Das B-Team der deutschen Handballer steht bei der EM mit weißer Weste in der Hauptrunde. Die von Corona-Ausfällen gebeutelte Auswahl hat Polen völlig überraschend 30:23 besiegt.
Die DHB-Auswahl hat bei der EM in der Slowakei und Ungarn das schier Unmögliche möglich gemacht und ist dank des 30:23-Sieges über Polen als Gruppensieger und mit weißer Weste in die Hauptrunde eingezogen. Dort sind Spanien (Donnerstag, 18 Uhr, ARD), Norwegen (Freitag, 20.30 Uhr, ZDF), Schweden (Sonntag, 18 Uhr, ARD) und Russland (Dienstag, 25. Januar, 18 Uhr, ZDF) die Gegner. Polen ist als Gruppenzweiter ebenfalls dabei, nimmt aber die Niederlage gegen Deutschland in die Hauptrunde mit.
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Neun Ausfälle wegen Corona
Im deutschen Team hatte es vor dem Spiel gegen Polen neun Corona-Fälle gegeben, darunter die beiden Torhüter Till Klimpke und Andreas Wolff, Siebenmeterspezialist Marcel Schiller sowie die Goalgetter Kai Häfner, Julius Kühn und Timo Kastening. Bundestrainer Alfred Gislason nominierte sechs Spieler nach, wovon Hendrik Wagner nach seiner Ankunft ebenfalls positiv getestet wurde. So hatte Gislason im Spiel gegen Polen nur 13 Feldspieler plus Torwart Joachim Bitter zur Verfügung.
Umso beachtlicher war die Leistung gegen die bis dato ungeschlagenen Polen. Christoph Steinert avancierte an seinem 32. Geburtstag mit neun Treffern zum besten Werfer der DHB-Auswahl, und auch der 21 Jahre Team-Youngster Julian Köster (sechs Tore) wuchs in Bratislava über sich hinaus.
Deutsche Abwehr mit Weltklasseleistung
Zudem machte der 39 Jahre alte Nachrücker Johannes Bitter einen richtig guten Job. Der wie vier weitere Akteure erst am Spieltag eingeflogene Keeper gab seinem unerfahrenen Team enorm viel Sicherheit und machte das coronabedingte Fehlen des etatmäßigen Torwart-Duos Andreas Wolff und Till Klimpke vergessen - die Defensivleistung war phasenweise weltklasse.
Die deutschen Spieler waren von Beginn an wild entschlossen, die Corona-Turbulenzen schienen Kapitän Johannes Golla und Co. nur noch mehr zu motivieren. "Das waren gnadenlose Emotionen. Es ist begeisternd, was die Jungs bis hier gezeigt haben", schwärmte DHB-Sportvorstand Axel Kromer schon zur Pause.
Kein Nachlassen in der zweiten Halbzeit
Danach baute die DHB-Auswahl den Vorsprung kontinuierlich aus. Beim Stand von 23:17 (50.) war die Vorentscheidung gefallen - und Polen kam nicht mehr gefährlich heran.
"Grundsätzlich habe ich uns das zugetraut, aber die Vorzeichen standen natürlich nicht gut", sagte Kapitän Johannes Golla im ZDF: "Das Spiel war extrem wichtig heute, denn die Gegner in der Hauptrunde werden Hochkaräter."
Keeper Rebmann und Zieker nachnominiert
Bis zum Hauptrunden-Duell am Donnerstag gegen Titelverteidiger Spanien hofft das deutsche Team nun, dass weitere Coronafälle ausbleiben. Für Torhüter Till Klimpke und Linksaußen Marcel Schiller, deren positiven Tests erst drei Stunden vor dem Spiel gegen die Polen bekannt wurden, hat der DHB mittlerweile Torhüter Daniel Rebmann (Frisch Auf Göppingen) und Linksaußen Patrick Zieker (TVB Stuttgart) nachnominiert.
Wer beim Hauptrunden-Auftakt gegen Spanien auflaufen kann, ist angesichts der aktuellen Infektionswelle aber fraglich. Das Warten auf die PCR-Ergebnisse dürfte für das deutsche Team in den kommenden Tagen zu einer ähnlich spannenden Angelegenheit wie das sportliche Kräftemessen auf dem Feld werden.
Die Hauptrunde
Gruppe 1
Dänemark 30:21 2:0
Frankreich 27:22 2:0
Island 29:28 2:0
Kroatien 22:27 0:2
Montenegro 21:30 0:2
Niederlande 28:29 0:2Ungarn ist überraschend gescheitert. Der Co-Gastgeber verlor gegen Island mit 30:31 (17:17) und schlossen die Gruppe B als Dritter ab. Neben den noch ungeschlagenen Isländern zog Außenseiter Niederlande dank eines 32:31 (17:13) gegen Portugal als Tabellenzweiter in die Hauptrunde ein.
Gruppe 2
Deutschland 30:23 2:0
Spanien 32:28 2:0
Russland 23:22 2:0
Norwegen 22:23 0:2
Schweden 28:32 0:2
Polen 23:30 0:2