Human Rights Watch ruft DFB und FIFA zu stärkerem Protest gegen Menschenrechtsverletzungen in Katar auf, dem Gastgeberland der WM 2022. Das WM-Ticket hat die DFB-Elf schon gebucht.
Öffentlicher Druck, ja - Boykott, nein: Der Direktor von Human Rights Watch, Wenzel Michalski, hat kurz vor Abschluss der europäischen WM-Qualifikation den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und den Weltverband FIFA zu stärkerem Protest gegen Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland Katar aufgefordert.
"Werte in Katar nicht zu Genüge durchgesetzt"
"Zum einen, um klar zu machen: Uns ist bewusst, wohin wir fahren. Und zum anderen, um zu verhindern, dass die WM propagandistisch ausgeschlachtet wird", sagte Wenzel Michalski in einem Interview des "Tagesspiegel".
"Die FIFA, der DFB, alle können und müssen Druck ausüben", forderte der Menschenrechtsexperte. "Diese Werte - Fairness, Gleichheit, Meinungsfreiheit - sind in Katar längst nicht zur Genüge durchgesetzt", erklärte Michalski. Der DFB sei sich dabei "seiner Verantwortung stärker bewusst" als die FIFA als WM-Veranstalter.
Kritik am Sponsoring in Doha vom FC Bayern
Der DFB müsse aber darauf achten, dass "die Dienstleister, mit denen die Nationalmannschaft in Katar zu tun hat, die Menschenrechte beachtet haben". Auch das Sponsoring-Engagement des FC Bayern München durch den Flughafen in Doha sei "fragwürdig". Der Verein müsse "öffentlich sagen, dass der Flughafen von Arbeitern erbaut worden ist, die ausgebeutet worden sind".
- Eindringlicher Appell an die Fußball-Elite
Gladbachs Kapitän Lars Stindl spricht sich für einen kritischen Blick auf die Menschenrechtsverletzungen und Arbeitsbedingungen in Katar aus - und das nicht erst bei der WM.
Mit den Spielen gegen Liechtenstein am kommenden Donnerstag in Wolfsburg und in Armenien am 14. November endet für die Nationalmannschaft die WM-Qualifikation. Die Teilnahme an der Endrunde in Katar vom 21. November bis 18. Dezember 2022 ist als Gruppensieger geschafft.
Bei den ersten drei Qualifikationsspielen im März hatten sich die DFB-Nationalspieler mit Aktionen vor dem Anpfiff für universelle Menschenrechte eingesetzt und die Bedingungen für Gastarbeiter in Katar kritisiert. Bundestrainer Hansi Flick hatte diese Aktionen - noch unter seinem Vorgänger Joachim Löw - gut geheißen.
"Darüber müssen wir mit den Spielern nicht groß reden, dafür werden wir uns auch immer einsetzen", sagte der 56-Jährige der "FAZ". Zuletzt habe der Fokus aber auf sportlichen Aspekten gelegen.
Menschenrechtsexperte Michalski hofft, Flick und den Nationalspielern vor dem Turnier noch die Lage der Dinge in Katar erläutern zu können: "Flick sollte sich schon auf das verlassen, was Menschenrechtler, Gewerkschafter und auch Journalisten bei ihren Recherchen herausgefunden haben."
- WM-Qualifikation in Zahlen
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