Fußball-WM in Katar: Blick auf die Schiedsrichter-Leistung

    Referees in Katar:So war die Leistung der WM-Schiedsrichter

    von Andreas Morbach
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    Der Pole Szymon Marciniak rechtfertigt seine Berufung als Referee des WM-Finals eindrucksvoll. In der Vorrunde sorgt eine Französin für eine Premiere, im Viertelfinale ein Spanier.

    Schiedsrichter Szymon Marciniak
    Hat das Finale souverän geleitet: Schiedsrichter Szymon Marciniak.
    Quelle: Mike Egerton/PA Wire/dpa

    Der Schlüsselmoment im Berufsleben von Szymon Marciniak liegt mittlerweile zwei Dekaden zurück. Der heute 41-Jährige kickte damals noch für seinen Heimatverein Wisla Plock - und als er einmal vom Platz gestellt worden war, wollte er die Gründe dafür vom zuständigen Schiedsrichter danach ganz genau erläutert bekommen.

    Referee im Finale: Scharfes Auge, natürliche Autorität

    Es folgte eine längere Diskussion, an deren Ende der Referee seinem jungen Gesprächspartner riet, doch selbst sein Glück zu versuchen, wenn er glaube, dass der Job so einfach zu erledigen sei. Marciniak nahm die herausfordernde Anmerkung wörtlich, belegte einen Schiedsrichterkurs. Und pfiff am Sonntag nun das WM-Finale in Doha. In Weltklassemanier.
    Das ab der 80. Minute atemberaubende Duell zwischen Argentinien und Frankreich hatte den Unparteiischen bekommen, den es verdiente. Marciniak leitete das Endspiel hochkonzentriert und zugleich lässig, mit extrem scharfen Augen und einer natürlichen Autorität.

    Keine guten Schiedsrichterleistungen im Viertelfinale

    Besonders bemerkenswert: Alle kniffligen Situationen - und davon gab es einige - entschied der kahlköpfige Pole schnell, richtig und ohne auch nur einmal den VAR zu Rate ziehen zu müssen. "Mir fehlen die Worte. Wahnsinn! Das Beste, was ich lange (je) gesehen habe", twitterte Bundesliga-Referee Patrick Ittrich seine Begeisterung über Marciniak und dessen Team in die Welt.
    Das Beste kam in Katar also auch in punkto Schiedsrichterleistungen ganz zum Schluss. Den Kontrapunkt hierzu lieferten die Viertelfinals - in denen nur die Partie Brasilien gegen Kroatien geräuschlos über die Bühne ging. Bei den drei übrigen Begegnungen setzte es zum Teil heftige Schelte für die Unparteiischen.

    Argentinien gegen Niederlande: FIFA-Leitfaden überspannt

    Berechtigt war vor allem die Kritik an Antonio Mateu Lahoz, beim Spiel der Argentinier gegen die Niederlande. Überspannte der Spanier, der das Spiel Katar gegen Senegal und die brisante Partie Iran gegen USA zuvor souverän gepfiffen hatte, den Leitfaden der FIFA, Hinausstellungen nur im Notfall vorzunehmen, doch enorm.
    So kam der Argentinier Leandro Paredes für sein rüdes Foul an Oranje-Mann Nathan Aké sowie einem gezielten Schuss in Richtung der niederländischen Bank in der 89. Minute mit Gelb davon. Inmitten der anschließenden Rudelbildung beförderte Virgil van Dijk den doppelten Übeltäter Paredes nach langem Anlauf mit der Brust vehement zu Boden. Eine Tätlichkeit des Niederländers, die komplett ungeahndet blieb.

    16 Gelbe, eine Gelb-Rote Karte

    Am Ende von Verlängerung und Elfmeterschießen hatte Lahoz mit 16 Gelben und einer Gelb-Roten Karte einen WM-Rekord aufgestellt. Die Partie bekam der 45-Jährige aber auch mit Hilfe dieser verspäteten Kartenflut nicht mehr in den Griff.
    Erst gar nicht mit dabei in der K.o.-Runde war Daniel Siebert. Der deutsche WM-Schiedsrichter leitete das heikle Duell Uruguay gegen Ghana gut, brachte die Südamerikaner wegen eines nicht gegeben Elfmeters in der Nachspielzeit am Ende aber mächtig gegen sich auf. Sieberts zweiter WM-Auftritt blieb auch sein letzter.

    Zornesrote Köpfe bei WM-Spielen selten

    Beim überwiegenden Teil der 64 WM-Begegnungen verließen die Protagonisten den Platz allerdings ohne zornesrote Köpfe. Die halbautomatisierte Abseitserkennung hatte dabei einen positiven, weil zeitsparenden Effekt. Und die in der Anfangsphase des Turniers ausufernden Nachspielzeiten wurden nach und nach erkennbar zurückgedreht.
    Als "gut bis befriedigend" beurteilte der frühere FIFA-Schiedsrichter Markus Merk die Leistungen der Männer an den WM-Pfeifen letztlich. Deren weibliche Pendants waren in Katar erstmals vertreten, in Dreierstärke. Doch allein die Französin Stéphanie Frappart kam im Gruppenspiel Deutschland gegen Costa Rica zu einem - überzeugenden - Einsatz.
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