Neuer Anlauf für Drittligist FC Ingolstadt. Für die Oberbayern steigt am Donnerstag (ab 18 Uhr live im ZDF) gegen den VfL Osnabrück die dritte Relegation in drei Jahren.
Rekorde sind nicht immer ein Grund zur Freude. Dass der FC Ingolstadt am Abend zum vierten Mal in eine Relegation zur zweiten Bundesliga geht, ist so ein Fall (ab 18 Uhr live im ZDF und hier im Livestream). Ein Rekord im deutschen Fußball, aber eben einer, der gemischte Gefühle auslöst.
Treffen der Relegation-Rekordhalter
Doch der FCI ist damit nicht alleine. Denn Zweitliga-Gegner VfL Osnabrück hat ebenfalls so viele nervenaufreibende Spiele durchstehen müssen - und ist gar drei Mal gescheitert. Aber angesichts der kuriosen Relegationsgeschichte des FCI ist das kaum ein Trost.
Der Begriff Relegation jedenfalls hat es nie zum Wort des Jahres bei den Fans der "Schanzer" geschafft. Ingolstadt versucht vor dem Hinspiel am Donnerstag nun, die Sache positiver zu sehen.
Dramen auf dem Rasen für Ingolstadt
Dabei setzt Trainer Tomas Oral auf die Kraft negativer Erinnerungen. "Das sind natürlich Momente, die du so nicht vergisst", sagt der 48-Jährige und meint die Jahre 2019 und 2020, als sich auf dem Rasen wahre Dramen für die Männer im Ingolstädter Trikot abspielten.
Zweimal scheiterte man nur auf Grund der Auswärtstorregel. Einmal, gegen den SV Wehen-Wiesbaden, war es ein unglückliches Eigentor. Das andere Mal, gegen den 1. FC Nürnberg, fiel das entscheidende Tor in der Nachspielzeit.
Oral stellte beim ersten Training nach den missglückten Versuchen Wut, gar Hass fest - aber auch die Entschlossenheit, es gegen alle Widerstände wieder zu versuchen.
Ein Nischen-Projekt gegen alle Widerstände
Während sich im heutigen FCI-Kader viele aus eigener Erfahrung an die jüngsten Fehlversuche erinnern können, ist der Triumph von 2010 gegen Hansa Rostock ein weit entferntes Gefühl für den Klub, der seit Jahren seinen Platz als Nischen-Projekt zwischen den großen "Nachbarn" FC Augsburg und Bayern München sucht.
Erfolg stellte sich durchaus ein. Zwischen 2010 und 2015 lagen fünf Jahre zweite Liga, bis man es in der goldenen Ära zwischen 2015 und 2017 mit Trainer Ralph Hasenhüttl gar bis in die Bundesliga schaffte.
FC Ingolstadt, ein gefühlter Zweitligist
In Ingolstadt sieht man sich durch die Rückschläge gestärkt und betrachtet sich, zumindest gefühlt, als Zweitligist trotz des Abstiegs in die dritte Liga 2019. "Nach einer verlorenen Relegation hast du oftmals eine Krise und da denke ich, dass unser Management und die Vereinsführung sehr gute und nachhaltige Arbeit geleistet haben", sagt Oral.
So bemüht man sich in den Statistiken positive Teile zu finden. Zum Beispiel die 17 Heimspiele ohne Niederlage oder die Tatsache, dass zu den Duellen gegen den VfL 250 Zuschauer zugelassen sind, die durch Mitarbeiter beider Vereine noch aufgestockt werden.
Anderes Budget, andere Mannschaft
Für Ingolstadt und Sportdirektor Michael Henke hängt wieder einmal eine Menge am Ausgang der Nervenschlacht. Zweite Liga bedeutet mehr TV-Gelder, mit denen man die "erfolgreiche" Mischung des Kaders aus Jung und Alt zusammenhalten könnte.
Scheitern dagegen heißt, auf junge, kostengünstigere Talente setzen zu müssen und fast ganz neu anzufangen. Je nach Ausgang also, ein anderes Budget und eine andere Mannschaft - in Ingolstadt ist wieder einmal vieles in der Schwebe.
Mehr Konsequenz in der Schlussphase
Obwohl wieder aufzustehen quasi zum offiziellen Vereins-Programm gehört, fordert Henke "zwei richtig gute Spiele", während Trainer Oral für "noch mehr Konsequenz in der Schlussphase" plädiert - eben anders als 2019 und 2020.
Das Wort Relegation würde dann wohl nicht mehr bei jedem FCI-Anhänger Frösteln auslösen und auch das erste Training in der Vorbereitung zur neuen Saison würde entspannter ablaufen.
Kapitän Kutschke bemüht dazu noch einen verstaubten Beitrag aus dem Sprüche-Archiv: "Aller guten Dinge sind drei".
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