Mit dem 4:0-Sieg auf Island ist der Neustart der deutschen Nationalmannschaft unter Hansi Flick geglückt. Der Bundestrainer hat in Windeseile eine Basis für die Zukunft geschaffen.
Am Ende ist bei der ersten Länderspielmaßnahme der deutschen Nationalmannschaft unter neuer Führung doch noch etwas schiefgegangen ist. Eigentlich war nach dem souveränen 4:0 in der WM-Qualifikation auf Island ein Direktflug geplant, der am Donnerstag in aller Frühe am Drehkreuz Frankfurt hätte landen sollen. Doch weiter als Schottland kam der Charterflieger nicht: Flug KLJ2703 musste auf der nächtlichen Heimreise aus Reykjavik einen technischen Notruf absetzen - und landete kurz darauf zum Sicherheitscheck in Edinburgh.
"Sichere Zwischenlandung als Vorsichtsmaßnahme in Edinburgh. Von dort aus individuelle Weiter- und Rückreise geplant", teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit. Gegen Mittag soll ein Ersatzflieger in Edinburgh eintreffen, "um die Delegation, Mannschaft, Trainer sowie Betreuer nach Frankfurt und München zu bringen." Der Verband schickt also nicht nur Nationalspieler "mit breiter Brust“, wie Hansi Flick sagte, zurück zu den Vereinen, sondern auch Akteure mit erhöhtem Schlafdefizit. Doch der Aufwand war es wert.
DFB-Team: Neustart unter Flick gelungen
Denn auf dem Fußballplatz hat das Aushängeschild Nationalmannschaft wieder einen Kompass an die Hand bekommen. Es gibt anders als in der Endphase unter Joachim Löw wieder eine klar erkennbare Ausrichtung. "Wenn man die drei Spiele nimmt, können wir sehr zufrieden sein mit der Entwicklung", lobte Flick. Neustart gelungen.
Der 56-Jährige hat genau wie im Herbst 2019 beim FC Bayern mit drei souveränen Pflichtsiegen ohne Gegentor Umfeld und Öffentlichkeit überzeugt - Siege sind für jeden Trainer immer noch die besten Argumente. Die neun Punkte und 12:0 Tore gegen Liechtenstein, Armenien und Island erscheinen auch wegen der reduzierten Trainingszeit im besten Licht. Die Parallelen zur Münchner Revitalisierung sind offensichtlich: Zuerst hat der Trainer klare Prinzipien benannt, dann entscheidende Protagonisten gestärkt, die sich teilweise in der Person gar nicht unterscheiden.
- DFB-Elf schlägt Island klar
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt in der WM-Qualifikation gegen Island mit 4:0 (2:0). Es ist der dritte Sieg im dritten Spiel unter Bundestrainer Hansi Flick.
Kimmich und Goretzka gehen voran
Mit Manuel Neuer, Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry und Leroy Sané gehören jetzt ein halbes Dutzend Bayern-Spieler zur neuen Stammelf, obgleich speziell Süle oder Sané damals auch wegen des internen Konkurrenzkampfes noch nicht dieses Standing besaßen. Doch am Münchner Block führt kein Weg vorbei.
Spannend wird noch, ob der Ur-Bayer Thomas Müller, von Flick als Impulsgeber hoch geschätzt, einen unumstößlichen Stammplatz in diesem Konstrukt bekommt, denn seine Konkurrenten auf der Zehner-Position heißen Marco Reus, Ilkay Gündogan oder Kai Havertz. Aber zu viele gute Spieler, so geht Flicks These, kann man nie haben, selbst wenn er der Rotation sicher nicht so zugeneigt ist wie sein Vorgänger, der es mit den Rochaden und Experimenten in Corona-Zeiten allerdings übertrieben hat.
ZDF-Reporter Thomas Skulski berichtet aus Reykjavík nach dem dritten Sieg der DFB-Elf im dritten WM-Qualifikationsspiel.
Auffällig, wie dominant unter Flick nun das Mittelfelddoppel mit Kimmich und Goretzka auftrat. "In der Summe haben wir drei Spiele gewonnen und wenig zugelassen", erläuterte Kimmich, der sich freute, dass beim 2:0 von Antonio Rüdiger (24.) erstmals eine eingeübte Variante unter dem Standardspezialisten Mads Buttgereit klappte. Mit Serge Gnabry (4.), Leroy Sané (57.) und Timo Werner (89.) trafen ansonsten alle drei Offensivkräfte, deren Beschleunigung dem deutschen Spiel ausgesprochen gut taten.
Die WM-Qualifikation scheint Formsache
"Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt und Freude am Fußball verkörpert. Das war hoffentlich der Startschuss für weitere Länderspielsiege", erklärte Goretzka mit Blick auf die nächsten WM-Qualifikationsspiele gegen Rumänien (8. Oktober) und in Nordmazedonien (11. Oktober). Viel schiefgehen kann eigentlich nicht mehr, weil aus drei Punkten Rückstand auf Armenien ein Vorsprung von vier Zählern geworden ist.
Dass die Direktqualifikation für die umstrittene Wüsten-WM 2022 in Katar nur noch Formsache ist, davon wollte Pragmatiker Flick aber nichts wissen. "Da bleiben wir jetzt mal schön ruhig. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns von Spiel zu Spiel vortasten." Gefahren lauern noch überall, wie die Rückreise von der Vulkaninsel gezeigt hat.
- WM-Qualifikation in Zahlen
Ergebnisse, Tabellen und Spielplan der Fußball-WM-Qualifikation mit den DFB-Spielen im Liveticker