In knapp vier Monaten beginnt die Fußball-WM in Katar. Die Vorfreude im Wüstenstaat ist ausbaufähig - auch weil es einen neuen Bericht über weitere Ausbeutungen von Arbeitern gibt.
In dieser Woche hat im Khalifa International Stadium in Doha die Fußball-Saison begonnen. Katars Rekordmeister Al-Sadd SC eröffnete gegen Al-Mharkiya. Im fußballerisch ansehnlichen Duell besiegte der Außenseiter den Titelverteidiger Al-Sadd mit 4:3. Doch im weiten Rund schauten gerade einmal ein paar hundert Fans zu.
Lärmende Fans unerwünscht
Einzig eine Handvoll afrikanischer Fans stand singend auf der Gegengerade. Der Ordnungsdienst schien damit überfordert. Mehrfach forderte ein Mitarbeiter die Zuschauer auf, sich wieder hinzusetzen und nicht so einen Krach zu machen. Dabei sind sie die einzigen, die für etwas Stimmung sorgten.
Sie feuerten den Kapitän ihrer Nationalmannschaft an: André Ayew, als Jugendlicher mal bei 1860 München, spielt seit dieser Saison für Katars Rekordchampion. Er zählt noch zu den bekanntesten Spielern der Liga - neben den Ex-Münchenern Javi Martinez und James Rodriguez.
Billige Tickets - wenig Zuschauer
Immer wieder zieht es betagtere Profis in das Emirat, um im Spätherbst ihrer Karrieren noch Geld zu verdienen. Da ist es auch egal, dass vor allem im Sommer die Wüsten-Sonne bei Temperaturen von 40 Grad unerbittlich knallt und tagsüber einen Aufenthalt im Freien kaum erträglich macht.
Das Khalifa-Stadion war am Montagabend auf etwa 24 Grad heruntergekühlt. 40.000 Zuschauer hätten Platz gehabt. Doch das Interesse an der katarischen Liga ist seit jeher gering - auch im Jahr der Fußball-WM und auch trotz niedriger Preise. Umgerechnet 2,70 Euro kostet der Eintritt. Bei der WM im Winter wird es ein Vielfaches sein.
Arbeitsmigranten schuften unter sengender Hitze
Im Eiltempo bis Mitte September tragen die zwölf Mannschaften vor trister Kullisse ihre Spiele in den neuen, fertigen Arenen aus.
In der Stadt Doha dagegen ist mehr Betriebsamkeit. Vielerorts sind Baustellen, auf denen Arbeitsmigranten schuften, damit alles pünktlich fertig wird. All das bei sengender Hitze und unter fragwürdigen Rahmenbedingungen.
Die Fußball-WM in Katar steht seit der Vergabe in der Kritik. Der Golfstaat inszeniert sich seither als perfekter Gastgeber. Doch die Wahrheit sieht anders aus.
Bericht: Arbeiter beim Bau von Hotels ausgebeutet
Denn nicht nur beim Bau der Stadien, auch bei den Hotels sollen in den vergangenen Jahren etliche Arbeiter ausgebeutet worden sein. Das zeigt eine jüngst veröffentlichte Untersuchung des Internationalen Forum für Arbeitnehmerrechte GLJ-ILRF und der Menschen- und Arbeitsrechtsorganisation Equidem.
Darin schildern Arbeitnehmer aus Afrika und Asien Fälle von Ausbeutung, Diskriminierung, Gesundheits- und Sicherheitsrisiken sowie von sexualisierter Gewalt. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes sei hoch. Grundrechte würden verweigert. Wer diese einfordere, müsse mit der Abschiebung rechnen.
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FIFA droht Hotels mit Kündigung
Betroffen seien 13 von 17 Partner-Hotels der FIFA, darunter die Team-Quartiere der Brasilianer und Engländer. Die FIFA teilte mit, dass sie den Bericht genau bewerten werde: "Die FIFA akzeptiert keinerlei Missbrauch von Arbeitern durch Firmen, die in die Vorbereitung und Durchführung der WM involviert sind." Hotels würden grundsätzlich die Verträge gekündigt, sollten sie bestimmte Mängel nicht abstellen.
Bereits beim Bau der Stadien hatten Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International Ausbeutung und Zwangsarbeit beklagt. Mehr noch: Mehr als 15.000 Arbeitsmigranten sind laut Amnesty seit der WM-Vergabe nach Katar gestorben.
DFB-Elf im Khalifa-Stadion gegen Japan
Im Khalifa International Stadium finden sechs Gruppenspiele, ein Achtelfinale sowie das Spiel um Platz 3 statt. Am 23. November trifft Deutschland dort auf Japan. Dann werden deutlich mehr Fans im Stadion sein als in der Liga. Wo sie jedoch unterkommen, ist bei vielen noch nicht klar - knapp vier Monate vor der umstrittensten Fußball-WM, die es bisher gab.
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