Nach WM-Aus nach der Vorrunde: Was nun, DFB?

    Deutsche Nationalmannschaft:Nach WM-Aus: Was nun, DFB?

    von Maik Rosner, Doha
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    In die Enttäuschung über das WM-Aus hinein setzt sofort die Debatte über inhaltliche und personelle Konsequenzen ein. Welche das sein werden, bleibt aber zunächst offen.

    Wie tief der Schock sitzt, war schon direkt nach dem Abpfiff an den leeren Blicken zu erkennen gewesen. Auch später rangen viele bei der deutschen Nationalmannschaft nach dem WM-Aus um Fassung. Manche Spieler trotteten schweigend zum Mannschaftsbus. Andere versuchten Worte zu finden für das, was sie noch gar nicht begriffen hatten.
    Wie bei der WM vor vier Jahren in Russland ist die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auch bei der WM in Katar bereits nach der Gruppenphase ausgeschieden, diesmal trotz eines 4:2 (1:0) im dritten Spiel gegen Costa Rica. Doch dieser Sieg änderte nichts daran, dass es erneut früh vorbei war. Im sogar dritten Turnier hintereinander, wenn man das Achtelfinal-Aus bei der EM 2021 einbezieht.
    Schaltgespräch mit Sven Voss aus Katar.
    Trotz 4:2-Sieg gegen Coast Rica ist die Nationalmannschaft bei der WM in Katar ausgeschieden. Trainer Hansi Flick kündigte eine schnelle Aufarbeitung an. Reaktionen aus Doha und Frankfurt.02.12.2022 | 6:01 min

    WM-Auftritte Abbild der vergangenen Jahre

    1:2 gegen Japan nach einer 1:0-Führung. Dann 1:1 gegen Spanien nach einem 0:1-Rückstand. Und nun dieses wilde 4:2 gegen Costa Rica an einem irrwitzigen Donnerstagabend, an dem Spanien im Parallelspiel nach einer 1:0-Führung 1:2 gegen Japan verlor.
    Die deutsche Mannschaft hatte sich zwar im Turnierverlauf gesteigert. Dennoch blieben ihre WM-Auftritte in ihrer Anfälligkeit ein Abbild der vergangenen Jahre, in denen es nicht nur sportlich immer wieder zu Turbulenzen kam - begleitend zu denen im Verband.

    Flick kündigt schnelle Aufarbeitung an

    Es klang nun rasch an, dass sie beim DFB alles hinterfragen müssen nach einer WM, die für sie mit der politischen Debatte um die "One Love"-Armbinde begonnen hatte und mit der sportlichen Debatte einen langen Nachhall finden dürfte.
    Mitten hinein in die Enttäuschung setzten sofort die Diskussionen um die inhaltlichen und personellen Konsequenzen ein. Bundestrainer Hansi Flick kündigte eine "sehr, sehr schnelle" Aufarbeitung an und "sehr, sehr zeitnahe" Entscheidungen. Doch bis dieses ganze Knäuel an unglücklichen Auftritten und Problemen beim DFB wirklich entwirrt ist, könnte es länger dauern.

    DFB-Präsident nach dem WM-Aus
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    Müller sucht den Kompass

    Wie schwer allein der sportliche Schaden zu verkraften und einzuordnen ist für die Spieler, das ließ sich am frühen Freitagmorgen auch daran erkennen, dass sogar dem erfahrenen Offensivspieler Thomas Müller erst die Orientierung fehlte und dann die Worte.
    Zunächst vollzog er eine Kehrtwende vom mehr als angedeuteten Abschied aus der DFB-Auswahl und ließ seine Zukunft offen. Dann brach er mitten im Satz seine Ausführungen zu den Gründen dieser erneuten WM-Enttäuschung ab und ging. Wenn selbst der sonst so eloquente Müller seinen inneren Kompass sucht und nicht weiter weiß, muss der Schock sehr tief sitzen.

    Bierhoff: "Riesige Enttäuschung und Wut"

    Von einer "riesigen Enttäuschung und auch Wut" sprach DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff. Doch bei der Frage nach den Konsequenzen blieb er vage. Nach dem Rückflug am Freitagnachmittag werde man sich "zügig zusammensetzen und die gesamte Lage diskutieren".
    Vorab legte sich Bierhoff nur fest, dass er von Flicks Verbleib ausgehe. Was seine Person angeht, scheint sich Bierhoff nach 18 Jahren als Teamdirektor und Geschäftsführer nicht so sicher zu sein. "Das weiß ich auch, dass der Mechanismus jetzt losgeht, dass die Diskussion stattfindet. Der muss man sich stellen", sagte Bierhoff. "Ich werde auch meine Verantwortung tragen. Dann sind es andere, die entscheiden, ob es weitergeht."

    Neuer schließt Rücktritt aus

    Einen Rücktritt schloss er damit ebenso aus wie Flick und auch Kapitän Manuel Neuer, 36. "Soweit ich eingeladen werde und meine Leistungen zeige, kann ich das ausschließen", sagte der Torwart. Müller, 33, ist sich offenbar weniger sicher, ob er das Projekt Heim-EM 2024 in gut anderthalb Jahren noch angehen wird.
    Kurz nach dem Abpfiff hatte er noch eine Abschiedsrede gehalten, später sagte er: "Was die Zukunft betrifft, werde ich mir die nötige Zeit geben, ein paar Tage nachdenken."

    Nachrichten | Politik
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