Darts: Clemens und die Crux mit der Premier League

    Steigt der Darts-Profi auf?:Clemens und die Crux mit der Premier League

    von Patrick Brandenburg
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    Ist Gabriel Clemens bereit für die Premier League? Für den neuen deutschen Darts-Helden könnte die Turnierserie der große Push sein. Es gibt aber auch Bedenken.

    Gabriel Clemens jubelt bei der Darts-WM nach seinem Sieg im Viertelfinale gegen Gerwyn Price
    Gabriel Clemens - wohin führt ihn die Begeisterung um seinen Einzug ins Halbfinale der WM?
    Quelle: Zac Goodwin/PA via AP

    Abschalten gibt's nicht für Gabriel Clemens. Nicht jetzt. Nur wenige Tage nach dem historischen Einzug ins Halbfinale der PDC-Darts-WM steht der neue Pfeile-Held erst in Ulm am Turnier-Brett, dann beim Promi-Darts vor großer TV-Kulisse und Ende des Monats noch beim Masters in Milton Keynes. Zeit fürs Rampenlicht, bevor der Sport hierzulande wieder für viele Monate in der Nische verschwindet.

    Bekommt Clemens die Wildcard für die Premier League?

    Clemens' Aufstieg in die Premier League der Professional Darts Corporation PDC würde Abhilfe schaffen.
    Kein Wunder, dass schon kurz nach dem starken Auftritt des Saarländers im altehrwürdigen Alexandra Palace im Londoner Norden Gerüchte kursierten, Clemens werde eine Wildcard bei der lukrativen Serie ergattern.
    "Das ist mehr Wunschdenken als alles andere", sagte der 39-Jährige bei "DAZN" und ordnete damit seine Chancen gewohnt nüchtern ein.

    Vier sind gesetzt, vier weitere kommen dazu

    Gesetzt sind nur die ersten Vier der Geldrangliste, die gleichzeitig die Weltrangliste ist: Weltmeister Michael Smith, Peter Wright, Michael van Gerwen sowie Gerwyn Price. Vermutlich weitere vier Plätze sind noch zu vergeben.

    Darts-WM
    :Clemens' Traum vom Finale ist geplatzt

    Der furiose Siegeszug des deutschen Profis Gabriel Clemens bei der Darts-WM ist im Halbfinale zu Ende. Der "German Giant" verliert das Duell ums Finale gegen Michael Smith.
    Gabriel Clemens bei der Darts-WM in Aktion
    Ob die PDC es riskiert, die Nummer 19 der "Order of Merit" so vielen besser Platzierten vorzuziehen, ist eher fraglich. Der Verband beeilte sich, Gerüchte um "Gaga" Clemens einzufangen und verwies angesichts des Monsterprogramms bei der nach WM und World Matchplay drittwichtigsten Turnierserie auf ihre Fürsorgepflicht: "In der Vergangenheit haben wir Spieler gesehen, die nicht bereit waren. Die Premier League hat ihre Karriere zerstört", sagte PDC-Geschäftsführer Matthew Porter bei "Sport1".

    Vor- und Nachteile bei Clemens' Aufstieg

    Einerseits böte die Turnierteilnahme Clemens die Chance, die Profilaufbahn auf ein neues Level zu heben. Dauer-Duelle auf höchstem Niveau wären das beste Training. Er könnte sich als Marke etablieren.
    Andererseits ist Vorsicht durchaus geboten: Die Premier League ist ein stressiger Zirkus, der 17 Wochen quer durch Europa tourt und bis zu 10.000 Fans pro Auftritt anlockt.

    Dauerstress in der Premier League

    Für die Profis heißt das: vier Monate Leben aus dem Koffer. Da ist Durchhaltevermögen gefragt. Dieses Jahr wird die Serie vom 2. Februar bis zum 20. Mai in 16 Städten ausgespielt, plus finale Playoffs in London.
    Die PDC ist bekannt für unorthodoxe Lösungen. Seit dem Premier-League-Debüt 2005 haben sich Größe und Format des Turniers stets angepasst, zwischenzeitlich gab es so genannte Challenger oder Local Heroes, die an Einzelterminen einspringen durften.
    Es bietet sich förmlich an, zumindest für den Spielort Berlin eine Lösung zu finden, die Clemens einbindet. Auch ohne grelle Auftritte oder markige Sprüche ist Gabriel - gelernter Schlosser - zum Sympathieträger bei den Fans aufgestiegen.

    Verband hofft auf deutsches Zugpferd

    Der wortkarge Normalo kommt hierzulande extrem gut an. Die "SZ" dichtete schon anerkennend: "Lange Sätze sind nicht seine Leidenschaft. Es sei denn, er gewinnt sie."
    Eine Steilvorlage für den geschäftstüchtigen Darts-Verband, der seit Ewigkeiten auf ein Zugpferd im deutschen Markt hofft und aktuell einen Generationenwechsel zu moderieren hat, bei dem neue Typen dringend gesucht werden.

    Clemens ein "Boris Becker mit Pfeilen"?

    Der allmächtige frühere PDC-Impresario Barry Hearn forderte schon vor Jahren: "Wir brauchen einen Boris Becker mit Pfeilen."
    Obwohl der Sport in Deutschland seine Nische gefunden hat und sich zum Live-Event mit treuer Fanbase entwickelte, hob er nie richtig ab, wie etwa in Holland.

    Clemens kommt ins aktuelle sportstudio

    Das könnte sich durch Clemens ändern. Mehr als alle Vorgänger scheint er das Zeug zu haben, sich als nervenstarker Frontrunner auch dauerhaft auf dem Karussell zu halten.

    • Am Samstag, 14. Januar, 23 Uhr, ist der Saarländer zu Gast im aktuellen sportstudio.
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