WM 2022: Auch Katar schaut auf Mbappe

    Frankreichs Star in aller Munde:Mbappé - Goldjunge auf der Überholspur

    von Frank Hellmann
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    Superstar Kylian Mbappé soll Frankreich auch zum Sieg im Viertelfinale gegen England (20 Uhr/ZDF) führen. Auch Katar hat ein Interesse am Erfolg des Weltmeisters.

    Entspannt und guter Dinge: Frankreichs Unterschiedsspieler Kylian Mbappé.
    Entspannt und guter Dinge: Frankreichs Unterschiedsspieler Kylian Mbappé.
    Quelle: Imago

    In der Sporthalle des Al Sadd SC im gleichnamigen Stadtteil von Doha muss sich jeder Franzose wohlfühlen. Das Trainings- und Mediencenter des Weltmeisters ist mit einer gewissen Liebe zum Detail eingerichtet: Gänge, Wände und Säulen sind blau getüncht, überall prangt der Schriftzug "France" und das französische Wappen mit dem berühmten Hahn.
    Auf Stelltafeln finden sich die lebensgroßen Bilder der Nationalspieler, wobei der Beste den Besucher rechts von der Eingangstür empfängt: Kylian Mbappé. Fröhlich grinsend.
    Der Weltstar überstrahlt vor dem WM-Viertelfinale gegen England (Samstag, 20 Uhr/ZDF) gerade wieder vieles. Der 23-Jährige führt mit fünf Treffern die Torschützenliste an. Und auch wenn sich Mittelstürmer Olivier Giroud gerade als Rekordschütze Frankreichs (52 Tore) feiern lassen kann, verneigt sich auch der 13 Jahre ältere Kollege vor dem Überflieger in eigenen Reihen:

    Er ist der beste Stürmer, mit dem ich je zusammengespielt habe, aber ich hoffe, dass wir das Beste noch gar nicht gesehen habe.

    Olivier Giroud

    Seine eigene Rekordmarke werde über kurz oder lang keinen Bestand haben. "Ich weiß, dass er meinen auf jeden Fall brechen wird."

    Mbappé: Beschleunigung wie ein Hochgeschwindigkeitszug

    Es scheint in Katar gerade kein Limit für die Nummer 10 zu geben. Der Goldjunge aus den Pariser Banlieues will am 18. Dezember, dem Tag des Finales, den Goldpokal im Lusail Stadium stemmen. Persönliche Preise würden ihn angeblich nicht interessieren, versicherte der unnachahmliche Unterschiedsspieler nach dem Achtelfinale gegen Polen (3:1):

    Ich will den Titel holen. Wenn ich den Goldenen Ball bekomme, ist das schön. Aber deshalb bin nicht hergekommen.

    Kylian Mbappé

    Und deshalb beschleunigt er fast so schnell wie die fahrerlose Metro von Doha. Noch vor seinem 24. Geburtstag hat Mbappé mit neun WM-Toren die erkrankte Legende Pelé abgelöst. Dass er zwei Pressekonferenzen als "Man of the Match“ schwänzte, hat ihm Nationaltrainer Didier Deschamps verziehen, der Verband übernahm die Geldstrafe:

    Er spricht mit den Füßen. Und er spricht sehr gut mit ihnen.

    Didier Deschamps






    Atemberaubender Antritt, präzise Schusstechnik, enormes Spielverständnis stechen noch mehr hervor als vor vier Jahren beim Titelgewinn in Russland. Im Training spart er sich auch mal die Kraft und lässt es einem Steigerungslauf als Letzter mit einem Lächeln auf den Lippen locker austrudeln. Sobald ein Ball ins Spiel kommt, wird daraus bei ihm eine kindliche Freude.

    Auch Katar hat seinen Daumen auf Mbappé

    Die Zeitung "L’Equipe", immer noch das Sprachrohr des französischen Fußballs, titelte zuletzt: "God save notre King" (Gott schütze unseren König) und hielt zu Mbappé fest: "Die Welt liegt ihm zu Füßen". Es gab hübsche Wortspiele nach der Qualifikation für die K.-o.-Runde: "Le Qualif‘ Mbappé". Das sollte nach dem Kalif Mbappé klingen.
    Er könnte ein Fixstern des Fußball-Universums für die nächsten Jahre werden. Und dass er gerade in dem Emirat zur Hochform aufläuft, hat doppelte Bedeutung. Um nicht zu Real Madrid zu wechseln, hat Paris St. Germain angeblich ein wahnwitziges Paket geschnürt, wobei das viele Geld aus einem üppig sprudelnden katarischen Staatsfonds stammt.
    Die Mbappé und seinen Agenten zugesicherten Prämien, Bonuszahlungen und Extrabelohnungen sollen in der Summe 630 Millionen Euro ausmachen, was wie ein Märchen aus 1001 Nacht klingt.

    Doku | ZDFzeit
    :Geheimsache Katar

    Eine WM in der Wüste. Im Winter. Aller Kritik zum Trotz: Sportjournalist Jochen Breyer und Autorin Julia Friedrichs gehen der Frage nach, wie Katar dieser Coup gelingen konnte.
    von Julia Friedrichs und Jochen Breyer
    "ZDFzeit: Geheimsache Katar": Blick in ein leeres, hell beleuchtetes Fußballstadion. In der Mitte sind die dunklen Umrisse eines Menschen zu erkennen, der dem Betrachter den Rücken zukehrt
    43:26 min

    Interessante Interessensverbände

    Nichts wünschen sich der Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, und der PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi mehr, als dass Mbappé mit der Equipe Tricolore bis ins Finale eines Turniers stürmt, dass sich das WM-Gastgeberland Katar unter dubiosen Umständen sicherte.
    Die Strippen vor der Vergabe führten direkt in den Élysée-Palast, wo einst auch der Franzose Michel Platini, damals noch UEFA-Chef, überzeugt wurde, für Katar zu stimmen. Es würde daher passen, wenn Landsmann Mbappé diesem Turnier seinen Stempel aufdrückt.
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