Angefeuert von rund 25.000 Fans ist Marokko als erste afrikanische Mannschaft in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften in ein Halbfinale eingezogen. Die Nordafrikaner setzten sich in Doha mit 1:0 gegen Portugal durch, deren Superstar Cristiano Ronaldo wieder nur eingewechselt wurde. Damit gelang dem Team von Trainer Walid Regragui nach dem Coup gegen Spanien eine weitere Überraschung bei dieser WM in Katar.
Die Marokkaner treffen nun im
Halbfinale am Mittwoch
(20 Uhr MEZ/live im ZDF) auf Titelverteidiger
Frankreich.
Portugals Torwart patzt, En-Nesyri trifft
Die Portugiesen erwischten vor 44.200 Zuschauerinnen und Zuschauern im Al-Thumama-Stadion den besseren Start. Doch Marokko wurde Mitte der ersten Halbzeit immer stärker. Ein Torwartfehler ging dem Führungstreffer der Afrikaner voraus:
Portugals Schlussmann Diogo Costa verfehlte kurz vorm Fünfmeterraum eine hohe Flanke von Attiat-Allah, so dass Youssef En-Nesyri (42. Min.) zum 1:0 einköpfen konnte. Anschließend hatte Marokkos Torhüter Bono auf der anderen Seite Glück, als Bruno Fernandes nur die Latte traf.
Das Überraschungsteam aus Marokko wirft Portugal raus und steht unter den letzten Vier.
Ronaldo wieder nur eingewechselt
Portugal dominierte zwar die zweite Halbzeit und berannte unermüdlich das gegnerische Tor. Aber auch der eingewechselte
Cristiano Ronaldo (51.) brachte nicht die erhoffte Wende für die Iberer. Der zurzeit vereinslose Superstar stellte mit seinem nun 196. Länderspiel den Weltrekord des Kuwaiters Badr al-Mutawa ein.
Es war ein verzweifeltes Anrennen auf Bonos Tor - ohne Ertrag. Leidenschaftlich warfen sich die Afrikaner in jeden Zweikampf, um den Vorsprung zu verteidigen. In der turbulenten Nachspielzeit sah Marokkos Walid Cheddira noch Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels. Am Ende schaffte
Marokko den historischen Sieg und gehört damit als erste afrikanische Mannschaft zu den Top vier einer
Fußball-Weltmeisterschaft.
Kein Grund zur Freude: Cristiano Ronaldo nach seinem 196. Länderspiel für Portugal
Quelle: dpa
Afrikanische Teams im Viertelfinale
Die afrikanischen Teams waren zuvor dreimal schon nah dran gewesen: Kamerun scheiterte bei der WM 1990 im Viertelfinale, als Englands Gary Lineker per Elfmeter in der Verlängerung für England traf.
Senegal musste 2002 ein Golden Goal gegen die Türkei hinnehmen. Und für das Viertelfinal-Aus von Ghana brauchte es 2010 gar ein Elfmeterschießen.
Nach Marokkos historischem Halbfinal-Einzug als erste afrikanische Mannschaft erinnert manches an Griechenlands Triumph bei der EM 2004. Der Trainer spricht längst vom Titel.
von Maik Rosner
Quelle: dpa, SID, ZDF