Fußball-WM: Torjäger Füllkrug mit Wumms und Zahnlücke

    Füllkrug lässt Knoten platzen:Torjäger mit Wumms und Zahnlücke

    von Maik Rosner, Doha
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    Nach dem 1:1 gegen Spanien blickt Niclas Füllkrug gelassen auf sein Tor fürs Ziel WM-Achtelfinale. Dabei kickte der 29-Jährige vor einem halben Jahr noch in der Zweiten Liga.

    Niclas Füllkrug während einer Pressekonferenz
    Niclas Füllkrug: "Ich glaube, dass noch ein paar Tore dazukommen."
    Quelle: dpa

    So cool wie vor dem Tor stand Niclas Füllkrug hinterher auch vor den Mikrofonen. Ganz gelassen sprach der Stürmer über seinen Ausgleichstreffer, der der deutschen Nationalmannschaft ein 1:1 (0:0) gegen Spanien eingebracht hatte - und damit eine gute Chance auf das Erreichen des Achtelfinales.
    Von Aufregung über seinen ersten großen Moment auf der Weltbühne des Fußballs keine Spur. Vielmehr klang Füllkrug, als sei es für ihn das Normalste der Welt, die DFB-Auswahl bei einer WM in der Spur gehalten zu haben.
    Füllkrug
    Die deutsche Mannschaft hat gegen Spanien ein tolles Comeback auf den Rasen gezaubert. Manu Thiele analysiert das Top-Spiel und tippt, wie weit es für das DFB-Team gehen kann.28.11.2022 | 11:20 min

    Füllkrug: "Nicht das erste wichtige Tor"

    Ob es schöner sei, bei einer WM ein Tor zu schießen als für den Bundesliga-Aufsteiger Werder Bremen? "Nein", antwortete Füllkrug, "ich glaube, es war wichtig, dass irgendjemand den Knoten hat platzen lassen."
    Es sei ja nicht das erste Tor gewesen, das er geschossen habe, erinnerte Füllkrug, "auch nicht das erste wichtige."

    Dieses eine Tor von mir bringt mir relativ wenig, wenn wir die Gruppenphase nicht überstehen.

    Niclas Füllkrug

    So nüchtern betrachte er das, wurde Füllkrug von den erstaunten Reportern gefragt. Naja, sagte Füllkrug, es sei doch wirklich noch gar nichts erreicht: "Wir brauchen jetzt auch keine Riesenfreudensprünge zu machen über ein 1:1 gegen Spanien. Am Ende haben wir jetzt das wichtigste Spiel vor der Brust."
    Es war einerseits erstaunlich, mit welcher Besonnenheit Füllkrug die Geschehnisse im Bauch des al-Bayt-Stadions im Nordosten Katars einordnete. Andererseits ist der 29-Jährige ja dafür bekannt, sachlich und unaufgeregt auf die Dinge zu blicken.

    Füllkrug glaubt an weitere Tore

    So betrachtet er auch seine eigene märchenhafte Geschichte von einem Stürmer, der vor rund einem halben Jahr mit Werder Bremen noch in der Zweiten Liga kickte und nun als Retter für die deutsche Nationalmannschaft bei einer WM in Erscheinung trat.

    Es freut mich, dass es kein Hindernis ist, bei einem Aufsteiger zu spielen.

    Niclas Füllkrug

    Füllkrug ließ eine Aufzählung folgen, die seinen Stellenwert für die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick treffend zusammenfasste. "Ich freue mich, dass ich hier Fuß fasse, dass ich sofort einen Stempel hinterlassen kann, dass ich der Mannschaft helfen kann, dass die Mannschaft auch das Gefühl hat, dass es gut ist, dass ich dabei bin."
    So könne es weitergehen. Und "ich glaube, dass dann noch ein paar Tore dazukommen."

    Wege ins Achtelfinale in Katar

    Das drohende WM-Aus bereits nach dem zweiten Gruppenspiel war schon durch Japans überraschende 0:1-Niederlage gegen Costa Rica abgewendet worden. Dank des Unentschiedens gibt es nun mehrere Wege ins Achtelfinale für die deutsche Mannschaft.
    Am einfachsten wäre es, wenn die DFB-Elf am Donnerstag (20 Uhr/ARD) gegen Costa Rica gewinnen sollte und Spanien ebenso gegen Japan. Das würde auf jeden Fall für Platz zwei reichen.

    Abwehrchef lobt Torjäger Füllkrug

    Zu verdanken ist diese Aussicht Niclas Füllkrug, der 13 Minuten nach seiner Einwechselung Jamal Musiala den Ball vom Fuß genommen und instinktsicher ins Tor geschossen hatte (83. Min.).
    Zuvor hatte Álvaro Morata Spanien in Führung gebracht (62.) gegen eine deutsche Elf, die sich das Remis mit einem sehr ordentlichen Auftritt mehr als verdient hatte. "Niclas gibt uns etwas nach vorne, was wir so nicht haben", lobte Abwehrchef Antonio Rüdiger. 

    "Hässliche Vögel" und Zahnlücke

    Von den üblichen Überhöhungen, die umgehend einsetzten, hält Füllkrug wenig. Stattdessen erlaubt er sich zwischen all den Eitelkeiten in seiner Branche auch Momente der Selbstironie. Als "die hässlichen Vögel" hatte er sich und seinen Bremer Sturmpartner Marvin Ducksch beispielsweise vor knapp einem Jahr bezeichnet.
    Nun findet sein Markenzeichen, seine Zahnlücke, sogar weltweit Beachtung. Doch auch der zunehmende Rummel um seine Person dürfte Füllkrug kaum aus der Ruhe bringen.
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