Doha vor WM-Viertelfinale - Fest in argentinischer Hand

    Doha vor WM-Viertelfinale:Fest in argentinischer Hand

    von Wolfgang Zimmermann
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    Vor dem Start in die Viertelfinals haben die argentinischen Fans den Gesangs-Wettstreit in Doha schon mal für sich entschieden. Hunderte feierten eine riesige Party.

    Argentinier feiern vor dem WM-Viertelfinale im Zentrum von Doha
    Argentinier feiern vor dem WM-Viertelfinale im Zentrum von Doha.
    Quelle: ZDF

    Es ist kurz vor 19 Uhr: Immer mehr Fans in blau-weiß strömen durch die engen Gassen auf den Souq Waqif, den zentralen Marktplatz von Doha. Bald ist es hier proppenvoll, man wird förmlich in einem Fan-Strom mitgerissen, muss sich recht vehement freikämpfen, wenn man ausscheren will. Überall singen sie ihr Lied - es geht um Nationalheld Messi, dem zur Unsterblichkeit nur noch der WM-Titel fehlt.
    Dieses Jahr soll es endlich klappen, nach vier erfolglosen Anläufen. Davon sind auch Manuel und Alejandro aus Buenos Aires überzeugt, sie können den argentinischen Massenauflauf hier kaum glauben. Die beiden Freunde schwärmen von der WM insgesamt, vom Achtelfinale gegen Australien im Besonderen, der unglaublichen Stimmung, die die Argentinier dort gemacht hätten.

    So laut wird’s auch gegen die Niederlande. Wir gewinnen 2:1, aber es wird ein knappes Spiel.

    Manue, Fan aus Buenos Aires

    So sieht es auch Alejandro - und tippt auf 1:0 für Argentinien.

    40.000 Fans aus Argentinien - 1.400 aus den Niederlanden

    Engländer, Franzosen, Portugiesen, Kroaten und Niederländer - die fünf europäischen Viertelfinalisten haben nur wenige Fans in Katar. Die meisten von ihnen fliegen zu den Spielen ein. Der niederländische Verband hat jetzt mitgeteilt, dass von insgesamt 90.000 Zuschauern im Lusail-Stadion nur 1.400 aus den Niederlanden sein werden - denen stehen dann rund 40.000 argentinische Fans gegenüber.
    Ähnlich groß und stimmgewaltig wie Argentinien wird Marokko bei der WM unterstützt. Das Team spielt Samstag gegen Portugal – sicherlich wieder vor einer roten Wand ihrer Fans. Zehntausende hatten nach dem unerwarteten Erfolg gegen Spanien die ganze Nacht gefeiert und in den U-Bahnen, in der Stadt, auf den Fanmeilen ausgelassen getanzt, gesungen, sich in den Armen gelegen.
    Bu Zaid stammt aus Marokko und lebt seit ein paar Jahren in Katar. Er war Dienstag dabei, hat jetzt noch Gänsehaut, wenn er an den Schlusspfiff und die Emotionen danach denkt.

    Diese Begeisterung unserer Fans, dieses volle Herz bei uns allen, das hat die Mannschaft inspiriert, sie hat für uns gekämpft, für Marokko, für die gesamte arabische Welt.

    Bu Zaid, Fan aus Marokko

    Und diese Verbindung, meint Bu Zaid, könne das Team noch weit tragen. Warum heute nur Argentinier in der Stadt mobil machen, kann er sich nicht so recht erklären: "Vielleicht sind unsere Fans ja noch alle beim Essen und legen erst später los."

    Zuversicht auch bei Brasilianern

    Im Gegensatz zu vorher waren am Donnerstagabend auch brasilianische Fans kaum zu sehen. Auch nicht ein paar Minuten vom Souq Waqif entfernt, an der Corniche, wo der brasilianische Pavillon steht. Nur Cynthia Rogner arbeitet hier noch, sie trifft letzte Vorbereitungen für das Spiel gegen Kroatien. "Beim Public Viewing ist hier dann wieder die Hölle los", sagt sie. Hunderte Fans, die keine Tickets bekommen haben, würden dann kommen.
    Brasilien werde sicher gewinnen - "die Jungs sind bereit und heiß". Die Fans auch, weiß Cynthia aus vielen Gesprächen hier am Pavillon. "Die ruhen sich nur nochmal aus und geben morgen dann Vollgas." Cynthia ist in Brasilien geboren, lebt mittlerweile in Dubai und arbeitet über die WM in Katar.
    Straßenhändler Noushad im Souq Waqif
    Straßenhändler Noushad, umgeben von Flaggen, vor einem kleinen Geschäft im Souq Waqif.
    Quelle: ZDF

    Der Renner: Kopftücher in Landesfarben

    Da die meisten Fans aus Argentinien, Marokko und Brasilien stammen, ist ziemlich logisch, dass sie auch die besten Kunden der Straßenhändler sind. Das bestätigen uns vier von ihnen. "Danach kommt England und dann lange nix", meint beispielsweise Noushad, der aus Kerala in Indien stammt und in der äußeren Gasse am Souq Waqif Fanartikel verkauft.
    Eine Fahne kostet 55 Katar-Riyal (etwa 13,50 Euro) beim ersten vorsichtigen Anfragen, beim zweiten Versuch dann nur noch 40 (etwa zehn Euro). Doch das meist gekaufte Fan-Accessoire in Katar ist längst nicht mehr die klassische Fahne oder der Schal. Nein: Kopftücher in den Farben des eigenen Teams sind der Renner - in Anlehnung an die Ghutra, die traditionelle Kopfbedeckung im arabischen Raum. Viele Tücher mit passendem Kopfring (Agal) sind leider mittlerweile an den Ständen ausverkauft, sagt Noushad bedauernd.