Die Ukraine kann sich mit Siegen gegen Schottland und Wales in dieser Woche für die WM 2022 in Katar qualifizieren. Doch es werden wohl mehr als nur zwei Fußballspiele.
Die ukrainische Nationalmannschaft will in Schottland den vorletzten Schritt zur Weltmeisterschaft in Katar machen. Das Team von Trainer Oleksandr Petrakow bestreitet am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF-Liveticker) in Glasgow das Playoff-Halbfinale der Qualifikation. Setzen sich die Ukrainer gegen die Schotten durch, spielen sie am Sonntag gegen Wales um die WM-Teilnahme.
Wegen der russischen Invasion in die Ukraine können die Nationalspieler, die im eigenen Land ihr Geld verdienen, schon länger nicht in ihren Klubs spielen. Mit Tests und Trainings haben sie sich fit gehalten.
Sintschenko aufgewühlt
Die Nationalmannschaft will die Menschen in der vom Krieg zerrütteten Heimat wenigstens kurzweilig vom Alltag ablenken. "Ich zittere innerlich", so Nationalspieler Oleksandr Sintschenko der BBC.
Die Aufgewühltheit des 25-Jährigen resultiert in diesen Tagen einmal nicht aus erschütternden Berichten aus seiner unter dem russischen Angriffskrieg leidenden Heimat. Sintschenko will sich mit der Ukraine für die Fußball-WM 2022 qualifizieren und seinen Landsleuten "vielleicht für ein paar Sekunden ein Lächeln" schenken.
Bei der WM in Katar (21. November - 18. Dezember) würde sein Team auf England, Iran und die USA treffen. Noch sind dies ferne Träume. Und selbst wenn die ukrainischen Spieler maximal motiviert sind und sicherlich von allen neutralen Fans der Welt unterstützt werden, so wird sich Schottland nicht einfach seinem Schicksal fügen.
Zudem lief die Vorbereitung der ukrainischen Mannschaft alles andere als normal. Seit einigen Tagen trainiert das Team auf Einladung von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin in Slowenien. Doch die Konzentration auf Fußball fällt vielen aufgrund des Schicksals ihrer Familien schwer. Hinzu kommt, dass einige Profis seit mehreren Monaten kein Spiel mehr bestritten haben.
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"Schwer, sich auf Fußball zu konzentrieren"
Sintschenko weiß, wie man sich als Volksheld seiner Heimat fühlt. Im vergangenen Sommer führte der Blondschopf den Außenseiter mit einem Tor und einer Vorlage ins EM-Viertelfinale.
Nicht mal ein Jahr später wirken die Bilder von damals wie aus einer anderen Zeit. "Als der Krieg begann, war es schwer, sich auf Fußball zu konzentrieren", sagte der Profi von Manchester City. All seine Gedanken seien bei den Ukrainern gewesen.
Ähnlich erging es seinem für West Ham United spielenden Nationalmannschafts-Kollegen Andrij Jarmolenko:
Das Spiel in Schottland und der mögliche Höhepunkt in Wales soll sicherlich auch ein Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin sein. "Die Ukraine lebt noch immer. Die Ukraine wird bis zum Ende kämpfen. Das ist unsere Mentalität. Wir geben niemals auf", betonte Sintschenko. Worte, die an Präsident Wolodymyr Selenskyj erinnern.
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Im Hampden Park von Glasgow wird die große Unterstützung auf den Rängen vermutlich fehlen. Ukrainische Männer dürfen ihre Heimat aufgrund des Krieges größtenteils nicht verlassen. Man hofft auf in Großbritannien lebende Exil-Ukrainer.
Die Trikots, die die Mannschaft jüngst beim Benefizspiel in Mönchengladbach trug, sind in den WM-Playoffs aufgrund der politischen Botschaft verboten. Somit werden Sintschenko und seine Teamkollegen in den Trikots der vergangenen EM spielen. Ein kleines Stück der friedlichen und freudvollen Vergangenheit.
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