Dynamo Dresden hat 2022 noch kein Spiel gewonnen, Trainer Guerino Capretti ist vor dem Schicksalsspiel angezählt: Gegen den 1. FCK muss der Erfolg nun zwingend her.
Bei Dynamo Dresden rollen sie schon mit den Augen, wenn sie an die schwarze Serie erinnert werden: Seit 18 Spielen haben die Schwarz-Gelben kein Fußballspiel mehr gewonnen. Die gesamte Rückrunde plus das Hinspiel in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern (0:0) sind die Dynamos sieglos.
Daran konnte auch Trainer Guerino Capretti nichts ändern, der nun seit elf Partien dabei ist und noch keinen einzigen Erfolg herbeiführen konnte. Erfolgloser dürfte noch kein Cheftrainer im Profifußball in ein neues Amt gestartet sein.
Druck könnte kaum größer sein
Verliert er auch das Relegations-Rückspiel gegen die Lauterer heute Abend (20:30 Uhr), verließe er den Verein als Trainer, der kein einziges Mal gewonnen hätte. Doch das Kuriose an der Situation ist: Im Falle des ersten Dresdner Pflichtspiel-Erfolgs im Kalenderjahr 2022 und eben auch Caprettis Premierensieg für den Klub aus dem Osten wäre Dynamo gerettet, die zehrende Flaute vergessen - und Capretti der Retter.
Keine Treffer auf dem Betzenberg: Der 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden haben sich im Relegations-Hinspiel 0:0 getrennt. Am Dienstag steigt das Rückspiel in Dresden.
Zwischen Versagen und Gefeiertwerden liegen nur 90 bis 120 Minuten. Viel größer könnten Druck und Anspannung vor dem K.o.-Match um die Zweitliga-Zugehörigkeit nicht sein.
Nur sechs Dynamo-Heimtreffer in 2022
"Von mir aus waren alle Spiele, die wir zuvor nicht gewonnen haben, Mittel zum Zweck dafür, dass wir aus jeder Partie etwas gelernt und Mehrwert geschaffen haben für dieses letzte Spiel", sagte Capretti vor dem Finale. "Wenn es denn so sein musste, dann ist es eben so."
Doch dafür müsste Dynamo endlich Tore schießen. Gerade sechs Treffer erzielte das Team seit dem Jahreswechsel daheim, elf Mal spielte das Team in der Rückrunde remis. Zwar ist der Kader mit 33 Spielern aufgebläht, doch es fehlt an Klasse - vor allem in der Offensive. Was auch beim Hinspiel am Freitag auf dem Betzenberg deutlich zu erkennen war.
Das muss sich Sportchef Ralf Becker ankreiden lassen, der zwar ebenso wie Capretti keinen Vertrag für die 2. Liga hat, aber auch im Falle eines Abstiegs bleiben will.
Überraschung bei Verpflichtung Caprettis
Der 40-jährige Capretti wäre nur dann weiter vermittelbar, wenn Dresden die Liga hielte. Bereits dass er überhaupt auserkoren wurde, um den beliebten Alexander Schmidt zu beerben, hatte überrascht. Der Fußballlehrer leistete im ostwestfälischen Verl zwar solide Arbeit und führte den Klub in die 3. Liga.
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Doch Zweitliga-Erfahrung konnte der studierte Pädagoge nicht vorweisen. Andere Kandidaten wie Ex-Bundesliga-Coach Uwe Rösler, der auch noch eine Dynamo-Vergangenheit hat und Interesse an den Job gehabt haben soll, kamen nicht zum Zuge.
Ex-Spieler üben öffentlich Kritik am Trainer
Angesichts der Bilanz ist es verständlich, dass sich bereits öffentliche Kritik am Coach regte. Die früheren Dresdner Kapitäne Thomas Hübener und Marco Hartmann etwa äußerten in der lokalen Presse Bedenken, ob Capretti der Richtige sei. "Der Trainer ist der Situation nicht gewachsen", sagte Hübener.
Hartmann hatte bereits bei der Verpflichtung Zweifel, weil Capretti mit seiner mutigen Spielanlage von hinten heraus nicht zur Mannschaft und zur Situation im Abstiegskampf passe.
Capretti will offensiver spielen lassen
Dem hat sich Capretti nun so weit angepasst, dass das Team im Hinspiel zwar defensiv gut stand, aber offensiv nicht stattfand. Nun versprach er vor dem K.o.-Spiel: "Wir wollen mutiger denken, wir wollen Tore schießen. Die Zuschauer werden sehen, dass wir gewillt sind, auch Risiko einzugehen."
Angesichts der Lage wirkte der Mann im Fokus der fußballverrückten Stadt noch ganz aufgeräumt: "Wenn ich in den Spiegel schauen kann und mir nichts vorzuwerfen habe, schlafe ich immer ruhig." Auch vor dem Tag, an dem Dynamo den vierten Abstieg seit 2006 vermeiden will.
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