Cristiano Ronaldo - bei Portugal nur noch Randfigur?

    Ronaldo nur noch Reservist:Eine historische Degradierung

    von Florian Haupt, Doha
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    Cristiano Ronaldo arrangiert sich mit seiner Rolle als Reservist - jedenfalls für einen Abend. Hat er sich auch bei Portugal aus dem Team gemeckert?

    Cristiano Ronaldo am 06.12.2022
    Zum Zuschauer degradiert: Cristiano Ronaldo gegen die Schweiz (l.).
    Quelle: Reuters

    Zum Glück gibt es Instagram. So konnte Cristiano Ronaldo in der Nacht zu Mittwoch vor seinen 509 Millionen Followern (Weltrekord) den Eindruck geraderücken, der womöglich in einem historischen Spiel entstanden sein könnte. Historisch, weil das 6:1 der Portugiesen gegen die Schweiz einer der fünf höchsten Siege in der Geschichte von WM-K.o.-Runden war.
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    Aber noch denkwürdiger, weil der internationale Rekordschütze (118 Länderspieltore) erstmals seit 30 Partien bei WM oder EM und erstmals überhaupt in einem Ausscheidungsmatch nur auf der Bank saß.

    Ronaldos schneller Abgang in die Kabine

    Nach seiner späten Einwechslung und dem Schlusspfiff grüßte Ronaldo kurz die Fans und verabschiedete sich danach schnell in die Kabine. Er war also nicht mehr dabei, als die übrige Mannschaft im Kreis feierte und anschließend vor die Kurve ging.
    Doch wie gesagt, es gibt ja Instagram: "Unglaublicher Tag für Portugal" schrieb Ronaldo zu einem Foto, auf dem er mit seinen Teamkollegen das letzte Tor des Abends feierte. "Galavorstellung einer Mannschaft voller Talent und Jugend... Der Traum lebt."

    Ronaldo-Hype bleibt intakt

    Man darf diese Elogen dem sonst oft so eingeschnappten Ronaldo wahrscheinlich sogar abnehmen. Schon bei den ersten Toren kam er im Ersatzspielerleibchen artig zum Jubeln angelaufen. Der in Katar sehr ausgeprägte CR7-Hype blieb während der Partie im Lusail-Stadion von der Degradierung unbenommen.
    Und außerdem: Wenn Portugal so dem Titel näher kommt, ist es auch sein Titel. Schon bei der EM 2016 war er ja den letzten Schritt streng genommen nicht mitgegangen. Nach wenigen Minuten des Finals gegen Frankreich wurde er vom Platz getreten und coachte später in der Verlängerung als improvisierter Assistent neben Fernando Santos das Team zum Sieg.

    "Das Beispiel eines echten Kapitäns"

    Derselbe Fernando Santos trainiert Portugal noch immer und sagte nun über seine Verhältnis zu Ronaldo: "Wir sind seit vielen Jahren befreundet."

    Alles ist vollkommen geklärt, er hat das Beispiel eines echten Kapitäns gegeben.

    Portugals Trainer Santos

    Viel mehr blieb Ronaldo auch nicht übrig, wollte er seinem fulminanten Absturz der letzten Monate nicht das nächste traurige Kapitel hinzufügen. Dafür, dass es manch junger Stürmer mittlerweile besser kann, hat bei einem 37-Jährigen ja jeder Verständnis. Was selbst eingefleischte Ronaldo-Fans irritierte, war seine Rundumweigerung, das auch nur ein Stück weit einzusehen.

    Dementi über Wechsel nach Saudi-Arabien

    So probte er mit seinem Klub Manchester United den Machtkampf - und verlor. Aktuell ist er vereinslos. Einen Wechsel nach Saudi-Arabien dementierte er am Dienstag erneut. Doch noch vorige Woche probte Ronaldo auch den Aufstand gegen Santos. Nach seiner Auswechslung im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Südkorea pflaumte er in Richtung des Trainers über dessen "verdammte Eile, mich vom Platz zu bekommen".
    Santos hatte das erst gar nicht mitbekommen, doch nach Videostudium sagte er vor dem Schweiz-Spiel: "Das hat mir nicht gefallen. Wirklich überhaupt nicht."

    Ronaldo-Ersatz trifft dreimal

    Da zugleich in einer Umfrage von Portugals größter Sportzeitung "A Bola" 70 Prozent der Landsleute für eine Verbannung Ronaldos auf die Bank votierten, hatte Santos genügend Argumente beisammen, um das zuvor Undenkbare zu wagen. Trainerglück, dass just Ronaldo Ersatz Gonçalo Ramos, 21, schon nach einer guten Viertelstunde das 1:0 und später noch zwei weitere Treffer erzielte. Und Portugals Glück sowieso.
    Auch Ronaldos Glück? Der WM-Titel ist das einzige, was ihm noch fehlt, er würde ihn über seinen Dauerrivalen Lionel Messi erheben. Und seine Karriere perfekt machen.

    Die Privilegien bleiben

    Am Tag nach der bittersüßen Demütigung ließ sich zudem erfahren, dass wenigstens seine Privilegien noch intakt sind. Die Ersatzspieler mussten trainieren, die Stammspieler nur dehnen. Einwechselspieler Ronaldo war in ihrer Gruppe.

    Nachrichten | Politik
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