gemacht, dass die nationalen und internationaleren DFL-Gelder zusammengedacht werden müssen, weil die Verteilung der internationalen Gelder die Ungleichheit besonders stark reproduziert. Auch da gibt es nur marginale Veränderungen.
ZDFsport: Was sagt dieses Ergebnis über den vielfach postulierten Reformwillen im deutschen Profi-Fußball aus?
Breit: Das war die erste Entscheidung, die einen Reformwillen hätte sichtbar machen können - das ist nicht geschehen. Die große Frage wird sein, was es über die Zukunft des Profifußballs in anderen Bereichen aussagt, in denen gerade über Reformen diskutiert wird, wenn bei den TV-Geldern so deutlich gezeigt wird, dass in der Stoßrichtung der Status Quo erhalten bleiben soll.
(TV-)Geld schießt Tore. Kleine Vereine der Fußball-Bundesligen fordern deshalb eine aus ihrer Sicht gerechtere Verteilung. Die Stimmung scheint vergiftet.
ZDFsport: Welche Konsequenzen hat das heutige Ergebnis für Ihre weitere Mitarbeit in der Task Force Profi-Fußball, in der es unter anderem um die Berücksichtigung von Fan-Interessen, gesellschaftliche Verantwortung und Financial Fair Play im Profifußball geht.
Breit: Dort gab es zwei intensive Gesprächsrunden, die dritte steht jetzt an. Ich werde keinen Prozess verlassen, in dem so viele Menschen konstruktiv diese Felder bearbeiten. Die DFL-Vereine sind gut beraten, mit den dort erarbeiteten Vorschlägen besser umzugehen als mit der TV-Geld-Verteilung.
ZDFsport: Welche Reaktion erwarten Sie aus der Fanszene auf das Ergebnis?
Breit: Wenn wir im normalen Fußballleben wären, würde es dazu sicher vielfältigen Ausdruck im Stadion geben. Jetzt sind die Möglichkeiten sehr reduziert, deswegen ist es schwer abzuschätzen, wie die Reaktionen sein werden.
ZDFsport: Sie haben mit anderen aktiven Fans in den letzten Monaten viel Arbeit in die Ausarbeitung von Vorschlägen investiert – auch zur künftigen TV-Geld-Verteilung. Was bedeutet das Ergebnis für das Engagement in der Fans-Szene?
Breit: Das kennen organisierte Fans im Fußball aus der Vergangenheit und hat in den letzten Jahren bereits bei einigen dazu geführt, dass sie sich nicht mehr einbringen. Trotzdem kann die Entscheidung meiner Meinung nach nicht der Anlass sein, nicht weiter für Reformen im Fußball zu kämpfen. Das muss jetzt erst recht und noch lauter passieren.
Das Interview führte Ralf Lorenzen.
Bundesliga
-
Hoffenheim zu stark für Köln
Liveticker, Tabelle und Statistiken zur Fußball-Bundesliga