Fußball-WM: DFB-Experte Chatzialexiou tippt die Halbfinals

    DFB-Experte sieht Favoriten vorn:Was die WM-Halbfinalisten auszeichnet

    von Frank Hellmann
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    Wer setzt sich im WM-Halbfinale durch? Joti Chatzialexiou, sportlicher Leiter der DFB-Teams, tippt auf Argentinien und Frankreich - und empfiehlt einen eher unbekannten Spieler.

    Frankreich gewinnt 1:2 gegebn England im Viertelfinale.
    Titelverteidiger Frankreich spielt gegen Marokko am Mittwoch um den erneuten Einzug ins WM-Finale.
    Quelle: Imago

    Natürlich ist auch Joti Chatzialexiou immer noch enttäuscht. Den Sportlichen Leiter Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) schmerzt das Aus der eigenen Auswahl. Eine umfassende Analyse ist noch in Arbeit.
    Worüber der gebürtige Frankfurter aber bereits offen reden kann: die Trends der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Und die haben nun einmal andere Nationen gesetzt. Der 46-Jährige war die gesamte Vorrundenrunde vor Ort und hat 17 WM-Spiele in den Stadien gesehen. Die vier Halbfinalisten haben Chatzialexiou allesamt beeindruckt.
    Joti Chatzialexiou
    Joti Chatzialexiou hat jede Menge WM-Spiele live im Stadion verfolgt.
    Quelle: dpa

    Argentinien: Elemente aus Südamerika und Europa

    Das ist zuerst einmal Argentinien, das im ersten Halbfinale gegen Kroatien (Dienstag, 20 Uhr/ARD) antritt. "Lionel Messi ist ein Segen für diese WM - es ist ein Geschenk, diesen Spieler live im Stadion zu sehen." Er selbst habe eine unheimliche Dankbarkeit empfunden. "Diese Dankbarkeit strahlen auch Messis Mitspieler aus, die sich mit großer Lust für ihn einsetzen und ihm den Rücken freihalten, weil sie wissen, dass er den Unterschied ausmachen kann."

    Natürlich haben sie den weltbesten Fußballer in ihren Reihen.

    Joti Chatzialexiou über Lionel Messis Rolle bei Argentinien

    Bei der "Albiceleste" sieht Chatzialexiou die Symbiose von südamerikanischen und europäischen Kernelementen. Beispiel: "Sie stürzen sich bedingungslos in jeden Zweikampf, können aber durch ihre gute Ausbildung viele Situationen auch spielerisch lösen." Dazu kommt der imposante Rückhalt von den Rängen, der sich auf den Rasen überträgt. Er hätte wirklich viele Spiele gesehen, "aber bei der Partie Argentinien gegen Mexiko habe ich Gänsehaut bekommen", sagt der 46-Jährige.

    Kroatien ist der Spielverderber

    Argentiniens Halbfinalgegner Kroatien besetzt den Part als Spielverderber, getragen von einer starken Achse. Angefangen vom Torhüter Dominik Livakovic geht es über Josko Gvardiol ("einer der besten Innenverteidiger des Turniers") hin zu Luka Modric, der auch mit 37 Jahren immer noch den Taktgeber spielt.
    Er ist Dreh- und Angelpunkt - und der Zielspieler, wenn es in die Offensive geht. Für den Sportlichen Leiter führen die Kroaten eben auch eine große Defensivlust vor. "Sie gehören zu den Teams, die nicht zufällig die wenigsten Gegentore kassiert haben. Ich glaube aber, dass Argentinien sich durchsetzen wird."

    Frankreich hat einen unfassbaren Glauben

    Und im anderen Halbfinale zwischen Frankreich und Marokko (Mittwoch 20 Uhr/live im ZDF) ist der Titelverteidiger der Favorit. "Frankreich besitzt einen unfassbaren Glauben an die individuelle Qualität. Sie bewahren extreme Ruhe, zudem verfügen sie über eine klassische Nummer neun, die uns in Deutschland fehlt", so der seit 2003 für den DFB arbeitende Chatzialexiou. "Ich bin überzeugt, dass sie das Abwehrbollwerk der Marokkaner knacken werden." Durch die vielen Ausfälle werde die Equipe Tricolore noch mehr als Mannschaft auftreten.
    Lob hat er aber auch für Marokko parat, was die gute Entwicklung des afrikanischen Fußballs unterstreicht. "Marokko hat verdient das Halbfinale erreicht, weil sie mit einer starken Mentalität und hohen Leidenschaft spielen, aber auch von einer tollen Unterstützung der Fans getragen werden." Die Marokkaner seien die erste afrikanische Mannschaft, "die sich durch eine enorme Disziplin auszeichnet - gerade gegen den Ball". Das gesamte Defensivverhalten sei imposant.

    Bei Marokko gibt es einen Lieblingsspieler

    "Im Viertelfinale gegen Portugal sind sie sehr bewusst auf die zweiten Bälle gegangen, weil sie über gute Fußballer eine starke Umschaltbewegung kreieren." Der ranghöchste Mitarbeiter des ehemaligen DFB-Direktors Oliver Bierhoff hat sich bei den Nordafrikanern einen Lieblingsspieler ausgeguckt.
    "Mittelfeldspieler Azzedine Ounahi ist das Sinnbild dieser Mannschaft, weil er Fähigkeiten in der Defensive und Offensive verbindet. Er ist für mich eine der auffälligsten Spieler der WM, der in Angers ja noch nicht bei einer großen Mannschaft unter Vertrag steht. Für mich ist er ein aufgehender Stern." Der aber nach seiner Prognose nicht das Finale erreicht.
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