Ukrainisches Nationalteam: WM-Quali - etwas Fußballalltag

Am Abend des 1. Mai wird für die ukrainischen Nationalspieler nach über zwei Monaten Ausnahmezustand etwas Normalität zurückkehren, ein bisschen Fußballalltag in Zeiten des Krieges in der Heimat. Die Nationalmannschaft trifft sich dann im Trainingszentrum im slowenischen Brdo nordwestlich von Ljbubljana zur Vorbereitung auf WM-Playoff und Nations League. Mitorganisiert hat das Trainingslager der slowenische UEFA-Präsident Aleksander Ceferin höchstpersönlich.

Einen Monat hat das Team von Trainer Oleksandr Petrakow dann Zeit, sich auf die Entscheidung in der WM-Quali sowie die Partien in der Nations League vorzubereiten. Die Ukraine bestreitet am 1. Juni in Glasgow gegen Schottland das WM-Playoff-Halbfinale, der Gewinner der Partie spielt dann am 5. Juni gegen Wales um das letzte europäische Ticket für die Fußball-WM in Katar.

Die Nations-League-Heimspiele der Ukraine am 11. und 14. Juni gegen Armenien und Irland sollen in Polen ausgetragen werden, wo die Ukrainer viele Unterstützer haben werden.

Noch sucht das Nationalteam nach Sparringspartnern für die Vorbereitung - schließlich haben einige Akteure seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine nicht trainieren können.

Von Viktor Skripnik, Ex-Trainer bei Werder Bremen und aktueller Coach von Zorya Luhansk war zu hören, dass er Spieler bei sich aufgenommen habe und sie sich gemeinsam verschanzten.

Dynamo Kiews Trainer Mircea Lucescu berichtete vor dem Benefizspiel des ukrainischen Rekordmeisters bei Borussia Dortmund (heute ab 17.40 Uhr live im ZDF) im Gespräch mit der FAZ von "grausamen Nächten" nach Kriegsbeginn, als sich das gesamte Team im Trainingszentrum versammelte.

Dynamo Kiew befindet sich derzeit ebenso wie der zweite ukrainische Topklub Schachtar Donezk auf Europa-Tour. Im Ausland sind die Akteure der Spitzenvereine sicher, sie bekommen Spiel- und Trainingspraxis und sammeln durch die Einnahmen Spenden für ihr Land.

Zu Beginn sorgten die Benefizspiele für heftige Irritationen. Nationalcoach Petrakow echauffierte sich darüber, wie diese Partien für den guten Zweck wichtiger sein könnten als die Vorbereitung auf die bestenfalls zwei K.o-Duelle ums WM-Ticket.

"Ehrlich gesagt bin ich schockiert”, schimpfte Petrakow via Verbandsmitteilung. "Nur falls jemand es vergessen haben sollte: In den Kriegszeiten haben ukrainische Vereine leider keine Möglichkeit, an offiziellen Spielen teilzunehmen, und nur die ukrainische Nationalmannschaft bereitet sich auf wichtige Länderspiele vor.” Mittlerweile ist der Zwist beigelegt. Die Dynamo-Profis, die eigentlich erst am 23. Mai anreisen wollten, stoßen nun direkt nach dem Benefizspiel gegen den FC Basel am 5. Mai zum Nationalteam.