Nach Halbfinaleinzug: Für Marokko scheint nichts unmöglich

    Nach historischem WM-Sieg:Für Marokko scheint nichts unmöglich

    von Maik Rosner
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    Nach Marokkos historischem Halbfinal-Einzug als erste afrikanische Mannschaft erinnert manches an Griechenlands Triumph bei der EM 2004. Der Trainer spricht längst vom Titel.

    Marokkos Trainer Walid Regragui jubelt mit seinen Spielern nach dem Sieg.
    Marokkos Trainer Walid Regragui jubelt mit seinen Spielern nach dem 1:0-Sieg gegen Portugal.
    Quelle: dpa

    Als Walid Regragui und Yassine Bounou später auf dem Podium der Pressekonferenz saßen, wirkte ihr Auftritt beinahe wie eine Wiederholung, wie ein Déjà-vu. Wieder durften Marokkos Trainer mit der markanten Glatze und sein Torwart mit dem Spitznamen Bono bei bester Laune von einem historischen Erfolg erzählen. Diesmal vom Einzug ins WM-Halbfinale - als erste afrikanische Mannschaft in der Geschichte. Und wieder sprachen Regragui und Bono nun davon, dass sie mehr wollen bei dieser WM in Katar.

    En-Nesyris Tor sichert Einzug ins Halbfinale

    Ihr 1:0 (1:0) gegen Portugal durch das Kopfballtor von Youssef En-Nesyri in der 42. Minute soll nicht der letzte Sieg gewesen sein. Vielmehr wollen sie ihre erstaunliche Reise durch das Turnier am Mittwoch im zweiten Halbfinale fortsetzen. Doch auch das soll nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zum größtmöglichen Ziel sein.
    Regragui spricht längst davon, dass der Titelgewinn möglich sei. Und langsam glauben nicht nur seine Spieler daran, dass offenbar wirklich nichts unmöglich ist für diese marokkanische Mannschaft, die gerade von einem Novum zum nächsten eilt.

    Zuschauer vom Sieg Marokkos mitgerissen

    Auch in Afrika und im arabischen Raum sind die Menschen längst mitgerissen worden von dieser unglaublichen Geschichte, die märchenhafte Züge trägt. Regragui will von solchen Verklärungen nichts wissen.

    Wir zeigen, was man erreichen kann, auch wenn man nicht das größte Talent oder meiste Geld hat, aber bereit ist, hart zu arbeiten.

    Walid Regragui, Trainer Marokko

    Stolz fügt Regragui hinzu: "Das ist eine große Botschaft an die Welt." Und er ergänzte: "Ich hoffe, dass die Welt mit Marokko ist."

    Regragui: "Ergebnis harter Arbeit"

    Ein Märchen oder dergleichen sei das alles aber gewiss nicht. "Es ist kein Wunder", betonte Regragui und erinnerte an die bisherigen Ergebnisse gegen vier europäische Topteams, an ein Unentschieden und drei Siege, einer davon im Elfmeterschießen.

    Wir haben gegen Kroatien, Belgien, Spanien und Portugal kein Gegentor kassiert. Das ist das Ergebnis harter Arbeit.

    Walid Regragui, Trainer Marokko

    "Hingabe, Leidenschaft und Glauben" seien ganz wichtig, zudem müsse man träumen, findet Regragui. Genau das habe er seinen Spielern von Anfang an vermittelt.

    Marokko überrascht - wie Griechenland 2004

    Was die Marokkaner bei der WM in Katar gerade vollbringen, ist eine der außergewöhnlichsten Geschichten in der jüngeren Fußballgeschichte. Vieles erinnert dabei bereits an Griechenlands unglaubliche Reise zum EM-Titel 2004.
    Allerdings mit dem Unterschied, dass sich die Griechen damals mit ihrem deutschen Trainer Otto Rehhagel und dessen eher antiquierten fußballerischen Mitteln durch das Turnier kämpften, unter anderem mit einem Libero. Die Marokkaner gehen es taktisch moderner an.
    Ihre Geschichte und die der Griechen verbindet, dass sie als Außenseiter ins Turnier gestartet sind und von einem Erfolg zum nächsten getragen werden. Marokko dank des großen Teamgeistes, der bemerkenswert stabilen Defensive und des starken Torwarts Bono. In allen fünf Turnierspielen hat Marokko erst einen Gegentreffer kassiert - und dieser war ein Eigentor.

    Ronaldo verlässt Platz unter Tränen

    Zurück bleiben enttäuschte Gegner wie nun Portugal. Cristiano Ronaldo war angetreten, um bei seiner letzten WM jenen Titel zu gewinnen, der ihm in seiner umfangreichen Sammlung noch fehlt.
    Christiano Ronaldo (Portugal) nach dem Spiel.
    Christiano Ronaldo (Portugal) verlässt enttäuscht den Rasen.
    Quelle: dpa

    Doch nun musste Ronaldo diesen Traum begraben. Weinend ging er vom Platz. Bei der nächsten WM 2026 wäre Ronaldo 41 Jahre alt, doch schon jetzt muss er mit der Rolle als Ergänzungsspieler Vorlieb nehmen.
    Als er noch ziemlich am Anfang seiner Karriere stand, mit 19 bei der EM 2004, verlor er mit Portugal im Finale 0:1 gegen Griechenland. Den EM-Titel konnte Ronaldo noch holen, bei der EM 2016. Den WM-Titel wird er nicht mehr gewinnen. Marokko aber hat weiter die Chance darauf.

    Nachrichten | Politik
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