In seltener Einmütigkeit sehen DFL und Fanvertreter im neuen UEFA-Reglement zur Klubfinanzierung einen Kompromiss, der den Durchmarsch von Investoren-Interessen vorerst verhindert.
Die UEFA hat ihr neues Konzept zur Finanzregulierung im Profifußball vorgestellt. Es soll die Kaderkosten der Clubs auf 70 Prozent der Einnahmen beschränken. Das soll die Kostenkontrolle aller Klubs stärken.
Das Konzept verschafft den Vereinen mit großen Investoren allerdings auch Vorteile, indem es die Summe, die diese zum Ausgleich von Haushalts-Defiziten aufwenden dürfen, auf 60 Millionen Euro in drei Jahren verdoppelt.
Von "fair" zu "nachhaltig"
Mit dem Etikettenwechsel von "fair" zu "nachhaltig" will die UEFA auch einen etwas aus der Mode geratenen durch einen angesagten Begriff ersetzen. Mit dem neuen Konzept geht außerdem eine inhaltliche Neubestimmung einher, wie UEFA-Direktor Andrea Traverso bei der Vorstellung der neuen Regeln erklärte.
Wettbewerbsgleichheit könne nicht einfach durch finanzielle Regulierungen angegangen werden. "Das wollten wir klarstellen, deshalb haben wir den Namen geändert", so Traverso.
UEFA-Regeln zur finanziellen Nachhaltigkeit
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Damoklesschwert Super League
"Aus deutscher Sicht gab es möglicherweise die Sorge, dass die großen Klubs mit der Option einer Super League, die immer noch als Damoklesschwert über der UEFA hängt, eine absolute Deregulierung der Investorengelder durchsetzen", sagt Sportökonom Florian Follert von Privatuniversität Schloss Seeburg ZDFheute.
"Nun sieht es wie ein klassischer Kompromiss aus: der Salary Cap ist zwar vom Tisch, dafür wurde die Summe, mit der Investoren Defizite ausgleichen können, zwar erhöht, aber begrenzt."
Fußball ist nur noch ein Geschäft. Investoren pumpen Millionen in Vereine.
Diesen Eindruck bestätigt Marc Lenz, der als Leiter Unternehmensstrategie und Internationale Angelegenheiten der DFL an den Verhandlungen teilgenommen hat. Die DFL sei "Vorschlägen zur Deregulierung der Mittelverwendung von Investorengeldern und einer geringeren Kostenlimitierung (…) mit großer Klarheit entgegengetreten", sagte er in einer ersten Stellungnahme der DFL.
Fans loben DFL
Auch aus Sicht der Fanorganisation "Unsere Kurve" habe die DFL das "Schlimmste verhindert". "Natürlich hätten wir uns als Fanorganisation eine sehr viel stärkere Regulierung gewünscht", sagt Sprecherin Helen Breit.
"Gleichzeitig können wir anerkennen, dass mit dem Engagement - gerade auch von deutscher Seite - ein Minimum an Regulation erreicht werden konnte bzw. aufrechterhalten werden konnte." Mit der DFL seien die Fanvertreter in einem "wiederkehrenden Austausch" gewesen. Nun komme es auf die konsequente Umsetzung der neuen Regeln an.
Bürgerinitiative für fairen Wettbewerb
Für "Unsere Kurve" ist Financial Fairplay kein Begriff aus der Mottenkiste. "Wir sind der festen Überzeugung, dass durch verschiedene Formen der Regulierung, der sich alle Akteure im Fußball gemeinsam unterwerfen, durchaus ein ausgeglichenerer Wettbewerb ermöglicht wird", sagt Helen Breit.
Um dem Ziel näher zu kommen, hat die Organisation mit anderen die Europäische Bürgerinitiative "Win It On The Pitch" (Gewinne es auf dem Platz) ins Leben gerufen.
- Aus fair wird nachhaltig - wirklich?
Die UEFA will die Ausgabenpraxis der Profi-Klubs neu regulieren. Kritiker befürchten, dass der Vorsprung der reichen Klubs weiter ausgebaut wird.
Bayern-Boss Kahn: "Ein Meilenstein"
Auf eine stärkere Deregulierung hat offenbar besonders die europäische Klubvereinigung ECA gedrängt, deren Präsident Nasser Al-Khelaïfi Boss von Paris St. Germain und dessen Besitzer, der Qatar Sports Investments (QSI) ist.
Das wirft die Frage nach der Position des deutschen Branchenführers Bayern München auf, dessen Vorstandschef Oliver Kahn auch Vizepräsident der ECA ist und die Neuregelung als "Meilenstein" bezeichnet hat.
Bayern Münchens Kampf auf zwei Feldern
Die Bayern wollen mit den großen Investorenclubs aus Paris oder der Premier League mithalten, sind zu Hause aber der 50 plus 1-Regel unterworfen, die den Einfluss von Investoren begrenzt.
"Für Bayern München gibt es aus ökonomischer Sicht vermutlich nur zwei Wege, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten", sagt Florian Follert. "Entweder sie schaffen es, dass national die 50+1-Regel fällt, oder sie machen sich weiter für eine Regulierung der Investorenklubs im europäischen Fußball stark."